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STRAHLUNGEN: Das Wein-Wunder vom Mönchsberg

STRAHLUNGEN

Das Wein-Wunder vom Mönchsberg

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    (huGO-ID: 36967350) Weinlese in Strahlungen auf dem Mönchsberg FOTO Gerhard Fischer
    (huGO-ID: 36967350) Weinlese in Strahlungen auf dem Mönchsberg FOTO Gerhard Fischer Foto: Gerhard Fischer

    Schnipp, schnapp – mit einem kleinen Plumps fällt die prall mit roten Beeren behängte Traube in den Plastikbottich. Es ist 8 Uhr morgens. Über Strahlungen (Lkr. Rhön-Grabfeld) liegt leichter Frühdunst. Der Blick schweift vom Mönchsberg durch grüne Weinblätter hindurch hinüber zur Dorfkirche.

    Johannes Hümpfner und ein Dutzend Helferinnen und Helfer laufen durch die Rebzeilen. So steil wie am Escherndorfer Lump viel südlicher in Unterfranken ist es freilich nicht, aber ein ordentliches Gefälle für eine ordentliche Sonneneinstrahlung hat der Rhöner Mönchsberg auf jeden Fall.

    „Hm, auch hier haben Wespen an den Beeren gefressen“, sagt Johannes Hümpfner mit kritischem Blick auf eine Traube. Die Wespen sind auch der Grund, weshalb die Weinlese in Strahlungen ein, zwei Wochen früher einsetzt als geplant.

    Johannes Hümpfner ist der stellvertretende Bürgermeister im Ort. Im Hauptberuf ist er Finanzamt tätig. Vor zwei Jahren hat ihn das Winzer-Virus gepackt. Mit Leidenschaft – wie mittlerweile rund 30 Rhöner Bürger auch.

    Der Mönchsberg am Dorfrand wurde jahrhundertelang als Weinberg genutzt – das nahe Kloster Maria Bildhausen war Hauptabnehmer des Strahlunger Rebensaftes. Im 19. Jahrhundert endete die Weinbautradition, wie in vielen anderen Orten Unterfrankens ohne Nähe zu Main oder Saale auch. Nach der letzten Bürgermeisterwahl 2014 machte man sich in Strahlungen Gedanken zur Dorfentwicklung. Alfons Freibott führte eines Tages den stellvertretenden Bürgermeister durch den Mönchsberg. Freibotts Traum: den Berg als Weinlage wiederzubeleben. „Ich war sofort begeistert von dem Areal mit dem Traumblick über das Dorf“, erzählt Hümpfner.

    Da der Mönchsberg als FFH-Gebiet ausgewiesen ist, musste erst eine Sondergenehmigung bei der Oberen Naturschutzbehörde beantragt werden. Die Strahlunger schufen entsprechende Ausgleichsflächen, also konnte der Weinberg wieder bewirtschaftet werden.

    „Damals galt noch die 99-Stock-Regel nach dem Weinrecht. Wir hatten zwölf Parzellen, zwischen denen mussten wir einen Abstand von zehn Metern einhalten“, erklärt Hümpfner. Bei der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim hatte man diese Abstände verlangt, damit nicht der Eindruck eines zusammenhängenden Anbaugebietes entsteht.

    Mit zwölf Interessenten startete damals das Weinbauprojekt. 2016 gab es eine Änderung im Weinrecht. Gemäß einer EU-Verordnung durften statt der 100 Quadratmeter (im Volksmund 99-Stock-Regel) 1000 Quadratmeter bepflanzt werden, aber nur für den Privatgebrauch. Auf Antrag konnte jedoch das Weinrecht beantragt werden, was einen Weiterverkauf des Weines oder die Veranstaltung von Festlichkeiten ermöglicht.

    Die Genehmigung kam Anfang 2017, nun dürfen am Weinberg rund 2500 Quadratmeter Rebflächen bewirtschaftet werden. Allerdings musste nun eine zusammenhängende, nicht parzellierte Rebfläche geschaffen werden.

