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Eyershausen: Der Mittelwald: Artenreich und überwiegend resistent

Eyershausen

Der Mittelwald: Artenreich und überwiegend resistent

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    Exkursion in den Eyershäuser Mittelwald: Bürgermeister Thomas Helbling (Mitte) begrüßte vor Ort die zuständigen Forstleute und Seminarteilnehmer.
    Exkursion in den Eyershäuser Mittelwald: Bürgermeister Thomas Helbling (Mitte) begrüßte vor Ort die zuständigen Forstleute und Seminarteilnehmer. Foto: Regina Vossenkaul

    Der Mittelwald gilt als einer der artenreichsten Wälder, ist aber eng mit den althergebrachten Holzrechten und dem Engagement der Nutzer verbunden. Um dieses Thema in der Praxis zu vertiefen, plante das Seminar "Mittelwälder – menschengemachte Natur", das in Maria Bildhausen stattfand, zwei Exkursionen in die Praxis ein, zuerst nach Eyershausen zum dortigen Mittelwald, tags drauf nach Herbstadt.

    Das Ziel der Veranstaltung war es, die Kooperation zwischen Forst und Naturschutz zu stärken. Als "Hotspot der Biodiversität, verbunden mit einer aufwendigen, arbeitsintensiven Wirtschaftsweise" bezeichnete Dr. Wolfram Adelmann von der Bayerischen Akademie für Naturschutz, der gemeinsam mit Robert Staufer von der Forstschule Lohr die Veranstaltung leitete, den Mittelwald. Welche ökologischen Besonderheiten hat er, wie sind die Perspektiven und wie müssen mittelwaldartige Waldflächen behandelt werden? Fragen wie diese wurden von den Forstleuten diskutiert.

    In Eyershausen herrscht die Eiche vor

    Eine Fahrt nach Eyershausen, die von einem kurzen, starken Gewitter unterbrochen wurde, zeigte einen typischen Mittelwald vor und nach der Nutzung. Bürgermeister Thomas Helbling begrüßte vor Ort, stellte die Stadt kurz vor und übergab dann das Wort an den Revierförster Herbert Geßner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der einen Überblick gab. Von der Gesamtfläche des Stadtwaldes, 1321 Hektar (ha), sind etwas mehr als 200 ha Mittelwald, in dem die Baumarten Eiche (51 Prozent), Fichte (22 Prozent) und Kiefer (11 Prozent) vorherrschen. Baumarten wie Buche, Douglasie, Elsbeere und sonstige kommen dazu.

    ZE-Holz, also Bäume mit Trockenschäden und Borkenkäferbefall, mussten in den vergangenen Jahren auch aus dem Mittelwald entfernt werden, 2020 waren dies 174 fm (Festmeter) und 2021 noch einmal 258 fm. Der Umtrieb beträgt 30 Jahre, die Stockhiebsfläche durchschnittlich 5,7 ha. Der Oberholzhieb liegt in den Händen der Stadt und wird im Anschluss, im Folgejahr, durchgeführt. Ziel ist es, genug Licht zum Entwickeln des Austriebs zu lassen, deshalb wird die Überschirmung auf weniger als 50 Prozent reduziert.

    Manchmal muss nachgeholfen werden: Hier wachsen Eichen, Buchen und Elsbeeren in einer Hülle, die vor Wildverbiss schützt.
    Manchmal muss nachgeholfen werden: Hier wachsen Eichen, Buchen und Elsbeeren in einer Hülle, die vor Wildverbiss schützt. Foto: Regina Vossenkaul

    Stadträtin Marie-Therese Geller berichtete, dass für die Eyershäuser das Holzrecht sehr wichtig sei und zu ihrem Selbstbewusstsein beitrage. Der Borkenkäfer sei im Mittelwald kein großes Problem. Zu den Fichten-Monokulturen im Hochwald meinte sie: "Das Problem hat der Borkenkäfer erfolgreich gelöst".

    So funktioniert das Holzrecht in der Praxis

    Philipp Sebald, ehemaliger Vorsitzender der Holzrechtler (inzwischen ist es Hilmar Homer), erklärte, wie das Holzrecht in der Praxis funktioniert. Vor 800 bis 1000 Jahren haben die Vorfahren den Wald vielseitig genutzt. Das Holz zum Kochen und Heizen, zum Haus- und Möbelbau, den Reisig zum Anschüren und die Rinde zum Gerben. Die Eicheln wurden zur Schweinemast verfüttert. In Notzeiten durften die Schweine in den Wald getrieben werden, wenn Futter sehr knapp war. Von den rund 400 Einwohnern lebten 300 von der Landwirtschaft und holten Holz aus dem Wald. Die Vorfahren hatten sich ein schlaues System ausgedacht, um zu verhindern, dass der Wald in Dorf-Nähe wegen der kürzeren Transportwege übermäßig genutzt wird. Sie dachten sich das Holzrecht aus. Zusätzlich zum Brennholz-Bedarf konnten Stämme für Haus- und Scheunenbau geholt werden, letzteres gibt es heute nicht mehr.

    Mittelwälder sind sehr artenreich, eine Teilnehmerin hatte dafür gleich einen Beweis gefunden, die Reste eines Hirschkäfers.
    Mittelwälder sind sehr artenreich, eine Teilnehmerin hatte dafür gleich einen Beweis gefunden, die Reste eines Hirschkäfers. Foto: Regina Vossenkaul

    Schon als kleiner Junge durfte Sebald in "unseren Wald" mitgehen und lernte, worauf es ankommt, welche Bäume gute Stockausschläge bringen und wie die Einteilung funktioniert. In der ersten Januarwoche muss jeder, der sein Holzrecht, das mit den Häusern verbunden ist, anmelden. Im Ort gibt es hauptsächlich 71 ganze und 19 halbe Holzrechte, deshalb wird nach der kleineren Einheit ein bestimmtes Areal, das gerade an der Reihe ist, aufgeteilt. Damit sich niemand beschweren kann, weil die Abfuhr- und Erntemöglichkeiten natürlich unterschiedlich sind, wird ausgewürfelt, wo die Kennzeichnung beginnt, anschließend geht es nach der Reihe. Die beauftragten Rechtler messen die Flächen gemeinsam mit den Feldgeschworenen aus und markieren sie, indem Vertiefungen in den Boden gehackt werden.

    Von der Vitalität des Mittelwaldes und von der Artenvielfalt konnten sich die Teilnehmer persönlich überzeugen. Wie Sebald berichtete, wurden dort 61 Pflanzen, 29 Vögel und 42 Schmetterlingsarten gefunden, die auf der Roten Liste stehen.

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