„Was konnte die Rangersbäuerin Margret dafür, dass es den ganzen Sommer über regnete und die Erdäpfel so klein blieben, und daß sich bei dieser Malefiznässe die Frucht lagerte und sie sohin nicht, wie sie es vorgehabt hatte, der alten Ferkelsau mit einem Mischfutter aus Erdäpfeln und Schrot zu Leibe rücken konnte. Was der Margret Schaden, das war der Ferkelsau Nutzen, denn die durfte Weihnachten, ja sogar Neujahr überleben.“
Das schreibt Eduard Ferdinand Schuhmann in der Geschichte „Das Schlachtfest“. Sie eine von sechs, in denen er im Jahr 1937 die „Festtage des Dorfes Motten“ beschreibt. Er erzählt von der Christnacht, wie es in der Spinnstube zugeht, vom Ostertau, dem Flachsrupftag und der Kirmes genau so, wie es früher zuging und wie es Brauch war.
Wie sich die Tante von Werner Paltian, Elsa Schuhmann, noch erinnert, habe der schriftstellernde Junggeselle Schuhmann in Motten gelebt, nach dem Krieg eine Frau Gunkel aus Kothen geheiratet und sei dann nach München verzogen.
Das Buch mit 131 Seiten entdeckte Anneliese Paltian vor zwei Jahren im Nachlass ihrer Mutter. Es war ihrer ledigen Patin Anna Küster, der Schwägerin ihrer Mutter Maria Will gewidmet, die vom Mottener Fuchsenhof stammte. Anneliese Paltian nahm es zur Erinnerung mit nach Hause, sollte es doch sonst entsorgt werden. Den fehlenden Einband hat das Ehepaar Paltian durch einen neuen ersetzen lassen.
„Hochinteressant“, sagt Werner Paltian über das Buch, das er gleich nach dem ersten Hineinblättern bis zur letzten Seite hin verschlungen hat. Vor allen Dingen, wenn man die Höfe und teilweise noch die Bauern gekannt hat, über die und von denen in den Kurzgeschichten berichtet wird. Auch zeigt er sich fasziniert darüber, wie sich früher das Leben auf dem Land abgespielt hat und liest sofort die eine oder andere Passage vor, wie so ein Schlachtfest abgelaufen ist oder wie die Kirmes anno dazumal gefeiert wurde.
Eduard Ferdinand Schuhmann hat noch zwei weitere Bücher geschrieben. In den Erzählungen „Der Herr der Erde“ spricht der „junge Dichter, der selbst noch vor kurzem die Pflugschar führte“, wie es in der Beschreibung heißt, den Bauern direkt an.
Verhalten und einfach, aber doch mitreißend eindringlich geht er auf die Verbundenheit von Hof und Familie ein, kämpft für Bauernfleiß und -recht und gegen die Landflucht, Kastengeist und Inzucht. Die knapp geformten Erzählungen wurzelten ganz in der Wirklichkeit des Bauerntums.
Die unmittelbare Volkstümlichkeit der einfachen Erzählung „Die Bauernhochzeit“ mache diese so reizvoll, lautet die Inhaltsangabe des Bands 4 der Sammlung „Wort und Welt“, in dem ein „reiches, dörfliches Brauchtum“ entfaltet wird.
Das Ehepaar Paltian ist nun auf der Suche nach diesen beiden Büchern. Laut Aussage des Herausgebers, der Verlag Fuldaer Actiendruckerei, seien die Bücher nicht mehr aufzutreiben. „Das hätte mich schon sehr interessiert“, bedauert Werner Paltian die abschlägige Antwort.
Auch der kürzliche Aufruf im Amtsblatt der Gemeinde Motten blieb bislang erfolglos. Anneliese Paltian ist sich aber sicher, dass, wenn die Mottener oder Kothener einmal Schränke ausräumen, bestimmt noch das ein oder andere Exemplar der Bücher des Mottener Schriftstellers Eduard Ferdinand Schuhmanns zum Vorschein käme.