Das Gebäude in der Straße "Am hohen Markstein" ist in Privatbesitz und wurde vor Jahren von der Regierung angemietet. Der Vertrag wurde inzwischen gekündigt. Es ist geplant, die im Haus bestehenden Apartments an Familien oder Einzelpersonen zu vermieten, so dass die dort noch wohnenden Personen nicht ausziehen müssen.
Im Sommer 1989 wurde das Spätaussiedlerheim in Bad Königshofen eröffnet. Damals kamen noch mehr als 2000 Deutschstämmige jährlich nach Unterfranken und wurden auf die eingerichteten Unterkünfte verteilt.
Stetig abwärts ging dann die Entwicklung. Waren es im Jahr 2001 noch 2234 Aussiedler, kamen 2004 nur noch 1411 und 2005 sogar nur 857 nach Unterfranken. In Bad Königshofen war das Haus mit 210 Plätzen in Spitzenzeiten voll belegt mit Familien und Einzelpersonen. Heute wohnen nur noch 41 Leute darin.
Die Schließung der Unterkunft in Bad Königshofen ist kein Einzelfall, denn in den nächsten zwei Jahren bis Ende 2008 werden nach und nach die Übergangswohnheime in ganz Unterfranken geschlossen, so dass es ab Januar 2009 lediglich noch eine Einrichtung im Regierungsbezirk geben wird. Welche das sein wird, steht noch nicht fest. Ebenso gibt es außer für Bad Königshofen noch keinen genauen Zeitplan für die einzelnen Schließungen. Eine Entscheidung wird aber in den nächsten Wochen getroffen.
Die Schließung des Hauses bedeutet auch für Leiterin Charlotte Bauer das Ende ihrer Tätigkeit. Sie wird dann mit 60 Jahren in den Ruhestand gehen. Seit 1994 ist sie dort angestellt und hat ihre Arbeit sehr gerne getan. "Es hat mir viel Spaß gemacht und es war eine erfüllende Aufgabe. Ständig gab es neue Situationen, mit denen man fertig werden musste, und viele neue Kontakte, die teilweise bis heute andauern." Die ehemalige Finanzbeamtin hat während ihrer Tätigkeit viele Menschen kennen gelernt, Freude und Leid mit ihnen geteilt und die ganze Entwicklung miterlebt.
Anfangs seien die Aussiedler froh gewesen, im Westen angekommen zu sein, meint sie rückblickend. Sie hätten wenig Ansprüche gehabt und in ihren Briefen an ihre Angehörigen und Bekannten nur die positiven Seiten der neuen Heimat geschildert. "Die nächste Welle an Spätaussiedlern war dann eher enttäuscht von den Bedingungen ihres Neuanfangs," so die Heimleiterin. Allerdings hing es auch davon ab, woher sie kamen, ob vom Land oder aus einer Stadt, in der die Lebensbedingungen etwas besser gewesen seien.
Viel erlebt hat sie also, Charlotte Bauer, die unermüdlich Hilfe leistete, beispielsweise beim Ausfüllen von Formularen, und vieles organisiert hat, von Freizeitmöglichkeiten und Hausaufgabenbetreuung bis zur Postverteilung. Probleme tauchten vor allem dann auf, wenn Alkohol im Spiel war oder Streit geschlichtet werden musste. Besonders die jugendlichen Arbeitslosen hatten und haben es sehr schwer, einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Insgesamt bewundert die Heimleiterin die Aussiedler für ihren Mut, die bisher gewohnte Heimat zu verlassen und ganz neu anzufangen.
Die räumliche Enge im Wohnheim wurde meistens ohne größere Probleme durchgestanden. Als die Kapazität des Hauses voll ausgeschöpft war, mussten sich manchmal zwei Familien ein kleines Apartment teilen. Das bedeutete gemeinsame Küche, gemeinsames Badezimmer und Familienleben in Hör- und Sichtweite.
Wenig Verständnis hat die Heimleiterin für die Vorurteile der Menschen, die glauben, die Aussiedler würden finanzielle Privilegien genießen. "Viele Familien haben sich nach ihrem Auszug ein Haus gebaut, das ging aber nur, weil alle Verwandten und Bekannten zusammen arbeiten und sich gegenseitig helfen," so Bauer. Zusammenhalt werde groß geschrieben, das sei die Hauptursache für Erfolge dieser Art.
Integration sei eines der wichtigsten Themen für die Aussiedler, die dritte oder vierte Generation sei von der hier geborenen Bevölkerung kaum noch zu unterscheiden. "Die Leute wollen nicht auffallen, sie wollen sich anpassen," so Charlotte Bauer. Der erste Schritt dazu sei der Sprachunterricht, der in jedem Jahr mit Hilfe von Vertragspartnern erteilt werde, aber in diesem Jahr eingestellt worden sei.
Etwas wehmütig denkt Charlotte Bauer an das Ende des Übergangswohnheims. Sie wird sich an Mai nächsten Jahres gemeinsam mit ihrem Mann zukünftig mehr ihren Großelternpflichten widmen können und mehr Zeit für Haus, Garten und sich selbst haben.
Daten & Fakten

Vom Wohnheim ins Fernsehen
Spuren hinterlassen hat im
Übergangswohnheim Kristina
Neuwert, die dort bei der
Kindergruppe "Die lustigen
Noten" ihre ersten Gesangs-
erfahrungen machte. Die ge-
bürtige Moskauerin wohnte
damals im Asylantenheim Bad
Königshofens und kam zum
Üben herüber. Vor kurzem ge-
hörte Kristina, die heute in
Bad Neustadt lebt, in der TV-
Sendung "Popstars" noch zu
den Anwärterinnen für die
neue Popgruppe "Monrose".