"Juhu, fünf Wochen keine Schule!" So dürfte wohl der ein oder andere Schüler auf die flächendeckenden Schulschließungen auch in Bayern und Baden-Württemberg reagiert haben. Vor allem, wenn er eine der unteren Klassenstufen besucht. "Andere Schüler, vor allem die der höheren und der Abschlussklassen, finden das allerdings verständlicherweise nicht ganz so 'cool' und auch ihre Eltern sind besorgt", schildert David Fringes seine Erfahrungen. Der gebürtige Sälzer, der heute in Bad Mergentheim lebt, ist derzeit Vertretungslehrer für Mathematik und Sport an der Realschule in Künzelsau (Baden-Württemberg).
Nach dem ersten Teil seiner Elternzeit ist David Fringes seit Januar wieder als Lehrer an der Künzelsauer Realschule tätig. Viele dürften ihn aus seiner aktiven Zeit als Fußballer in Salz und Herschfeld kennen oder von der Bad Neustädter Wirtschaftsschule, an der er bis 2015 unterrichtete. Da Fringes am 10. Mai den zweiten Teil seiner Elternzeit antritt, ist er derzeit vertretungsweise eingesetzt und leitet keine eigene Klasse.
Für Baden-Württemberg stehe ein eigener Server zur Kompensierung des Unterrichtsausfalls zur Verfügung. Mit diesem versucht auch Fringes in dieser schwierigen Situation, die Schüler so gut wie möglich vorzubereiten. Zusätzlich möchte er mit seinem eigenen Youtube-Kanal ObachtMathe Schüler unterstützen, die über den normalen (derzeit digitalen) Unterricht hinaus an ihren Mathematik-Fähigkeiten feilen oder sich auf ihre Matheabschlussprüfung vorbereiten möchten.
Austausch läuft über einen eigenen Server
"In Baden-Württemberg läuft es so, dass die Klassen-Lehrer von den jeweiligen Fachlehrern Aufgaben erhalten, die sie dann über einen Server den Schülern zur Verfügung stellen. Diese bearbeiten die Fragestellungen und laden ihre Ergebnisse wiederum auf den Server hoch", schildert Fringes. Außerdem hat an seiner Schule jeder Lehrer eine Dienst-Email-Adresse für den Austausch mit Schülern und Eltern erhalten. Von Kollegen hat David Fringes gehört, dass die Plattform und die Email-Adressen gut genutzt würden, auch wenn es vereinzelt noch technische Probleme gebe: "Am ersten Tag ist der Server gleich einmal zusammen gebrochen. Man merkt halt schon, dass die Digitalisierung in den Schulen noch in den Kinderschuhen steckt. Aber ansonsten klappt das System gut."
So sei ein Austausch möglich, auch wenn man freilich nicht genau wisse, ob die Schüler die Aufgaben selbst gelöst haben oder die Eltern oder ein Klassenkamerad in einer Whatsapp-Gruppe. Dies könne man aber bei normalen Hausaufgaben auch nie genau überprüfen. Den Zehntklässlern ist es Fringes Erfahrung nach natürlich besonders wichtig, sich gut auf die Prüfungen vorzubereiten. Dies auch im Hinblick darauf, dass diese auch in Baden-Württemberg verschoben wurden. Leichte Ängste seien bei den Entlass-Schülern in jedem Fall zu spüren, so der 34-Jährige.

Erklär-Videos sollen Prüfungsvorbereitung ergänzen
Und insbesondere an dieser Stelle möchte David Fringes mit seinem Youtube-Kanal ansetzen. Dort postet er Erklär-Videos zu Mathematik-Themen und geht hierbei insbesondere auf Fallstricke und knifflige Aufgaben ein. Außerdem bietet er dort kleine Rätsel und Knobelaufgaben an, um die Freude an der Mathematik zu wecken. Seit Kurzem rechnet Fringes in seinen Videos auch Abschlussprüfungs-Aufgaben der Vorjahre ausführlich vor. Hierbei geht er, wie er in einem Telefongespräch erzählt, besonders auf die Themen ein, die den Schülern noch schwer fallen. Welche diese sind, erfährt er durch zahlreiche Rückmeldungen seiner Schüler, Kanal-Nutzer sowie Eltern.
Das Angebot an Prüfungs-Aufgaben der letzten Jahrgänge in seinem Kanal beschränkt sich bisher allerdings auf solche für die bayerische Mittlere-Reife-Prüfung. Dies liegt laut David Fringes daran, dass das Baden-Württembergische Kultusministerium anders als das bayerische die Aufgaben der Vorjahre nicht für diese Zwecke zur Verfügung stellt: "Ich habe aber beim Ministerium bereits um eine Freigabe auch der baden-württembergischen Aufgaben gebeten. Ich hoffe, dass diese bald erfolgt." Die Aufgaben, die die bayerischen Schüler lösen müssen, sind nämlich nach Aussage von Fringes komplexer und gehen oft tiefer in die Materie als die in Baden-Württemberg, auch inhaltlich gibt es Unterschiede.
Digitales Lernen gewinnt an Bedeutung
Generell scheint in diesen Zeiten das digitale Lernen für die Schüler eine noch größere Bedeutung zu haben als sonst. Und so merkt auch David Fringes, dass auf ObachtMathe die Klickzahlen steigen. "In den Tagen seit der Schulschließung habe ich rund hundert neue Abonnenten gewonnen, auch die Videos werden verstärkt angeklickt", freut sich der Vater eines Kindes. Um die Schüler zu unterstützen plant er nun, alle ein bis zwei Tage ein neues Video hochzuladen, während er früher wöchentlich seinen Kanal neu bestückte.
Sein Ziel ist es dabei nicht, den großen Reibach zu machen. Denn Geld verdient Fringes mit ObachtMathe keines, wie er sagt. Lieber möchte er den Schülern, gerade in den jetzigen schwierigen Zeiten, die Möglichkeit geben, den Stoff in ihrem eigenen Tempo zu vertiefen und sich gezielt vorzubereiten. Seinen Kanal versteht er hierbei als Ergänzung zu dem Angebot, das die Schulen derzeit statt Präsenz-Stunden anbieten. Damit die Schüler auch in Zeiten der Schulschließungen am Ball bleiben und sich nicht vor danach anstehenden Prüfungen fürchten müssen.