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BAD NEUSTADT: Das Osternest im Hühnerstall

BAD NEUSTADT

Das Osternest im Hühnerstall

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    Marlon Streit und sein kleiner Bruder Noah freuen sich schon auf den Osterhasen,die Familie hat ihr Haus in Ostheim schon fleißig österlich dekoriert.
    Marlon Streit und sein kleiner Bruder Noah freuen sich schon auf den Osterhasen,die Familie hat ihr Haus in Ostheim schon fleißig österlich dekoriert. Foto: Foto: Kathrin Streit

    Seit mehr als 300 Jahren hoppelt der Osterhase schon durch unsere Ostergeschichten. Aber legt er auch die Ostereier? Für den fast zweijährigen Jakob, Sohn des Sälzer Geflügellandwirts Michael Derleth, ist die Antwort klar: Der Junge ist schließlich schon ein alter Hase im mobilen Hühnerstall des Vaters. Wie selbstverständlich bewegt er sich zwischen den Tieren, unterscheidet bereits Huhn von Hahn. Einem solchen Dreikäsehoch kann niemand einen Hasen für ein Huhn vormachen!

    Osternest im Hühnerstall

    Wollen die Eltern auch nicht. Weshalb das Osternest bei Familie Derleth am Ostersonntag dort verortet wird, wo es in ihren Augen hingehört – an den Hühnerstall. Versteckt wird es nicht, so ist der Plan, dafür ist Jakob mit seinen 20 Monaten auch noch ein wenig klein. Aber gefüllt wird es sein. Gekochte und mit Holundersaft und Zwiebelschalensud gefärbte Eier werden darin liegen – „chemische Farben passen einfach nicht zu unseren Bio-Eiern“ – sowie ein, zwei Schokoosterhasen. „Mehr nicht“, prophezeit Michael Derleth. Schon an Weihnachten stünde allzu oft das Schenken im Vordergrund. Ostern wollen die Eltern auf das Wesentliche reduzieren.

    Ostern auf das Wesentliche reduzieren

    Das Wesentliche, das ist für den Landwirt, vereinfacht und auf ein Wort reduziert, das Ei. Das Ei ist für die katholische Familie nicht nur ein Zeichen der Fruchtbarkeit und Symbol der Auferstehung. Gerade Ostern, so hoffen die Derleths, könnte es den ein oder anderen Verbraucher vielleicht wieder neu sensibilisieren für den Wert von Lebensmitteln und gegen die Verschwendung.

    „Ostern wird im Laufe der Jahre größer und größer.“ Diesen Eindruck hat Kathrin Streit, Mutter zweier Söhne, aus Ostheim – zumindest immer dann, wenn sie den Dachboden aufsucht. Denn je älter die Kinder werden, desto mehr Osterdeko und -basteleien sammeln sich dort an. Kurz nach Fasching finden diese dann zurück in die Familienwohnung.

    Zeit zum Basteln

    Vor Wochen schon – die Holzscheite knisterten im Kachelofen, vom Frühling fehlte jede Spur – haben der siebenjährige Marlon und der vierjährige Noah den Osterstrauch geschmückt, die Deko aufgestellt. Darunter das bemalten Straußenei vom Vorjahr sowie Marlons Kindergarten-Bastelwerk aus Tonpapier vom Vorvorjahr.

    Österlichen Rituale und Traditionen werden bei den Streits hochgehalten. Wie viele andere junge Familien im Landkreis färben sie natürlich Ostereier. Dabei müssten sie das eigentlich nicht. Denn Familie Streit nennt sechs Hühner ihr eigen. Die legen so bunt, dass manche Öko-Eierfarbe blass dagegen aussieht.

    So kommt der Hase an die Eier

    Ihre Eier mit grünlichem Teint stammen übrigens von zwei Hühnern der Rasse Araucaner. Cholesterinärmer seien derartige Eier, hieß es, als Familie Streit sie damals zum Ausbrüten im Brutapparat überreicht bekam. Mittlerweile haben sie auch schon gegenteiliges gehört. Cholesterin hin oder her, den Streits ist das egal: Hauptsache die Eier schmecken.

    Die Hühner legen die Eier, der Osterhase kommt erst nach dem Bemalen ins Spiel – diese Abfolge ist in der Welt der Streit-Kinder klar geregelt. Der Osterhase, berichtet Kathrin Streit, hole die vor der Tür deponierten Eier über Nacht ab und verstecke sie Ostersonntag im Nest im Garten.

