Am Freitag fand an der Grundschule in Nordheim eine bemerkenswerte Abschiedsfeier statt. Nach 44 Jahren im Dienst an dieser Schule trat Handarbeitslehrerin Bernadette Hench in den Ruhestand.
Die gebürtige Bad Königshöferin hatte nicht von Anfang an den Lehrberuf angepeilt, sagte Schulleiterin Eveline Scherer in ihrer Würdigung. Sie habe ganz andere Berufserfahrungen gesammelt, bevor sie nach ihrer ersten Lehramtsprüfung 1971 an die Grundschule Nordheim kam. Hier und in Ostheim hatte sie seither Unterricht erteilt und ihre Aufgabe immer mit jugendlichem Schwung ausgefüllt.
Das bestätigte auch der Elternbeiratsvorsitzende Tobias Mültner. Für den Schulverbandsvorsitzenden Fridolin Link zählte Bernadette Hench zum festen „Inventar“ der Schule, die die Kinder fest in ihr Herz geschlossen habe. Zusammen mit Nordheims Bürgermeister Thomas Fischer überreichte er Hench mehrere Geschenke.
Ein besonderes Lob erteilte Hermann Spiegel, der 28 Jahre erst Konrektor, dann Rektor an der Nordheimer Grundschule gewesen war. Aus tiefstem Herzen könne er sagen, dass es eine wunderbare Zeit mit ihr gewesen sei, auch deswegen, weil sie ihn, ihren damaligen Schulleiter, mit ihrem „Durchblick“ unterstützt habe, lobte er Bernadette Hench.
Die Lehrerinnen hatten für die Abschiedsfeier ein tolles Rahmenprogramm vorbereitet. Sie sangen für Bernadette Hench mehrere Couplets. Begleitend dazu übergaben sie Utensilien, die stellvertretend für einen erfüllten Ruhestand standen: etwa ein Bobby-Car für angenehme Fahrten mit ihrem Auto. Zur Erheiterung der Anwesenden setzte sich die Geehrte auch gleich auf das kleine Gefährt und rollte damit ein paar Mal hin und her – unfallfrei!
Die Kinder hatten gesungene Ratschläge parat, wie die künftige Pensionärin die Zeit gestalten könne. Daniela Pototschnik hatte Kolleginnen, Freunde und Bekannte von Bernadette Hench darum gebeten, kleine, bunte Quadrate zu häkeln. Diese hatte sie zu einer großen Patchwork-Decke zusammengenäht, welche sie nun an ihre Kollegin überreichte. Der Hausmeister der Schule, Manfred Wawretschka, hatte für die Scheidende einen zusammenklappbaren Liegestuhl gebaut.
Und plötzlich fuhr einer der Buben auf einem Kindertraktor vor, drehte einige Runden vor der Jubilarin und steuerte dann flugs auf den Schulhof hinaus. Es war eine Einladung an alle, ihm zu folgen. Als Bernadette Hench den großen Traktor in der Jahnstraße stehen sah, an den ein offener Personenanhänger angefügt war, brach sie in lautes Lachen aus: Tobias Mültner hatte einst den Wunsch geäußert, sie solle doch einmal zu seinem Bauernhof kommen. „Aber nur, wenn du mich mit dem Traktor abholst“, hatte sie scherzend geantwortet. Eine Kollegin hatte diese Antwort gehört und nicht vergessen.
„Die fremdbestimmte Zeit ist jetzt zu Ende gegangen“, sagte Bernadette Hench am Ende nachdenklich. „Ich kann mir die Zeit jetzt nach eigenem Gutdünken einteilen.“ Sie werde aber ihren Tag weiterhin strukturieren. Eine Möglichkeit sei, endlich ihre Reisepläne zu verwirklichen. „Der Iran, das ist mein Traum! Denn ich liebe den Orient!“ Schnell fügte sie hinzu: „Aber ich liebe auch die Rhön.“