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Rhön-Grabfeld: Bauernregeln: Es grüßt der Lenz

Rhön-Grabfeld

Bauernregeln: Es grüßt der Lenz

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    Schon in der ersten Februarhälfte ließen sich heuer Frühblüher blicken und solche sind jetzt, wie auch diese Schneeglöckchen, fast überall kaum mehr zu übersehen.
    Schon in der ersten Februarhälfte ließen sich heuer Frühblüher blicken und solche sind jetzt, wie auch diese Schneeglöckchen, fast überall kaum mehr zu übersehen. Foto: Bernd Heim

    Das Wetter im diesjährigen Februar diesen Jahres war mitunter schon recht april-mäßig und insgesamt für die Jahreszeit zu mild. Überhaupt zeigt ein Blick in die Statistik, dass seit den 1960er- und 1970er-Jahren bis heute sich im Winter die Schnee- und Frosttage nahezu um die Hälfte reduziert haben, schreibt er.

    Nach dem witterungsmäßig recht unbeständig, dabei mit Schnee und Eis, mehreren Sonnenschein-Tagen, mit viel Regen und an einigen Tagen mit stürmischen Winden daher gekommenen Februar fragen sich nun viele Menschen, wie das Wetter im März wird.

    Benannt wurde der Monat nach dem römischen Gott des Krieges und der Vegetation "Martius" (Mars). Der alte germanisch-deutsche Monatsname war Lenz, Lenzing beziehungsweise Lenzmond und ein Hinweise darauf, dass in diesem Monat der Frühling und damit auch die Arbeit auf den Feldern und in den Gärten beginnt.

    "Lenz"  ist der poetische Ausdruck für Frühling und im übertragenen Sinn auch für ein Lebensjahr. Am 1. März ist meteorologischer Frühlingsbeginn, der kalendarische Frühlingsanfang dann am  20. März. Und am letzten Märzsonntag wird dann wieder die Uhrzeit umgestellt. Das hat den Effekt, dass es abends länger hell ist. Dafür ist es morgens entsprechend länger dunkel.

    Frühlingsboten

    Weil Kälte und Wärme, Regen und Sonne, Wind und Wolken sowie das Verhalten von Tieren und Pflanzen das Leben mit Saat und Ernte, mit Widrigem und Gutem beeinflussen, beobachteten die Altvorderen Wetter und Natur. Anhand ihrer Beobachtungen versuchten sie auch, gewisse Regeln abzuleiten, die ihnen halfen, das Wetter und dessen Veränderung  vorherzusagen.

    Die so gemachten Erfahrungswerte und Deutungen, die man von einer Generation zur nächsten in einprägsamen Wettersprüchen weitergab, sind gemeinhin als "Bauernregeln" bekannt. Viele davon sind nicht nur gefällige Reime und Sprüche, denn ein großer Teil von ihnen lässt sich in der Jetztzeit auch wissenschaftlich erklären und nachvollziehen, schreibt Heim.

    In den schnelllebigen Zeiten der Gegenwart kümmern sich viele Menschen aber kaum mehr um Lebensweisheiten und Bräuche aus früherer Zeit. Nach den jahrhundertealten Wetterweisheiten soll zum Beispiel Gültigkeit haben: "Von den wilden Blümchen die roten und Spechte sind die wahren Frühlingsboten", "Siehst du im März gelbe Blumen im Freien, magst du getrost deinen Samen streuen", "Lässt der März sich trocken an, bringt er Brot für jedermann", "Wenn im März viel Winde weh'n, wird's im Mai dann warm und schön".

    Jedoch: "Gibt's im März zu vielen Regen, bringt die Ernte wenig Segen", "Schlägt im Märzengrün der Fink, ist das ein gefährlich Ding" und "Märzenschnee tut den Saaten weh". Seit Mitte Februar stellten sich diesmal schon die ersten Frühlingsboten ein: Frühblüher wie Schneeglöckchen, Winterlinge und Krokusse sowie auch die ersten Zugvögel-Ankömmlinge.

