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HASELBACH: Der Häuptling aus dem Ruhrgebiet

HASELBACH

Der Häuptling aus dem Ruhrgebiet

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    Der Häuptling: Fritz Pawelzik mit seinem Original-Häuptlingsschwert der Ashanti vor dem großen Versammlungszelt im Missio-Camp.
    Der Häuptling: Fritz Pawelzik mit seinem Original-Häuptlingsschwert der Ashanti vor dem großen Versammlungszelt im Missio-Camp. Foto: Foto: Hippeli

    (bab) Zu den besonderen Gästen im Missio-Camp gehörte Fritz Pawelzik aus Düsseldorf. Der 82-Jährige erzählte aus seinem bewegten Leben, vor allem von seiner Zeit als Entwicklungshelfer und Missionar in Afrika. Als Zeichen der Wertschätzung ernannte ihn der Stamm der Ashanti in Ghana zum Häuptling auf Lebenszeit. Rund 300 000 „Untertanen“ wohnen in seinem Herrschaftsgebiet.

    Pawelzik kam 1927 in Herne als Sohn einer Bergarbeiter-Familie zur Welt. Er war begeisterter Hitlerjunge, meldete sich als Jugendlicher freiwillig für den Kriegseinsatz. „Erst in russischer Gefangenschaft wurde mir klar, welches Übel von Hitler kam“, sagt er. Erschüttert sei er 1945 nach Hause gekommen und habe nach einem Sinn im Leben gesucht.

    Ein britischer Soldat hatte dem 18-Jährigen nach der Flucht aus der Gefangenschaft ein Neues Testament geschenkt. So kam die Neuorientierung zum Glauben.

    Im CVJM lernte Pawelzik Leute kennen, mit denen er zusammen Bibel las. Er wurde CVJM-Sekretär für Bergleute im Ruhrgebiet, arbeitete sieben Jahre lang unter Tage und begann eine christliche Arbeit mit Jungen und „Kumpels“.

    Schalke-Fan

    Mit seiner Frau Karin ging er 1959 für sieben Jahre nach Ghana – sie arbeitete in einem Krankenhaus, er baute den Sitz des nationalen CVJM auf, setzte sich für den Bau von Schulen, Kindergärten, die Verbesserung des Gesundheitswesens und die Ausbildung Jugendlicher ein.

    Als begeisterter Schalke-Fan trainierte er Fußballmannschaften. Vom damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke wurde Pawelziks Aufbauarbeit mit 2,8 Millionen DM unterstützt. Im Urlaub hielt er Vorträge in Deutschland und sammelte Geld für die Projekte.

    Nach dem Einsatz in Ghana wechselte das Ehepaar nach Chicago. Von 1967 bis 1977 lebten sie in Ostafrika, dann weitere zehn Jahre in Genf, dem Sitz des CVJM-Weltbundes, wo Pawelzik für die Schulung von Mitarbeitern in der ganzen Welt verantwortlich war. 1987 kehrten die Pawelziks nach Deutschland zurück. Sie wohnen in Düsseldorf. Drei Kinder und Enkel gehören zur Familie.

    Im Ruhestand setzte sich Fritz Pawelzik weiterhin für sein Lebenswerk ein, warb bei Veranstaltungen um Unterstützung für die Menschen in Afrika, organisierte Partnerschaften, sammelte Spendengelder.

    Vaterfigur

    Er hat 30 Bücher mit Geschichten aus Afrika geschrieben. Einige erreichten Auflagen bis zu 800 000 und wurden in 18 Sprachen übersetzt.

    Zu seinen außergewöhnlichen Erlebnissen gehört, wie er von den Ashanti in Ghana 1992 zunächst gekidnappt und dann in einem angsteinflößenden Ritual zum Häuptling „Nana Kofi Marfo II“ gekrönt wurde. „Nana“ heißt Häuptling, „Kofi“ bedeutet „an einem Freitag geboren“ und „Marfo“ bedeutet „der Lange“ - „weil ich für afrikanische Verhältnisse groß bin“, erklärt Pawelzik.

    Diese Ehre wurde ihm zuteil, weil er sich durch sein Engagement einen guten Ruf erworben hatte und sein „Volk“ mit ihm als Vaterfigur, Friedensrichter und Wohltäter in Verbindung bleiben wollte. Ein Wunsch, dem er mit regelmäßigen Afrika-Reisen samt Spenden im Gepäck auch als Rentner nachkam.

    Beim Missio-Camp fesselte er seine Zuhörer mit Schilderungen aus seiner Zeit als Entwicklungshelfer. Sein besonderes Anliegen war es auch diesmal, das Interesse für das Leben und die Probleme der Menschen in Afrika zu wecken. Wie er informierte, sind in Ghana unter seiner Mitwirkung 40 Kindergärten, drei Berufsschulen und weitere Einrichtungen entstanden. „Alles wurde von freiwilligen Geldern gebaut.“ Erfreut berichtete er auch, dass er einen Sponsor gefunden hat, der seine Projekte unterstützt und die Arbeit weiterführen wird. „Das ist für mich eine große Befriedigung . . .“

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