Nur insgesamt 20 Gäste aus der Jungen Union, der Senioren Union und andere Interessierte waren zum recht kurzfristig angesetzten Termin mit Mißfelder gekommen. Um den „Zusammenhalt der Generationen“ sollte es an diesem Abend gehen, hat doch die CDU Anfang 2008 erst einen gleichnamigen Initiativkreis gegründet. Vorsitzende von „Zusammenhalt der Generationen“ sind Mißfelder und Dr. Otto Wulff, Bundesvorsitzender der Senioren Union.
Mißfelder war 2003 in scharfe Kritik geraten, weil er erklärt hatte: „Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen.“ Hatte er damals noch empörte Senioren gegen sich aufgebracht, warb er nun mehrfach am Abend in Richtung Senioren Union, Bündnisse mit der Jungen Union einzugehen und sich gegenseitig bei Vorhaben zu unterstützen.
Und sein Werben hatte Erfolg bei der Basis. Herbert Neder, Alt-Landrat aus Bad Kissingen und Bezirksvorsitzender der Senioren Union, betonte, es gebe mehr Schnittmengen mit der JU als Gegensätze. „Wir müssen Gespräche führen und uns über Probleme austauschen“, so Neder.
Weitere Themen des Abends waren die Rente, Kindermangel und Politikverdrossenheit. Als Wahlgeschenk bezeichnete der JU-Vorsitzende die angekündigte Rentenerhöhung. „Aber kein Mensch wird wegen 1,1 Prozent die CDU wählen“, betonte er und fuhr fort: „Die Leute sind unzufrieden – und das zu Recht.“ Über Jahrzehnte habe man erzählt, die Rente sei sicher, „das war ein großer Fehler.“
Immer wieder wurde an diesem Abend aus den Reihen der älteren Gäste das Argument angeführt, es gäbe heute einfach zu wenig Kinder, ihrer Meinung nach ein Hauptgrund des Renten-Problems. Ein Anwesender schlug sogar vor, alle Paare, die weniger als zwei Kinder haben, sollten einen Ausgleich anhand der Berliner Tabelle – nach ihr wird die Unterhaltspflicht berechnet – zahlen.
Mißfelder widersprach diesen Argumenten deutlich: „Den Geburtenrückgang gibt's ja nicht erst seit gestern.“ Vor allem die Einführung der Pille und die sexuelle Revolution hätten für einen Rückgang der Geburten gesorgt. „Man kann doch heute keiner 20-Jährigen vorwerfen, sie sei schuld am demografischen Wandel“, sagte er kopfschüttelnd.
Deutschland steuere, wie die Titanic, aber erst auf den Eisberg zu. „Wenn erst einmal die Baby-Boomer-Generation der 1955 bis 1965 Geborenen in Rente geht, dann werden wir über Rentenkürzungen sprechen“, blickte Mißfelder in die Zukunft.
Lösungen hatte an diesem Abend natürlich keiner parat. Von der Verbesserung des Images der Familie war die Rede und vom Ausbau der Betreuungsangebote. Auch gegen Einwanderung sprachen sich viele der Anwesende aus, einzige Ausnahme: topqualifizierte Kräfte, die arbeiten und Sozialleistungen zahlen.„Für alle anderen gibt's ein deutliches Nein, die können wir uns nicht leisten“, so der JU-Bundesvorsitzende.