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Das Aus einer Erfolgsgeschichte

Mellrichstadt

Das Aus einer Erfolgsgeschichte

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    Dabei war es in der 42-jährigen Firmengeschichte des Werkes Mellrichstadt drei Jahrzehnte stets aufwärts gegangen, ehe Anfang der 90er Jahre die erste Sprosse der Erfolgsleiter brach:

    Der hart umkämpfte Markt in der Textilbranche veranlasste René Lezard, den Mitarbeiterstamm von mehr als 300 um ein Drittel zu reduzieren. Etwa 120 Lezard-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter erhielten ihre Kündigung. In der Folgezeit pendelte sich der Mitarbeiterstand im Werk Mellrichstadt bei 180 ein.

    Zu jeder Zeit waren die Beschäftigten mit ihrer Produktion in Mellrichstadt ein Garant dafür, dass der Markenname René Lezard in der bunten Modewelt für Exklusivität stand: "RL - leider teuer" verkündete die Werbung auf den Hochglanzseiten einschlägiger Modemagazine. Qualität - und die kam aus Mellrichstadt - hat eben ihren Preis. René Lezard versteht sich als "avantgardistische Herrenmode für Trendsetter", René Lezard Femme bietet "hochwertige Damenmode mit Leitbildcharakter".

    Angesichts der Werksschließung in Mellrichstadt lohnt sich jedoch ein Blick zurück, sozusagen zur Geburtsstunde: Unter dem Motto "Ohne Hosen geht es nicht" haben am 7. April 1961 der Bekleidungs-Ingenieur Adolf Vetter (29 Jahre) und der Bekleidungs-Kaufmann Winfried Wagner (25) den Sprung ins kalte Wasser gewagt und im damaligen Feuerwehrhaus im Mahlbachweg mit der Herstellung von Herrenhosen begonnen.

    Der Arbeitskräftemangel in den Ballungsgebieten hatte sie veranlasst, im Zonenrandgebiet den Weg in die Selbständigkeit zu gehen. Vetter wie Wagner haben dazu die Ärmel hoch gekrempelt und selbst bei der Renovierung und beim Ausbau der Räume in den ersten Monaten 1961 Hand mit angelegt. So entstanden über den Spritzenwagen der Floriansjünger Nähsaal und Büro, darunter Kesselhaus, Bügelei und Versand. Am ersten Tag haben 17 Näherinnen und ein Bügler die Arbeit aufgenommen.

    Wurde in den ersten beiden Jahren noch Lohnanfertigung für fremde Betriebe getätigt, so begann die Hosenspezialfabrik Adolf Vetter 1963 mit dem Aufbau eigener Abnehmerkreise. Der nächste Schritt der Expansion ließ nicht lange auf sich warten: 1965/67 folgten der Baubeginn und der Einzug in das neue, eigene Firmengebäude am Scheinberg.

    Weitere Firmen wurden eingegliedert, und der Beginn der Firma "special team" als Verwaltungsgesellschaft für Herrenhosenfabriken setzte 1972 einen weiteren Meilenstein. Mit Sitz in Schwarzach am Main, einem zentralen Standort mit Autobahnanschluss, folgte 1974 die Ausgliederung der Verwaltung von Mellrichstadt dorthin. Und zwei Jahre später schreiben die Annalen den Start der Kollektion "René Lezard", die Firmengründung von René Lezard erfolgt dann 1978.

    Der weiteren Expansion trug auch die Erweiterung des Betriebsgebäudes 1983 in Mellrichstadt Rechnung. Dabei wurde der Nähsaal buchstäblich verdoppelt, die Betriebsfläche auf etwa 3000 Quadratmeter vergrößert. Sukzessive wurde auch das Personal aufgestockt, von etwa 270 Beschäftigten aus 1983 war die Belegschaft dann im Jahre 1986, dem 25. Betriebsjubiläum, auf stolze 360 Mitarbeiter angewachsen.

    Keine Frage, in Mellrichstadt wurde in den vergangenen Jahren auch für prominente Zeitgenossen genäht. CDU-Politiker Wolfgang Schäuble, durch ein Attentat an den Rollstuhl gefesselt, bekam in Mellrichstadt Maßanzüge der Marke René Lezard angepasst und geschneidert. Oder die Manager des Sportwagenherstellers Porsche, die aus der Mellrichstädter Produktion bedient wurden. Und nicht zu vergessen die FIFA-Funktionäre, die zur Fußball-Weltmeisterschaft 2002 von Kopf bis Fuß mit René Lezard-Mode ausstaffiert wurden.

    Solche Anekdoten sind nun ein für allemal Vergangenheit.

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