    Lostage

    Der Wetterglaube der Altvorderen, Götter, Geister und Dämonen, später auch die Kirchenheiligen, würden ihre jeweilige Stimmungslage in eitel Sonnenschein oder gefahrdrohende Wolken und Sturmwinden abreagieren, hielt sich lange Zeit. Nach altem Volksglauben waren für die Wetterprognose die Lostagsregeln recht beliebt, die sich auf bestimmte Namenstage von Kirchenheiligen bezogen, an denen das "Los", also das Wetterschicksal, angeblich bestimmt würde.

    So soll für den 1. März, den Tag des Heiligen Albinus, gelten: "Regnet's stark an Albinus, macht's dem Bauern viel Verdruß". Für den 6. März, dem Tag des Heiligen Fridolin, heißt es: "Nach Fridolin, da zieht der Winter hin" und "Nach dem Tag des Fridolein, da muss der Pflug auf dem Felde sein."

    Der 12. März ist der Tag des Heiligen Gregorius und "Gregor zeigt dem Bauern an, dass im Feld er säen kann." Der 17. März ist der Tag der Heiligen Gertrud, der Schutzpatronin der Gärtner, Reisenden und Pilger, der Witwen sowie der Katzen und Helferin gegen Mäuse- und Rattenplage: "Sonniger Gertrudentag, Freud' dem Bauern bringen mag" sowie "Ist Gertrud sonnig, wird's dem Gärtner wonnig".Jedoch: "Sieht Sankt Gertrud Eis, wird das ganze Jahr nicht heiß.“

    Am 19. März, dem Sankt-Josephs-Tag, sagte man: "Wenn einmal Josefi ist, endet der Winter ganz gewiß". Für den 21. März, dem Tag des Heiligen Benedikt, gilt seit alters her: "Willst Du Gerste, Erbsen, Zwiebeln dick, so säe sie nach St. Benedikt".  Ferner: "An Mariä Verkündigung (25. März) hell und klar, ist's ein Segen für das ganze Jahr". Auch glaubte man vom Wetter an den letzten Märztagen abzuleiten: "Wie der  30., so der Sommer; wie der 31., so der Herbst."

    Hundertjähriger Kalender

    Und schenkt man den Prognosen des Hundertjährigen Kalenders Glauben, sollen die ersten Märztage wechselhaftes Wetter mit Sonnenschein und Regen bringen, es vom 11. bis 24. März durchweg kühle Witterung herrschen, vom 25. bis 27. März sonnig und vom  28. bis 31. März regnerisch sein.

    Wenn auch die jahrhundertealten Bauernregeln die Leistungen der modernen Meteorologie nicht ersetzen können, sollten sie doch immer einmal wieder in das Bewusstsein jüngerer Menschen gehoben werden, geht doch in der Hektik der schnelllebigen Zeit das Gespür für die Vorgänge in der Natur und die Fähigkeit der Beobachtung solcher Vorgänge zunehmend verloren.

    Erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird in Wetterstationen und meteorologischen Instituten die tägliche Wetterlage registriert. Und seitdem gibt es die wissenschaftliche Wetterprognose, die die atmosphärischen Vorgänge physikalisch erklärt sowie technikgespickte Berechnung und Vorhersage der Entwicklung des Wetters in einer Region vornimmt.

    Der Schriftsteller Erich Kästner (1899-1974) verfasste auch ein achtstrophiges Gedicht, dessen vier letzten Strophen lauten:

    "Der März…

    Winter macht Inventur,
    will sich verändern,
    schrieb auf ein Angebot
    aus andern Ländern.

    Mustert im Fortgehn noch
    Weiden und Erlen,
    Kätzchen blühn silbergrau,
    schimmern wie Perlen.

    In Baum und Krume regt
    sich's allenthalben,
    Radio meldet schon
    Störche und Schwalben.

    Schneeglöckchen ahnen nun,
    was sie bedeuten;
    wenn du die Augen schließt,
    hörst du sie läuten."

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