Wer, wie der Brauereibesitzer Werner Lang 67 Jahre alt ist, macht sich schon mal Gedanken darüber, wie es mit dem Unternehmen nach dem eigenen Rückzug aufs Altenteil einmal weitergehen soll. Im Fall Lang steht jetzt fest: Jennifer Koob wird die 1844 gegründete und fast 40 Jahre von Werner Lang geführte Waltershäuser Traditionsbrauerei übernehmen.
Jennifer Koob ist die Tochter von Werner Langs zweiter Ehefrau Ingrid Gensler-Lang, die aus der Nachbargemeinde Wülfershausen stammt. Sie war noch ein Kind, als ihre Mutter den Brauereibesitzer kennenlernte und war sofort fasziniert von der Kunst des Bierbrauens und all den vielen Dingen, die damit zusammenhängen. „Deshalb konnte ich mir schon vor dem Abi sehr gut vorstellen, einmal in den Betrieb einzusteigen“, erzählt sie.
Logische Folge: Die heute 29-Jährige nahm an der Hochschule in Weihenstephan ein Studium des Brauwesens und der Getränketechnologie auf, das sie 2010 nach neun Semestern abschloss. Für eineinhalb Jahre kehrte sie zunächst wieder nach Waltershausen zurück, bevor sie Ende 2011 am Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- Lebensmittelqualität einen Job als wissenschaftliche Angestellte angeboten bekam.
Den wird die Doktorandin nun aufgeben und am 1. Januar zunächst als Angestellte in der Brauerei ihres Stiefvaters anfangen. Auf die neue Aufgabe freut sich die Brauereibesitzerin in spe, auch wenn sie zugibt, dass sie Respekt hat vor den vielen Herausforderungen, die nun auf sie zukommen. Denn zu Werner Langs Firma gehören schließlich nicht nur die Brauerei, sondern zu 100 Prozent auch die „Central Getränke“ in Wülfershausen, ein Anteil an einer Mälzerei in Mellrichstadt und nicht zuletzt das „Bräustüble“ in der Ortsmitte. „Doch ich bin sicher, dass ich das zusammen mit Hilfe der Familie alles meistern werde“, sagt Jennifer Koob.
Werner Lang macht kein Hehl daraus, dass er sich sehr über die Entscheidung von Jennifer Koob freut, die Brauerei in Waltershausen zu übernehmen und dafür ihre sichere Stelle in Weihenstephan aufzugeben. „In der fünften Generation gibt es nun schon die Privatbrauerei Lang, und jetzt ist sichergestellt, dass es nach meinem Ausscheiden weitergeht“, so Lang. Mit dem Rückzug aufs Altenteil will er sich aber noch etwas Zeit lassen. „Es soll einen fließenden Übergang geben, und ich werde Jennifer noch eine ganze Weile mit Rat und Tat zur Seite stehen“, sagt der 67-jährige Brauereibesitzer und Chef von insgesamt etwa 20 Mitarbeitern.
Eingespieltes Team
Wenn Jennifer Koob am 1. Januar 2016 offiziell ihre Arbeit in der Brauerei aufnimmt, wird man häufig Hubertus Schneiderbanger an ihrer Seite finden. Der Bad Neustädter hat wie die künftige Brauereichefin in Weihenstephan Brauwesen und Getränketechnologie studiert. Dort lernten sie sich auch kennen. Seit drei Jahren sind sie ein Paar und schon ein eingespieltes Team, wenn es zum Beispiel darum geht, zusammen mit Ingrid Gensler-Lang den großen sonntäglichen Ansturm im „Bräustüble“ zu meistern. Die Brauerei Lang einmal gemeinsam weiterführen – für die beiden ist das keine Option mehr, sondern ein realistisches Ziel.