Sie war nicht groß, dafür aber schon sehr alt. Über 30 Jahre lang stand die Zierfichte am Ufer der Milz im Garten von Bärbel und Manfred Härter, die in der Weidachsmühle zwischen Waltershausen und Saal wohnen.
Nun liegt der etwas mehr als vier Meter hohe Baum flach auf dem Boden. Was ihn zu Fall gebracht hat, ist auf den ersten Blick klar: Es war ein Biber, der in der Nacht von Sonntag auf Montag auf dem Privatgrundstück seinem Naturell entsprechend kräftig zubiss – und bei den Eigentümern für Verdruss sorgte.
Eigentlich haben die Mühlenbewohner nichts gegen den Biber, der 100 Jahre lang nicht mehr in und an der Milz anzutreffen war. Wie andernorts war er Mitte des 19. Jahrhundert so gut wie ausgerottet, weil er den Menschen als Nahrungskonkurrent störte. Doch nun hat er auch dieses Flüsschen wieder als Lebensraum entdeckt. Und nicht nur auf dem Grundstück der Härters Spuren hinterlassen. Auch an anderen Stellen entlang der Milz wurden schon etliche Bäume Opfer von Biber-Nageanfällen.
„Die Schäden durch den Biber haben hier binnen kurzer Zeit deutlich zugenommen“, weiß Manfred Härter und deutet auf eine zweite, etwas kleinere Zierfichte auf seinem Grundstück, die auch schon angenagt wurde. „Die wird auch bald fallen“, ist sich der Waltershäuser Mühlenbewohner sicher.
Keine Entschädigung
Die Härters werden wohl auf ihrem Schaden sitzen bleiben. Staatliche Entschädigungen gibt es nur auf freiwilliger Basis und auch nur dann, wenn Forst- oder Landwirtschaft von Schäden durch den Biber betroffen sind. „Der Biber ist streng geschützt und normalerweise gibt es für Schäden auf privaten Grundstücken keinen Ersatz“, sagt Michael Krämer von der Unteren Naturschutzbehörde. Wer ein Grundstücke so nahe an einem Fließgewässer hat, müsse immer damit rechnen, dass dort auch eine Biberfamilie ihr Revier hat.
Baumschutz ist einfach möglich
Krämer weiß übrigens ein einfaches Mittel, mit dem die Beschädigung oder gar das Fällen ganzer Bäume durch den Biber verhindert werden kann: „Wenn man Maschendraht unten um den Stamm wickelt, gehen die Tiere nicht mehr dran!“
Der Biber in Rhön-Grabfeld
Im Jahr 2000 wurde im Landkreis Rhön-Grabfeld erstmals die Besiedlung von Bibern an Gewässern beobachtet. 2012 wurden nach Auskunft von Michael Krämer von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt 26 Reviere gezählt, 2013 waren es 38, im vergangenen Jahr 35 Reviere. Landwirten wird geraten, bei der Bodenbearbeitung 15 bis 20 Meter Abstand von Gewässern zu halten oder Schutzmaßnahmen wie etwa das Anbringen eines Elektrozauns am Maisfeld zu ergreifen. Vor eineinhalb Jahren wurde vom Bund Naturschutz auf einer 2,5 Kilometer langen Strecke des Radwegs entlang der alten Bahnlinie zwischen Bad Königshofen und Großeibstadt ein Biberlehrpfad angelegt. Zudem gibt es einen „Biberrucksack“ mit Unterrichtsmaterial, das von Schulen ausgeliehen werden kann.