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WECHTERSWINKEL: Der Schotte mit dem Blechschaden

WECHTERSWINKEL

Der Schotte mit dem Blechschaden

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    „Ein Schotte auf Reisen“, so lautet der Titel des neuen Buchs von Bob Ross. Der schottische Hornist der Münchner Philharmoniker und Chef des bekannten Blechbläserensembles „Blechschaden“ ist viel unterwegs. Und der Weg des reiselustigen Schotten führte nun auch in die Rhön, wo er auf Einladung der Kreismusikschule den Musikern der Big Breath Brass Band, kurz B4, in einem Workshop den Feinschliff für die Teilnahme an der Deutschen Brass Band Meisterschaft am 21. und 22. Mai in Duisburg verpasste.

    Dass er sich im Fränkischen und insbesondere in der Rhön pudelwohl fühlte, lag weniger daran, dass die Weiten der Rhön entfernt an die schottischen Highlands erinnern, sondern vor allem daran, dass sich Bob Ross in diesen Tagen ein wenig in seine Kindheit zurückversetzt fühlen durfte. Schließlich hat er vor 46 Jahren ebenfalls in einer Brass Band seine großartige musikalische Laufbahn begonnen. Daher machte es ihm riesigen Spaß, mit den Blechbläsern von B4 arbeiten zu dürfen und ihnen dabei so manchen Tipp mit auf dem Weg geben zu können. Schließlich hat die Geschichte der Brass Bands ja auch von Schottland aus ihren Siegeszug angetreten – anlässlich der Londoner Weltausstellung 1851 waren erstmals die Bergarbeiter-Brass-Bands bekannt geworden, die zum schottischen Alltag der Bergarbeiter-Siedlungen gehörten.

    „„Ich war der einzige schottische Egerländer bei Ernst Mosch.“

    Bob Ross bei der humorigen Orchesterprobe

    Klein, aber oho! Getreu seinem Wahlspruch „Man muss nicht groß sein, um ein guter Blechbläser zu sein“ stellte sich Bob Ross ganz locker den B4-Bandmitgliedern vor, aber auch den zahlreichen Besuchern im Festsaal des Klosters Wechterswinkel, die gekommen waren, um eine unterhaltsame Orchesterprobe zu erleben. Im karierten Hemd, mit hochgekrempelten Ärmeln, und in der Freizeithose kam der Schotte ganz leger daher. Mit Witz und Esprit, mit Anekdoten und humorvollen Anmerkungen begeisterte Bob Ross in Windeseile sein Publikum. „Ich war der einzige schottische Egerländer bei Ernst Mosch“, sagte er beispielsweise und hatte die Lacher auf seiner Seite. Und plauderte gleich weiter aus dem Nähkästchen: „Dirigent Herbert von Karajan dirigierte immer mit geschlossenen Augen. Warum ? Damit er die leidenden Musiker nicht sehen musste.“

    Bob Ross sucht gern den Kontakt zum Publikum und gewinnt so schnell die Sympathien. 1954 wurde er in Kirkcaldy geboren – dort, wo auch die Wiege des ehemaligen britischen Premierministers Gordon Brown stand, mit dem Bob Ross übrigens auch im Schulorchester spielte. „Er war ein ganz passabler Geiger“, verriet er schmunzelnd. In Glasgow hat Ross klassisches Horn studiert und kam wenig später nach Deutschland, wo er später zu den Münchner Philharmonikern stieß.

    Bob Ross an diesem Abend zu erleben, war für die Zuhörer ein Genuss. Er sprühte vor Tatendrang, die Leitung der insgesamt 90-minütigen Orchesterprobe machte ihm sichtlich Spaß. Die 30 Blechbläser mit Thomas Eckert an der Spitze im Alter zwischen 13 und 55 Jahren waren von dieser Trainingseinheit mit dem „Stardirigenten“ wie elektrisiert und legten sich mächtig ins Zeug. Stücke, wie „Pilgrims“, The cross of honour“ oder die meistgespielte schottische Dudelsack-Melodie „Highland Cathedral“ wurden gleich zwei-, dreimal gespielt, wobei Bob Ross sofort kleine Fehler ansprach und sofort abstellte.

    Selten dürfte bei einer Musikprobe so viel gelacht worden sein wie an diesem Abend, als Bob Ross seine Anekdoten einstreute. Zum Beispiel, als er den Unterschied zwischen „mezzo piano, pianissimo oder mezzo forte“ erklärte, zum Geradesitzen aufforderte, in seinen Erinnerungen kramte und über seinen eigenen Berufsstand herzog. Außerdem beantwortete er die uralte Frage, was der Schotte unter seinem Rock trägt: „die Zukunft Schottlands“.

    Am Ende sind sich Zuhörer wie Musiker einig: Wohl selten hat man eine derart kurzweilige, interessante und humorvolle Abendunterhaltung genossen. Nach diesem Wochenende werden die B4-Mitglieder sicherlich hoch motiviert den Wettbewerb in Duisburg ansteuern. Gespannt darf man sein, ob Bob Ross sein Versprechen hält und künftig öfter mal vorbeikommt, „um zu schauen, wie ihr euch entwickelt habt!“

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