    „Es war nicht ganz einfach, die Zwischenräume für die Bewirtschaftung herzurichten“, sagt Hümpfner. Aber natürlich ist man froh, die Flächen vergrößern zu können. „Mittlerweile sind wir rund 30 Leute aller Schichten, vom Handwerker über den Arzt bis zum Landrat“, sagt der Kommunalpolitiker. 1500 Rebstöcke wachsen nun in den Strahlunger Himmel.

    Die erste Weinernte auf dem Strahlunger Mönchsberg ist dann auch ein ganz besonderes Ereignis. Das Dutzend Helfer durchkämmt die Pflanzzeilen nach den prächtigsten Reben. Es gibt rote Regent- und weiße Solaris-Trauben, beides sehr resistente Sorten. Noch nicht erntereif sind Müller-Thurgau und Scheurebe, die erst 2016 gepflanzt wurden. Philipp Heuring hat das Refraktometer bei der Hand, mit dem der wichtige Oechsle-Gehalt gemessen wird. 112 Oechsle sind ein guter Wert. Reben unter 70 Oechsle werden nicht geerntet, das würde der Qualität schaden. Korb um Korb füllt sich mit Weintrauben. Auch Bürgermeisterin Karola Back packt mit an. Sie ist natürlich begeistert von dem Projekt. „Der Weinberg lockt auch Menschen aus dem Umland, mittlerweile kann man auf dem Plateau oben auch heiraten“, wirbt sie. Auch Alfons Freibott ist mit von der Partie: „Für mich geht hier ein Lebenstraum in Erfüllung“, schwärmt der Strahlunger, der Traube um Traube in den Bottich fallen lässt.

    Oben auf dem Mönchsberg hat die zwanglose Winzergenossenschaft ein gemütliches Eckchen eingerichtet inklusive Winzerkeller. Dort wird der Lese-Ertrag für jede Parzelle feinsäuberlich dokumentiert und gewogen. „Je nach Engagement der einzelnen Besitzer wird am Ende der Wein nach einem Schlüssel verteilt“, erklärt Hümpfner.

    So manchen fachlichen Rat haben sich die Neuwinzer eingeholt, von Weingütern, aber auch von der LWG in Veitshöchheim. Beim Weingut Schmitt in Bergtheim wird die Strahlunger Jungfern-Ernte ausgebaut. „Irgendwann wollen wir das einmal selbst machen, aber gerade am Anfang wollen wir unsere erste Ernte nicht verderben“, sagt Hümpfner.

    Noch müssen sich die Rhöner Winzer etwas gedulden. Wohl im Februar werden die ersten Flaschen Strahlunger Weins abgefüllt. Johannes Hümpfner hat das Etikett-Design schon fix und fertig in der Mappe liegen. Der Wein wird wohl nur für die Männer und Frauen der ersten Stunde reichen. Aber zur „Strahlunger Meile“, einem großen Dorffest 2020, soll ein guter Tropfen vom Mönchsberg schon gereicht werden. Die Rhöner Gaumen dürfen sich auf etwas Besonderes freuen.

    Eröffnung: Der Strahlunger Mönchsberg wird am Samstag, 23. September, mit einem Weinfest offiziell eröffnet. Start ist um 15 Uhr mit der Hammelburger Weinprinzessin. Es werden edle Tropfen von vier fränkischen Weingütern präsentiert, es gibt Winzerbratwürste und Federweißen, außerdem spielt eine Jazz-Combo.

    Eröffnung mit Weinfest Der Strahlunger Mönchsberg wird am Samstag, 23. September, mit einem Weinfest offiziell eröffnet. Start ist um 15 Uhr mit der die Hammelburger Weinprinzessin. Es werden edle Tropfen von vier fränkischen Weingütern präsentiert, es gibt Winzerbratwürste und Federweißen, außerdem spielt eine Jazz-Combo. fg

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