Bionade wird verkauft: Der Hersteller des einstigen Kultgetränks aus Ostheim vor der Rhön geht zum Jahreswechsel an den Mineralwasserabfüller Hassia in Bad Vilbel bei Frankfurt/Main. Bionade gehört seit 2009 zur Radeberger Gruppe, die wiederum Teil des Oetker-Konzern ist.
Alle 79 Mitarbeiter sollen übernommen werden
Hassia bestätigte den Kauf von Bionade am Dienstag in einer Mitteilung. Hassia will alle 79 Mitarbeiter in Ostheim übernehmen. Die Produktion dort laufe weiter, sagte der für Marketing zuständige Hassia-Geschäftsführer Stefan Müller auf Anfrage. „Für die Leute vor Ort ändert sich nichts.“
Es wurde Stillschweigen vereinbart, wie viel Hassia an Radeberger für die Anteile an der Bionade GmbH bezahlt. Müller zufolge ist Hassia im Frühjahr „aktiv auf Radeberger zugegangen“, um zu expandieren. Der Kauf sei auch zustande gekommen, weil Bionade ähnlich ausgerichtet sei wie Hassia: ein Familienunternehmen mit Tradition sowie zueinander passende, nicht-alkoholische Produkte ohne Zucker.
Was Hassia ist
Hassia ist eine Unternehmensgruppe, die 1900 von Johann Philipp Wilhelm Hinkel gegründet wurde. Heute führt sein Nachfahre Dirk Hinkel das Unternehmen mit etwa 1000 Mitarbeitern. Die Hassia-Chefetage war am Dienstagvormittag zu einer überraschend einberufenen Belegschaftsversammlung bei Bionade in Ostheim erschienen, um knapp eine Stunde lang über den Eigentümerwechsel zu informieren. Wie aus Kreisen der Mitarbeiter zu erfahren war, wich die erste Unruhe gleich einer vorsichtigen Zuversicht. Nicht zuletzt, weil sich die Radeberger-Gruppe mehr am Bier als an anderen Getränken orientiert habe und die Zusammenarbeit optimaler hätte laufen können. Hassia hingegen sei Bionade ähnlicher.
Radeberger will sich aufs Bier konzentrieren
Radeberger ließ am Dienstag in einer Mitteilung wissen, dass sich die Gruppe mit Sitz in Frankfurt/Main nun mehr auf das Segment Bier konzentrieren wolle. Radeberger verkauft neben Bionade auch die Marke Ti Erfrischungstee in Kempten. Der Vertrieb beider Marken werde ab Januar 2018 zentral aus Bad Vilbel gesteuert. Die Produktion von Ti werde in die Kelterei Rapp's – eine Hassia-Tochter – in Karben bei Frankfurt/Main verlagert. Es werde aber „niemand entlassen“, betonte Hassia-Geschäftsführer Müller.
Nach dem bundesweiten Höhenflug als alkoholfreies Kultgetränk vor gut zehn Jahren ist es ruhig um Bionade geworden. Auch nachdem Radeberger 2012 alle Anteile des Unternehmens gekauft hatte, ging es dem Vernehmen nach nicht so richtig aufwärts. Angaben zum aktuellen Umsatz waren am Dienstag nicht in Erfahrung zu bringen.
Bionade = Kult: Das war mal
Dass die große Popularität von Bionade längst durch ist, stört Hassia-Geschäftsführer Müller nicht: „Kult ist vergänglich.“ Wichtiger sei, dass Bionade immer noch einen hohen Bekanntheitsgrad im Markt habe. Trotz des Eigentümerwechsels sei sicher: „Bionade bleibt Bionade.“ Dennoch schloss Müller gegenüber dieser Redaktion nicht aus, dass es bald neue Bionade-Produkte geben wird. Details nannte er nicht. Jetzt müsse Hassia erst einmal den Vertrieb von Bionade übernehmen. Die Hessen vermarkten ihre Produkte – darunter Mineralwasser unter eigenem Namen sowie Rosbacher, Bizzl und Bad Vilbeler Ur-Quelle – nach eigenen Angaben vor allem in Hessen und Rheinland-Pfalz. Bionade gibt es hingegen bundesweit.
Unklar, wie es in der Chefetage weitergeht
Unklar ist laut Müller auch, wie es in der Chefetage der Bionade GmbH weitergeht. Radeberger-Mann Christian Schütz wird als Geschäftsführer wohl gehen müssen. Ob Wolfgang Bufe aus Ostheim auf diesem Posten bleibt, „darüber kann ich noch nichts sagen“, so Müller.