Zu dem Artikel "Wölfin schlägt mitten in Oberbach zu" in der Ausgabe vom 5. Juni, nimmt Helmut Bär von der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Rhön-Grabfeld (BN) Stellung:
Der Wolf ist ein vorsichtiges und sehr schlaues Tier. Dass er auch an Ortsränder und in Ortschaften geht, um Weidetiere zu erbeuten, ist nichts Neues. Trotz dieses auch andernorts in Deutschland und Europa häufig zu beobachtenden Verhaltens besteht keine Gefahr für Menschen. Es ist verständlich, dass sich Eltern Sorgen um Ihre Kinder machen, aber diese Sorgen sind nicht berechtigt. Menschen, auch Kinder, gehören nicht ins Beutespektrum des Wolfes.
Obwohl seit über 20 Jahren Wölfe wieder in Deutschland leben, hat es nicht einen Vorfall gegeben, bei denen ein Mensch auch nur leicht verletzt wurde, bei Hunderten von Nahbegegnungen und obwohl sich Wolfsreviere mit Naherholungsgebieten oder Waldkindergärten vielerorts überlappen. Die Fakten sprechen klar dagegen, dass jetzt die Bevölkerung davor gewarnt werden muss, in den Wald zu gehen. Die Gefahr besteht nur für Hunde, die im Wald nicht eng beim Besitzer geführt werden.
Der Wolf muss auch nicht reguliert werden, denn er reguliert sich über oft tödlich ausgehende Revierkämpfe selber. Das Elternpaar des Wolfsrudels duldet im 200 Quadratkilometer großen Revier dauerhaft keine anderen Wölfe, außer dem eigenen Nachwuchs. Und dieser muss nach ein bis zwei Jahren das elterliche Revier verlassen.
Die Regulierung ist auch kein wirksames Mittel gegen Nutztierrisse. Beispiel Norwegen: Hier werden die Wölfe mit einer Quote bejagt. In Norwegen allerdings reißt jeder Wolf 40- mal so viele Schafe wie in Schweden, wo Wölfe ebenso bejagt werden. Würde Regulierung wirken, gäbe es diesen Unterschied nicht. Der Unterschied? In Schweden wird Herdenschutz praktiziert, in Norwegen nicht.
Nur wenige Wölfe springen über Zäune. Sie lernen das in freier Natur nicht, denn um ein Reh zu erbeuten, müssen sie das nicht tun. Die Wölfe, die es doch lernen, sollen und können geschossen werden, denn das gehört zu einem Wolfsmanagement einfach dazu. Das ist übrigens die Position des Bund Naturschutz seit vielen Jahren.
Der Herdenschutz stellt allerdings aufgrund Aufwand und Kosten eine große Herausforderung für viele Weidetierhalter dar. Deswegen setzt sich der BN auch seit vielen Jahren für bessere Förderung und Beratung ein. Zum Beispiel auch Zuschüsse für die Zusatzarbeit für das Ausmähen der Zäune.