    Natürlich bringt er – da geht der Streit-Osterhase ganz konform mit vielen anderen modernen Osterhasen im Landkreis – längst nicht mehr nur Eier, sondern auch die ein oder andere Süßigkeit. Vielleicht sogar noch ein Buch oder ein CD. „Aber nicht mehr, schließlich muss der Hase das Nest ja tragen können“, betont Kathrin Streit.

    Wo der Osterhase eine Schatzsuche zelebriert

    Im vergangenen Jahr wurde die Nester-Suche bei den Streits ganz besonders zelebriert. Kurz zuvor hatten die Kinder das Prinzip Schatzsuche bei einem Kindergeburtstag kennen gelernt und sich selbiges zu Ostern gewünscht. Da die Jungs noch nicht schreiben konnten, legte Mutter Kathrin, quasi als langer Arm des Osterhasen, kurzerhand mithilfe von Fotos in Ü-Eier-Verpackungen Spuren im Garten und inszenierte so eine Schnitzeljagd nach dem Osternest.

    Doch, auch das wissen Noah und Marlon, der Ostheimer Osterhase ist nicht alleiniger Herr über das Osternest. Seine Zuständigkeit für die Ostereier teilt er sich – das ist für die Buben auch gar kein Problem – mit dem Osterstorch. Nach altem Ostheimer Brauch bringt der bereits Gründonnerstag das Nest. Im Ostheimer Kindergarten wird das auch noch so gehandhabt, im Familienleben der Streits hingegen hat wie gesagt der Osterhase das Ruder übernommen.

    Ein Kaninchenzüchter über den Osterhasen

    Nur einen einzigen Herren über das Osternest gibt es in der Familie von Patrick Elting. Der Vater zweier Kinder, der aus Bad Königshofen stammt, ist Vorsitzender von 280 Rassekaninchenzüchtern in Rhön-Grabfeld, neuerdings sogar Bezirksvorsitzender. Die Ostereier bringt seiner Familie in Birnfeld (Lkr. Schweinfurt), natürlich der Osterhase.

    Über den kann Elting allerdings nur indirekt erzählen. Zwar züchtet Elting seit seinem sechsten Jahr Kaninchen, die Passion hat er von seinem Opa übernommen und mittlerweile an seine fünfjährige Tochter weitergegeben: Ein Rhönkaninchen oder Zwergwidder ist aber eben, das stellt er klar, kein Osterhase.

    Das wiederkehrende Leben feiern

    Feldhasen seien größer und schwerer als Kaninchen, hätten lange Löffel, während Kaninchen mit wesentlich kürzeren Ohren leben müssten. Kaninchen kämen nackt und blind in einer Erdhöhle auf die Welt. Der Hasennachwuchs hingegen werde oberirdisch geboren, hat schon ein Fell, kann sofort sehen und laufen. Der Hase sei Einzelgänger, Kaninchen hingegen liebten das Leben in Kolonien.

    Auch wenn der Osterhase also definitiv nicht aus Eltings Stall entstammt, Ostern hat für die Familie, die neben Kaninchen auch Hühner und drei Schafe hält, eine große Bedeutung. „Weil es das wiederkehrende Leben symbolisiert“, sagt der Vater, der den Kindern die christliche Bedeutung des Festes genauso wie das Wiedererwachen der Natur zu dieser Jahreszeit näher bringen möchte.

    Der Osterbraten ist nicht das Ende

    Die Traditionen und Gebräuche – sei es das Färben von ausgeblasenen oder gekochten Eiern oder das Backen eines Osterlammes – leben auch in seiner Familie weiter. Für die fünfjährige Tochter werde es dieses Jahr ein ganz besonderes Osterfest, denn erstmals dürfe das Mädchen als Ratschenkind in Birnfeld mitklappern.

    Dass seine Kaninchen mitunter als Osterbraten auf dem Tisch landen, ist eine Wahrheit, die für Patrick Elting zur Ostergeschichte und zum Kreislauf des Lebens dazu gehört. Die enorme Fruchtbarkeit machte Kaninchen einst zu einem beliebten Nahrungsmittel. „Dessen sollte man sich bewusst sein. Daraus ist unser Hobby, die Kaninchenzucht, entstanden.“ Gott sei Dank kann Rhön-Grabfeld an dieser Stelle aufatmen: Ein Rhönkaninchen ist schließlich noch lange kein Osterhase.

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