Das Negative vorweg: Der Wunsch des Veranstalters, dass es den ganzen Sonntag trocken bleiben soll, hat sich nicht erfüllt. Denn als gerade ein Triebwagen der Erfurter Bahn (EB), ein sogenanntes Unterfranken-Shuttle, getauft werden sollte, gab es auch reichlich Wasser von oben. Ansonsten zogen die Veranstalter des zweiten Mellrichstädter Bahnhofsfests eine rundum positive Bilanz: Der Besucherstrom übertraf alle Erwartungen. Viele Bilder:
Bürgermeister Eberhard Streit taufte den Triebwagen auf den Namen „Stadt Mellrichstadt“ und zeigte sich erfreut, dass mit der Zugtaufe eine Partnerschaft für die Zukunft entstanden ist. Damit dieser Zug alle Fahrgäste unfallfrei befördert, baten Stadtpfarrer Florian Judmann und sein evangelischer Amtskollege Pfarrer Andreas Werner für den Wagen Gottes Segen. Und siehe da: Kurz nach dieser Feier verzogen sich die Regenwolken und gelegentlich ließ sich sogar die Sonne blicken.
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Einen leistungsfähigen Bahnanschluss habe man in Mellrichstadt, so der Bürgermeister in seiner Ansprache. Die Tatsache, dass die Bahn im Stundentakt hier hält, sei ein Grund, gelegentlich ein Bahnhofsfest zu feiern. Und dass es einen Zug der Erfurter Bahn gibt, der den Namen der Stadt trägt und im Verbund damit wirbt, sei natürlich ein ganz besonderer Grund. Dafür, dass die Erfurter Bahn dies ermöglicht hat, dankte Streit der Geschäftsführerin Heidemarie Mähler und dem Leiter der Abteilung Planung, Betrieb und Marketing, Andreas Galle.
Auch die Fladunger Museumsbahn war mit ihren beiden Dampflokomotiven nach Mellrichstadt gekommen. Diese zogen abwechselnd den Pendelzug bis Ostheim. Somit waren diesmal drei Dampflokomotiven auf den Mellrichstädter Bahnhofsgleisen unterwegs: die Lok 98 886 und die Hohenzollern-Lokomotive „Alfred“ sowie die 50 3501, die Lokomotive des Dampflokwerks Meiningen, die einen restaurierten Schnellzugwagen aus den 1920er Jahren mitbrachte. Die Meininger Lok stand bei den Besuchern hoch im Kurs: Viele wollten die Gelegenheit für kostenlose Mitfahrten auf dem Führerstand nutzen. Allerdings war bei den Fahrgästen Geduld gefordert; den ganzen Tag über war eine lange Schlange vor dem Einstieg zum Führerhaus zu sehen.
Diese Lok und der historische Wagen werden am Pfingstsonntag, 23. Mai, ab 8 Uhr anlässlich des Jubiläums „175 Jahre deutsche Eisenbahn“ von Meiningen über Mellrichstadt zum Dampflokmuseum nach Neuenmarkt-Wirsberg fahren. Fahrkarten dafür gibt es unter anderem beim Aktiven Mellrichstadt.
Dafür, dass „alles wie am Schnürchen ablief“, dankte Bürgermeister Streit den vielen Helfern, unter anderem dem TSV, der MKG und den Eisenbahnfreunden, die für die Verpflegung der vielen Gäste sorgten. Die Sicherheit gewährleisten Helfer der Feuerwehr und des THW, die das Bahnhofsgelände gegen das Betriebsgelände der Bahn absperrten. Abschließend dankte Streit noch Eisenbahnfreund Wolfgang Ullrich, einem „leidenschaftlichen Mellrichstädter“. Von ihm ging heuer wieder – wie bereits vor zwei Jahren – die Initiative für ein Bahnhofsfest aus. Zudem hat Ullrich die meisten bahntechnischen Ideen eingebracht und diese in die Realität umgesetzt.
Nachdem die Museumsbahn des Freilandmuseums, trotz Unterstützung der Stadt Mellrichstadt, an ihren Fahrtagen mittags immer nur bis Ostheim fährt, ist sich Streit sicher, dass bei einer solchen Veranstaltung klar gestellt wird, dass Mellrichstadt der Ausgangspunkt für Fahrten nach Fladungen und zum Freilandmuseum ist. Dass Mellrichstadt immer noch einen Bahnhof hat, an dem regelmäßig Züge halten, biete große Chancen für Berufspendler und Urlauber, so Streit weiter. Mellrichstadt ist gut versorgt und hat das Privileg, dass neben dem Autobahnanschluss auch noch die Bahn genutzt werden kann.
Die Erfurter Bahn war zudem mit einer 1200 PS starken Güterzuglokomotive vor Ort und machte so deutlich, dass sie auch Gütertransporte vom und zum erschlossenen Industriegebiet „Loh“ mit Bahnanschlussmöglichkeit übernehmen könnte.
Modelle auf Schienen
Neben der großen Bahn wurde auch für Modellbahnfans eine Ausstellung in der Oskar-Herbig-Halle geboten. Die Spur-1-Freunde Rhön sowie Kollegen aus dem Frankenwald haben im Maßstab 1:32 den Rangierbetrieb auf 45 mm breiten Gleisen gezeigt. Faszinierend war der Fränkische Endbahnhof von Hans Wunder aus Nordhalben. Dieser detailgetreue Bahnhof – übrigens baugleich mit dem Königshöfer – hat sogar Fachpublizisten und -fotofrafen aus der Modellbauszene nach Mellrichstadt gelockt. Und ebenso faszinierend waren die „patinierten“ Modelle, worauf mit Airbrush-Verfahren echt wirkende Dreck-, Ruß-, Öl- und Rostspuren aufgetragen wurden.
Und zu guter Letzt waren neben den historischen Schienenfahrzeugen auch einige Straßenoldtimer nach Mellrichstadt gekommen. Die Obermaßfelder „Freunde des alten Blechs“ waren mit Motorrädern und einigen Gespannen am Bahnhof. Zusammen mit zwei historischen Traktoren waren diese Fahrzeuge vor allem bei den jüngsten Gästen beliebt. Weil der Führerstand der Dampflok nicht allen Kindern ganz geheuer vorkam, freuten sie sich, dass sie auf den historischen Motorrädern und Traktoren einmal Probe sitzen durften.