Nicht immer nur die „eingekaufte Musik“ wollten die beiden Big Bands des Martin-Pollich-Gymnasiums bei ihrem Konzert am Mittwochabend präsentieren. Aus dem Wissenschaftsseminar der Oberstufe sind in langwieriger Arbeit Kompositionen und Arrangements für Big Bands entstanden. Und die wurden in der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula der Schule uraufgeführt. Damit legen sowohl die Junior Big Band wie auch die Senior Big Band die Messlatte wieder ein wenig höher. Sehr zur Freude des Publikums.
Das gab es noch nie
An Kreativität und Freude an der Musik mangelt es der Junior wie der Senior Big Band des Martin-Pollich-Gymnasiums bekanntlich nicht. Jedes Jahr präsentieren die immer zahlreicher werdenden Musiker ein attraktives Programm und lösen beim Publikum damit Begeisterungsstürme aus. In diesem Jahr hat sich die Senior Big Band aber übertroffen. Aus dem W-Seminar der Oberstufe haben Schülerinnen und Schüler insgesamt sechs eigene Stücke für das Konzert neu komponiert und arrangiert. Das gab es so noch nie, sehr zum Stolz der beiden Musiklehrer Urs John und Marcel Steinrichter, die unter anderem bei einem Probenwochenende in Gersfeld die Big Bands einstudiert hatten.
Den Auftakt machte auch diesmal die Junior Big Band unter der Leitung von Urs John. Mit dem Swingklassiker „The Opener“ wählten die Musiker den passenden Einstieg. John hatte die jungen Big-Band-Talente sehr gut im Griff und lieferte ein stimmungsvolles Klangbild, unter anderem mit dem Song „Cry me a River“ aus den 50er Jahren, den Katharina Schock ausdrucksstark sang und die damit in die Fußstapfen von Musikgrößen wie Ella Fitzgerald und Justin Timberlake trat.
Als die Senior Big Band unter der Leitung von Marcel Steinrichter zum Musizieren anhob, da machten die Ohren der Zuhörer erst mal Augen. Volkstümliche Blasmusik statt Big-Band-Sound! Wie konnte das passieren? Die Antwort hatte Steinrichter gleich parat. Das Werk stammt aus der Feder von Schülerin Lisa Mehling und nennt sich „Polka einer Schlagzeugerin“. Komponiert und arrangiert hatte es Lisa Mehling im W-Seminar. Damit bildete ihre Musik den etwas anderen Auftakt, in dem die Big Band nur zu gerne demonstrierte, dass sie auch volkstümlich kann. Aber eigentlich ist die Senior Big Band lieber mit Stücken wie „Fantasy“ von Earth, Wind and Fire unterwegs. Oder mit „Shine my Shoes“ von Robbie Williams, der in der Aula von Carl Werner vertreten wurde. Einen Klassiker wie „Spain“ von Chick Corea hatten die Musiker ebenso fetzig drauf.
Besondere Beachtung fanden natürlich die Eigenkompositionen. Hanna Weber ließ eine Jazz-Combo aus Big-Band-Beständen auffahren und wandelte den Duke-Ellington-Klassiker „Take the A Train“ nach ihrer Weise um. Philipp Bohn nahm sich „Layla“ von Eric Clapton vor, ergänzte es um ein Vibraphonsolo (Simon Fischer) und arrangierte das Werk neu. Aus Werbejingles machte Otto Schlund ein ganz neues Stück mit dem Titel „Dsching Dsching“ und verballhornte die Melodie „Carglass repariert, Carglass tauscht aus“ in Moll ebenso wie die bekannten Klänge der Telekom, von Haribo oder Dallmayr-Prodomo-Kaffee. Klasse!
Den Fernsehshows vergangener Jahre nahm sich Simon Fischer an und arrangierte diese für Big Band neu. In „The Show must go on“ lebte „Löwenzahn“ mit Plakat für den verstorbenen Moderator Peter Lustig wieder auf. Auch TV Total, Dick und Doof und „Wetten dass …“ hatte Fischer in sein Werk integriert.
Da geht was auf einer Saite
Ein ungewöhnliches Stück Musik hatte sich Bastian Wüst aus dem Internet heruntergeladen. „Chicken in the corn“ von Brushy One String ist ein Gitarrenwerk, das auf einer Saite gespielt wird. Was Wüst aus diesem Stückchen You-Tube-Musik machte, war ein Feuerwerk für Big Band, hervorragend gespielt, flott und mit viel Energie gesegnet.
Nach dem lange anhaltenden Beifall glänzten beide Big Bands zusammen mit dem Uptown-Funk (Leitung: Urs John), während die drei Sängerinnen Angelika Warmuth, Salome Zirk und Carolina Wille „Bei mir bistu shein“ von den Andrew Sisters wieder aufleben ließen. Da war er wieder, der gute alte Big-Band-Sound.
Ein ganzes Jahr warten bis zum nächsten großen Big-Band-Konzert müssen die Zuhörer diesmal nicht. Schon am 13. April steht im Gymnasium das nächste Konzert auf dem Programm. Dann kommt die Big Band des Celtis-Gymnasiums aus Schweinfurt mit dazu. Die Eigenkompositionen sollten wenigstens da noch mal zu hören sein. Oder irgendwann auf CD erscheinen.