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Bad Neustadt: Bauarbeiten: Autofahrer werden auf der A71 ausgebremst

Bad Neustadt

Bauarbeiten: Autofahrer werden auf der A71 ausgebremst

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    Warnung vor nicht befestigten Straßenbelägen und Splitt oder Schotter auf der Fahrbahn. Aufgrund von Fahrbahninstandsetzungsarbeiten ist momentan in einigen Bereichen der A 71, wie hier kurz nach der Lauertalbrücke in Richtung Schweinfurt, nur Tempo 80 erlaubt.
    Warnung vor nicht befestigten Straßenbelägen und Splitt oder Schotter auf der Fahrbahn. Aufgrund von Fahrbahninstandsetzungsarbeiten ist momentan in einigen Bereichen der A 71, wie hier kurz nach der Lauertalbrücke in Richtung Schweinfurt, nur Tempo 80 erlaubt. Foto: Björn Hein

    Braucht es ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen? Eine Frage, die des Öfteren wild öffentlich diskutiert wird - gerade jetzt in den Zeiten von Klimawandel und wegen der Bestrebungen nach besserem Klimaschutz. Laut einer aktuellen Umfrage des Energie-Trendmonitor 2019 ist mit 57 Prozent eine Mehrzahl der Bundesbürger für die Einführung einer solchen generellen Geschwindigkeitbegrenzung. 

    Tempolimit auf der A 71

    Dabei gibt es diese Begrenzung aktuell schon, wenn auch recht unfreiwillig und zeitlich begrenzt. Seit Mitte Juli werden die Autofahrer auf einem bayerischen Stück der A 71 ausgebremst. Der Grund: Fahrbahninstandsetzungsarbeiten mit sogenannten Dünnschichtbelägen. Ab dem Dreieck Werntal bis zur Lauertalbrücke bei Münnerstadt gilt momentan durchgängig Tempo 80. Nicht nur, aber gerade Pendler dürften deshalb auf dem über 30 Kilometer langen Abschnitt seit einigen Tagen ungeahnte Blicke auf die Natur abseits der gewohnten Fahrbahn werfen. Vereinzelt heißt es auch in der Gegenrichtung in Richtung Schweinfurt Fuß vom Gas.

    Rund 135 000 Quadratmeter Fahrbahndecke werden laut Auskunft der Autobahndirektion Nordbayern in Nürnberg alleine im Jahr 2019 auf dem erwähnten Teil der A 71 abschnittsweise erneuert. Dabei ist die Autobahn erst seit Dezember 2005 "unter Verkehr", wie es so schön im Amtsdeutsch heißt. Ist sie also nach dieser recht jungen Zeit schon so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass es der großen Frischzellenkur bedarf?

    Zeitpunkt der Instandsetzung nicht außergewöhnlich

    Wie eine Sprecherin der Autobahndirektion Nordbayern erklärt, sind Instandsetzungsarbeiten nach den jetzt 14 Jahren Laufzeit der Autobahn nichts außergewöhnliches. Allgemein gehe man bei Fahrbahndecken je nach Verkehrsbelastung, Witterung und Zusammensetzung und Verarbeitung des Mischgutes von einer Haltbarkeit zwischen circa acht bis 15 Jahren aus. Die darunterliegende Binderschicht, so die Landesbehörde, wird mit einer Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren und die Tragschichten mit einer Haltbarkeit von circa 30 bis 40 Jahre veranschlagt.

    Aufgrund der Bauarbeiten fehlt auf der Fahrbahn der A 71 teilweise die Markierung.
    Aufgrund der Bauarbeiten fehlt auf der Fahrbahn der A 71 teilweise die Markierung. Foto: Björn Hein

    Sollten die Schäden lediglich oberflächlich sein - beispielsweise leichte Spurrinnenbildung oder Risse in der Fahrbahndecke - wird nur der obere Teil der Fahrbahndecke (circa ein bis zwei Zentimeter) abgefräst und mit sogenannten Dünnschichtbelägen wieder hergestellt. Aufgrund technischer, verkehrlicher und witterungsbedingter Gegebenheiten sei ein Zeitraum von bis zu acht Wochen  zwischen dem Abfräsen und der Fertigstellung des instandgesetzten Bereiches, einschließlich neuer Fahrbahnmarkierung, erforderlich, heißt es weiter.

