„Eine Komödie, aus dem Leben ausgesucht“, so charakterisierte Regisseurin Birgit Fischer den Schwank, den die Nurdemer Laienbühne ihren Besuchern in der Kulturscheune bot. Um Gottes Willen, bloß nicht, möchte man ausrufen. Denn was da in dem Stück „Club der Pantoffelhelden“ von Hans Schimmel alles geschah, war die absolute Tyrannei der Weiber über ihre bedauernswerten Männer.
Eigentlich wäre das ein Thema für Mord und Totschlag, und einmal streift die Handlung auch tatsächliche solche finstere Drohungen. Aber das Geschehen kriegt dann doch die Kurve und bleibt bei der grotesken Situation- und Wortkomik, die ununterbrochen zum Lachen reizen. Das fängt schon beim ersten Auftritt an, in dem der Pantoffelheld Willi Hubbele (Gerhard Keller) in Rüschenschürze die Befehle seiner dominanten Ehefrau Ella (Michaela Griebel) mit einem demütigen „Ja, mein Täubchen“ entgegennimmt. Ella sowie ihre Freundinnen Ricarda Beisel (Bianca Simon) und Susanne Faber (Birgit Fischer) haben ihren Männern die Hausarbeit aufgebürdet, während sie ein Schmarotzerleben zwischen Tratschrunden und Kaffeehausbesuchen führen. Wie Willi Hubbele haben auch Friedrich Beisel (Rolf Heinrich) und Peter Faber (Uwe Simon) Angst vor ihren Xanthippen, gegen die sie nicht ankommen.
Sie tragen ihr Schicksal aber mit Galgenhumor, machen sich gegenseitig Mut mit dem Kampflied „Unsere Frauen werden schon sehen, dass wir wahre Männer sind“, was in lächerlichem Gegensatz steht zu den Schürzen, die sie tragen, und den Kaffeekannen, mit deren Deckel sie „gar fürchterlich“ klappern. Bestärkt werden die drei tyrannischen Kratzbürsten noch durch die Hausverwalterin Else Kling (Pia Schabert), eine dem Alkohol durchaus nicht abgewandte Tratsche, die ihre Nase in anderer Leute Sachen steckt und auf ihre Hausdrachenart für Moral und Anstand in ihrem Mietshaus sorgt.
So würde das Los der drei Pantoffelhelden wohl ewig währen, wenn da nicht zwei Personen aufkreuzten, die alles in Bewegung bringen. Richie Naumann (Marco Herold) und die knackige Schönheit Carmen Siegel (Marion Keller). Richie ist ein Freund der drei Unterdrückten, der nicht länger mitansehen kann, wie sie sich herumkommandieren lassen. Er stachelt bei ihnen den Geist der Revolution an, freilich anfangs mit größtem Misserfolg, denn zur absoluten Gaudi des Publikums gehen alle Versuche besonders bei Willi völlig daneben. So etwa bei dem komischen Höhepunkt, als Willi einer Vogelscheuche, bestehend aus Gewand und Hut seiner Frau, seinen Frust an den Kopf aus Styropor schreit.
Trotzdem machen die drei Helden langsame Fortschritte, sehr zur Beunruhigung ihrer Frauen, die ihre Herrschaft gefährdet sehen.
Carmen wirbelt alles noch mehr durcheinander. Denn Willi und Friedrich hatten der jungen Frau einmal Avancen gemacht, als sie deren Bar „Zur lauten Grotte“ einen Besuch abstatteten. Der jungen Frau hatten sie vorgelogen, sie seien noch ledig. Carmen kommt nun zu Willi in die Wohnung, weil sie einer Vertiefung der Beziehung nicht abgeneigt wäre. Das zu vertuschen führt zu einer Kette von haarsträubend komischen Lügen, an denen sich auch Willis Freunde beteiligen. Richie hat inzwischen eine geniale Idee entwickelt, wie sich die drei Pantoffelhelden endgültig emanzipieren können: Sie behaupten, dass sie ihre Frauen verlassen werden, weil sie sich bei der Fremdenlegion gemeldet haben. Sie putzen ihre Weiber so zusammen, wie sie selber immer wieder zusammengeputzt worden waren, und sagen ihnen die Wahrheit aus ihrer Sicht. Da fällt den drei Hyänen aber doch die Kinnlade herunter. Kleinlaut fragen sie, was sie tun müssen, damit die jetzt sehr maskulin im Military-Look auftretenden Herren bei ihnen bleiben. Die Paare versöhnen sich, und Junggeselle Richie macht Carmen einen Heiratsantrag.
Die Regisseurinnen Karin Hippeli und Birgit Fischer (nicht identisch mit der Schauspielerin Birgit Fischer) brachten das Stück mit Tempo über die Bühne, die Akteure agierten grandios. Wer die Nurdemer in Aktion sehen will: Am Freitag und Samstag, 24. und 25. November, hebt sich um 19.30 Uhr für zwei weitere Vorstellungen der Vorhang in der Kulturscheune. Kartenanfragen bei Michaela Griebel, Tel. (0 97 79)63 75 (ab 17 Uhr).