(evk) „Da! Ein paar Mehrfachaufgaben, und schon konzentrieren Sie sich nicht mehr so arg – und sitzen lockerer.“ Zufrieden schaut Eckart Meyners auf Reiterin Marie-Theres Geller, die durch die Reithalle des Reitclubs Rhön in Lebenhan trabt – die Zügel souverän in der rechten Hand, das Mikrophon in der linken und, als ob das noch nicht genug wäre, sich bemüht, die Fragen der Referenten bei der Veranstaltung „Besser Sitzen“ der FN, der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, zu beantworten.
Einige wenige Minuten gezielter Lockerung angespannter Muskulatur hatten bei Marie-Theres Geller und „Rufi“ viel bewirkt: mehr Beweglichkeit der Reiterin im Sattel und daraus resultierende große, souveräne, vor allem aber geschmeidigere Bewegungen des Pferdes. „Die Grundstruktur passt“, lobt Meyners den Sitz der Reiterin, „man muss nur etwas mehr Flexibilität reinbringen. Ich würde versuchen, Sie zu größerer mentaler Losgelassenheit zu bringen“.
Dass hochkarätige Ausbilder wie Eckart Meyners, Sportdozent an der Universität Lüneburg, Autor und national wie international der Experte in Sachen Reitersitz, und Christoph Hess, Ausbildungsbeauftrager der FN, in die Rhön kommen, ist keine Selbstverständlichkeit. Der Reitclub Rhön hatte Glück. Als die FN wegen eines Termins quasi auf dem Weg zwischen zwei Veranstaltungen in Großstädten anrief, griff der Verein sofort zu. „So etwas lassen wir uns doch nicht entgehen“, freute sich Schriftführerin Ruth Müller.
Genau das dachten sich auch die Zuschauer. Trotz des Veranstaltungstermins mitten in der Woche reisten knapp 100 Interessierte aus Franken, Hessen und Thüringen an, um das Duo Meyners/Hess im praktischen Unterricht zu erleben. Sie wurden nicht enttäuscht.
Fünf Reiter des gastgebenden Vereins hatten sich zu Demonstrationszwecken zur Verfügung gestellt: Neben Geller waren das Patricia Skiba-Blum, Michael Mross, Verena Kromer und die 13-jährige Stefanie Reichert. Sie ließen sich – vor so viel Publikum durchaus eine Herausforderung – nach allen Regeln der Kunst „auseinandernehmen“ – von Meyners mit Blick auf den Sitz; von Hess mit Blick auf das Pferd, seine Möglichkeiten und die oft frappierenden Auswirkungen einer minimalen Sitzkorrektur auf den Bewegungsfluss.
Mit untrüglicher Sicherheit entlarvte Meyners bei jedem Reiter die Schwachstellen, stellte den physiologischen Zusammenhang her und bat den Reiter zur Korrektur, sei es im Sattel oder am Boden, in Form einer Bewegungsübung oder als manuelle Mobilisierung. Dabei betrachtete er den jeweiligen Körperbereich nie isoliert, sondern stets im Zusammenhang und setzte mit der Korrektur ganz woanders an. „Wenn ich unten beim Fuß im Steigbügel etwas tue, dann tut sich oben im Kopf-Hals-Bereich etwas, der wird nämlich ruhiger. Und umgekehrt“, dozierte er.
Wie gut das Prinzip funktioniert, registrierten die Zuschauer, für die Meyners etliche Mitmach-Übungen einflocht, mit dem Blick auf das Pferd oft noch vor dem Reiter. Ihre Bewegungsmöglichkeiten erweitert hatten am Ende alle.