    Fuß vom Gas aus Sicherheitsgründen

    Komplett gesperrt werden muss die Autobahn trotz der laufenden Bauarbeiten mit den Arbeitsschritten Abfräsen, Einbau Vorprofil, Einbau Deckschicht und Markierung aber nicht. Da sich im Bauzeitraum aber immer wieder Splittkörner beim Überfahren aus der gefrästen Oberfläche herauslösen können, heißt es aus Sicherheitsgründen Fuß vom Gas mit der Geschwindigkeitsgrenzung auf 80 Stundenkilometer. 

    Mit den Dünnschichtbelägen auf der A 71 wurde Mitte Juli 2019 begonnen, sie werden bis voraussichtlich Ende September 2019 abgeschlossen sein, erklärt die Autobahndirektion Nordbayern abschließend. 

    Die Geschichte der A 71Sie gehört mittlerweile einfach dazu und ist auch nicht mehr wegzudenken - die Autobahn 71.  Im Oktober 2005 wurde vorab der Abschnitt zwischen dem Autobahndreieck Werntal bei Schweinfurt und der Anschlussstelle Bad Kissingen/Oerlenbach für für den Verkehr freigegeben. Mit dem letzten Teilstück Meiningen-Süd - Bad Kissingen/Oerlenbach wurde der 1,6 Milliarden Euro teure und 152 Kilometer lange Abschnitt zwischen Erfurt und Schweinfurt dann am 17. Dezember 2005 fertiggestellt. Die Bundesautobahn ist ein Neubau, der 1996 mit dem Hauptabschnitt Erfurt - Schweinfurt als Teil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 16, begonnen wurde. Im Gegensatz zu Thüringen gab es im Freistaat von Anfang an Widerstand gegen das Bauvorhaben. Zuvor hatte sich die Regierung von Unterfranken 1994 nach etlichen Befragungen von Trägern öffentlicher Belange, Eingaben von Bürgerinitiativen, Privatpersonen oder Vereinen gegen die Wahllinien West und Mitte und für die Ost-Trasse ausgesprochen, die damals noch A 81 heißen sollte. Der Grund: Erhebliche Vorteile aus raumordnerischer Sicht für die Region Main-Rhön und es werde längst nicht so viel Wald in Anspruch genommen. Ruhe trat wegen A 71-Gegnern aber deshalb noch nicht ein. Der Münnerstädter Stadtrat erhob Klage, die später zurückgezogen wurde. Auch aus Rödelmaier und von der "Bürgerinitative B 19 / A 81" kam Widerstand. Kundgebungen gab es in dieser Zeit auch von Autobahn-Befürwortern.Im Jahr 2015, 25 Jahre nach der Wiedervereinigung, ist das finale Teilstück  zwischen der Anschlussstelle Sömmerda-Ost in Thüringen und der provisorischen Anschlussstelle B 85 freigegeben worden. Seitdem ist die A 71 als jüngste Autobahn Deutschlands auf rund 220 Kilometern durchgängig zwischen Schweinfurt und dem Autobahndreieck Südharz befahrbar. Der fast acht Kilometer lange Rennsteigtunnel ist zudem der längste Tunnel Deutschlands. Mit rund 2,6 Milliarden Euro Baukosten ist die A 71 auch die teuerste des Landes. Gerade für den nördlichen Teil steuerte die EU nach Ministeriumsangaben aus ihrem Regionalfonds etliche Millionen Euro bei. 

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