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HELDBURG: Das Geheimnis unter der Erde

HELDBURG

Das Geheimnis unter der Erde

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    Vor dem südlichen Zwingertor liegt der Kanal heute wieder „begraben“. KATJA SEMLEIT
    Vor dem südlichen Zwingertor liegt der Kanal heute wieder „begraben“. KATJA SEMLEIT Foto: FOTO

    Aus dem Gerücht ist längst ein Mythos geworden. Und vor einiger Zeit hat die Flamme der Erinnerung wieder neue Nahrung bekommen. Doch eine große Menge dieses lebensnotwendigen Gases brauchte es nicht. Ein paar Arbeiter mit Spaten und ein Bagger reichten.

    2001 nahmen sie ihre Position vor den Mauern der Veste Heldburg ein. Die Voruntersuchungen für die Gesamtentwässerung der Burg standen damals an, erzählt Burgverwalterin Andrea Schmidt-Danisch. Ihr Reich ist im Kommandantenbau – in einem Räumchen weit oben.

    Aktenordner drängen sich in den Regalen dicht aneinander. Das Zimmer ist eine Schatzkammer, in der historische Baupläne im Schrank- und Ordnerdunkel schlummern. Sie ist die Hausherrin, Vertreterin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten vor Ort, verantwortlich für alle Verwaltungs- und Bauunterhaltungsaufgaben auf der Veste Heldburg – außer Besucherbetreuung. Dafür ist der Förderverein zuständig. „Den Halsgraben hat man damals gefunden, vor dem südlichen Zwingertor.“ Als wollte sie‘s beweisen, kramt die junge Frau Fotografien hervor. Tatsächlich, der Verteidigungsgraben, über den man wohl früher eine Brücke gelegt hat, um die Burg betreten zu können, ist deutlich zu sehen.

    Warum so tief gegraben wurde? „Voruntersuchungen für die Gesamtentwässerung der Veste waren dringend nötig und die Burgmauer soll saniert werden“, sagt Andrea Schmidt-Danisch. Bei allen Grabungen waren Vertreter des Archäologischen Landesamts für Denkmalpflege dabei, so die Burgherrin. Und tatsächlich wurden die Buddler fündig. Ans Tageslicht kamen Dinge, die auf eine zeitige Besiedlung des Burgbergs hinweisen.

    „Bis ins Mittelalter reichen die Funde“, so Andrea Schmidt-Danisch. Und auf noch etwas stießen die Männer bei ihrer Arbeit: auf einen Gang. Einen gemauerten. Sozusagen aus Versehen. Doch lange durfte das Sonnenlicht sein steinernes Kleid nicht wärmen. Er wurde dokumentiert und schnell wieder verschlossen.

    Andrea Schmidt-Danisch lächelt. Der Zufall wollte es, dass die Arbeiter noch einmal auf den Gang stießen. Einige Jahre später war‘s – als mit der Generalentwässerung begonnen wurde.

    Aber was ist das eigentlich für ein Graben? Vielleicht die Verbindung zwischen Heldburg und Straufhain oder gar der unterirdische Weg zur Veste Coburg? Wieder dieses Lächeln. Nein – diese Funktion erfüllte der Gang mit Sicherheit zu keiner Zeit. Wie heißt es so schön? Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Banal scheint dagegen die Lösung: „Es ist wahrscheinlich ein Abwasserkanal.“ Die Experten vermuten, dass der Graben in Verbindung mit dem Französischen Bau entstanden ist.

    Johann Friedrich der Mittlere war es, der den herrschaftlichen Bau aus dem Phonolitgestein der Bergkuppe wachsen ließ. Renaissance-Baumeister Nikolaus Gromann, der auch am Weimarer Schloss gearbeitet hat, verlieh dem Ensemble einen besonderen Stil. 1561 bis 1564 bauten viele Hände am Statussymbol des Herzogs, der es letztendlich jedoch kaum nutzte.

    Modern war die Veste für die damalige Zeit: Badestuben und Toiletten gab es – und eben einen gemauerten Entwässerungskanal. Durch ihn hätte ein relativ kleiner Mensch sogar flüchten können. Immerhin misst der Hohlraum an den Stellen, die damals frei gelegt waren, 80 Zentimeter in der Höhe und 45 Zentimeter in der Breite.

    Es wird spekuliert: Dass er so groß konzipiert wurde für die geringe Menge an tatsächlich vorhandenen Abwässern, könnte daran liegen, dass er auch gereinigt werden musste. Nach dem „Mittleren“ war die Veste lange Jahre verwaist, unbewohnt – bis Anfang des 18. Jahrhunderts die Hildburghäuser Herzöge, denen der Bau mittlerweile gehörte, eine Zitadelle (Bastei) auf der Bergkuppe planten. Aus Angst vor den Türken – so jedenfalls geht es aus der Geschichtsschreibung hervor.

    Ein unterirdischer Tunnel, der die Fränkische Leuchte mit der Fränkischen Krone oder auch dem Straufhain verband, war der Gang jedenfalls nie. Auch wenn sich so mancher, als die Mauern nach Jahrhunderten wieder das Licht der Sonne erblickten, genau dies wünschte. Der Tunnel ist und bleibt ein Mythos.

    Daten & Fakten

    Deutsches Burgenmuseum Die Heldburg in Südthüringen, keine 20 Kilometer Luftlinie von Bad Königshofen entfernt, soll in einigen Jahren einmal das Deutsche Burgenmuseum beherbergen. Bereits heute existiert ein gut ausgebautes Radnetz, auf dem man das Heldburger Land bequem vom Grabfeld aus erreichen kann.

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