Gert Urban hütet einen Schatz. Und er schaut, dass er sich vermehrt. Verstecken muss der Ostheimer seinen Schatz nicht, im Gegenteil: Er ist weithin sichtbar. Es sind nicht Gold, Silber oder Edelsteine, die der Landwirt bewahrt, sondern Hasenohr, Rittersporn und Kornblume. Ackerwildkräuter, die wegen der intensiven Landwirtschaft immer seltener werden. Auf einigen von Urbans Äckern dürfen sie ungestört wachsen. Dafür hat er nun einen Wettbewerb gewonnen.
17 Arten von Ackerwildkräutern fand Prüferin Franziska Mayer von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) auf Urbans Feldern, darunter neben den oben genannten Ackerwachtelweizen, Kleinblütigen Frauenspiegel, Kleine Wolfsmilch und andere. Damit konnte er von den zwölf Landwirten aus Unterfranken, die in die engere Wahl kamen, die meisten wilden Arten vorweisen.
Doch Mayer prüfte nicht nur die Vielfalt seltener Arten. Sie schaute auch, inwieweit sich unerwünschtes Kraut wie Ackerkratzdistel, Ampfer und Kletten-Labkraut breit machten. Und sie schaute, wie nachhaltig die Äcker bewirtschaftet werden.
Auch bei diesen Kriterien lag Gert Urban an der Spitze. Und so gewann er den gemeinsamen Wettbewerb des LfL, des Bunds Naturschutz (BN) und des Deutschen Verbands für Landschaftspflege. Dieser soll den Wert von Ackerwildkräutern stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Noch vor Jahren galten die Ackerwildkräuter als zu bekämpfendes Unkraut. Ein Drittel ist nach Angaben von BN-Agrarreferentin Marion Ruppaner „fast ausgestorben“. Auch, weil die Landwirtschaft immer intensiver und ertragsorientierter wird.
Dabei sind Ackerwildkräuter wertvoll. Nicht nur wegen der biologischen Vielfalt. Laut Bernd Blümlein vom DVL bilden die rund 350 Arten das Potenzial für Nutzpflanzen. So ist der wilde Ackerkohl mit gängigen Kohlarten verwandt. Die Kamille als Arzneipflanze ist auch bekannt.
Gert Urban nimmt einiges in Kauf, damit die Wildkräuter gedeihen können. Von seinen 185 Hektar Ackerfläche befinden sich 30 in einem Vertragsnaturschutzprogramm (VN). „Die Anforderungen sind härter als für einen Biobauern.“
Wie diese muss der eigentlich konventionelle Landwirt auf den speziellen Feldern auf chemische Dünger und Pflanzenschutz verzichten. Zusätzlich sind Gülle und Mist tabu.
Weiterhin darf der Ostheimer keine mechanische Unkrautbekämpfung durchführen, sprich, das unerwünschte Kraut „herausstriegeln“. Im Grunde bearbeitet er den Boden vor der Aussaat nur grundhaft – und lässt das Feld bis zur Ernte liegen.
Dass darunter der Ertrag leidet, scheint logisch. Holt Urban von einem Hektar konventionell bearbeitetem Feld zwischen 30 und 35 Dezitonnen, bei guten Lagen bis zu 50, sind es bei den Äckern mit Wildkräutern 20 bis 25 Dezitonnen.
„Wirtschaftlich rechnet sich das nicht.“ Zwar zahlt der Staat Zuschüsse für diese Art der Bewirtschaftung, den Verlust wiegt das nicht ganz auf.
Aber Gert Urban sieht sich in der Pflicht. Der Eingriff der intensiven Landwirtschaft habe Konsequenzen. Die Äcker mit Ackerwildkräutern seien eine Art Ausgleich.
Übrigens: Fast die Hälfte der Wettbewerbsgewinner stammen aus dem Kreis Rhön-Grabfeld. Für 385 der insgesamt 50 000 Hektar Landwirtschaftsfläche gilt das VN-Programm.
Die Preisträger
Beim Wettbewerb „Blühende Ackerwildkräuter“ siegten:
1. Preis: Gert Urban (Ostheim)
2. Preis: Frank Wethmüller (Oberelsbach)
3. Preise: Gerd Frickel (Ostheim), Jürgen Schöpplein (Stockheim), Richard Gerhard (Thüngersheim, Landkreis Würzburg)
Weitere Gewinner des Wettbewerbs: Elmar Kistner (Oberelsbach), Jannick Johe (Euerbach, Landkreis Schweinfurt), Kornelia Vogt (Wartmannsroth, Landkreis Bad Kissingen), Familie Neder (Ramsthal, Landkreis Bad Kissingen), Karl-Heinrich Weber (Wülfershausen), Lothar Bold (Neuwirtshaus, Landkreis Bad Kissingen) und Helmut Keidel (Rimpar, Landkreis Würzburg).