(hf) Die Urnenwände, die in den Friedhöfen immer häufiger werden, bringen viele Steinmetzbetriebe in finanzielle Schwierigkeiten. Einbußen von bis zu 50 Prozent und mehr sind an der Tagesordnung.
Noch wird in den Steinmetzbetrieben in Rhön-Grabfeld an Grabsteinen gearbeitet, werden Buchstaben und Figuren aus dem Stein herausgemeißelt. Diese Tätigkeit aber ist gefährdet. Unumwunden gibt Steinmetzmeister Jürgen Hippold aus Bad Königshofen das zu und nennt auch den Grund dafür: Es sind die Urnenwände, die immer mehr in den Friedhöfen entstehen. Das führe dazu, dass die Aufträge für Grabsteine immer weniger werden und wohl eines Tages dieser Beruf gar zum Aussterben verurteilt sei.
Hippold verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass er eigentlich schon immer gegen Urnenwände war. Der Grund sei ganz einfach der, dass diese Wände sehr unpersönlich sind. Kaum einer bleibe da ein paar Minuten stehen im Gedenken an den Verstorbenen. Es gebe keine Möglichkeit, Blumen oder Lichter genau dort niederzulegen oder anzuzünden, wo die Urne des Toten steht. „Jeder braucht nun einmal ein Trauereckchen“, sagt der Bad Königshöfer Steinmetz.
„Was sollen wir machen?“ fragt Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling. „Die Leute wollen doch die Urnenwand!“ Auch Bürgermeister Kurt Mauer aus Trappstadt sieht das so. Er plant allerdings keine Urnenwand, sondern tendiert zu einem Rasenfriedhof, auf dem einzelne Stelen zu finden sind. „Hier könnten dann die Namenstafeln angebracht werden und jeder hat auch die Möglichkeit von seinem Verstorbenen Abschied zu nehmen oder auch einen Blumenstrauß niederzulegen und eine Kerze anzuzünden.“ Damit habe man ganz sicher diesen Ärger und Zustand wie an Urnenwänden in anderen Friedhöfen nicht.
Urnen in Familiengräber
Auch Sulzfelds Bürgermeister Jürgen Heusinger hat sich mit seinem Gemeinderat gegen eine Urnenwand entschieden. Im Sulzfelder Friedhof wird der Bereich der aufgelassenen Kindergräber in Urnengräber umgewandelt. Außerdem hat der Gemeinderat beschlossen, dass es möglich sein soll in bestehende Familien und Einzelgräber Urnen in begrenzter Anzahl mit einzubringen. Der Hintergrund sei, dass Urnengräber sehr teuer sind.
Auch Heusinger versteht die Probleme der Steinmetzbetriebe, verweist allerdings darauf, dass letztendlich die Nachkommen des Verstorbenen oder dessen letzter Wille entscheidend sind, wie er bestattet werden möchte.
Doch noch etwas ganz anderes gehe mit den Urnenwänden verloren: Die Friedhofskultur, besonders schön gestaltete Grabsteine mit Figuren oder sonstigen Steinmetzarbeiten. Darauf verweist Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert. Er erwähnt in diesem Zusammenhang die historischen Grabsteine im Friedhof von Waltershausen. „Sie sind stehen geblieben und sind heute kulturhistorische Denkmäler,“ so der Kreisheimatpfleger. Deshalb seien Grabsteine wichtig, um die Friedhofskultur der Generationen nachvollziehen zu können. Grabstätten würden heute nach 20 bis 25 Jahren aufgelöst. Ein Drittel bis die Hälfte aller Gräber sei in den letzten Jahren weggekommen. „Wir wissen ja in einigen Jahrzehnten gar nicht mehr, wie unsere Friedhöfe einst ausgesehen haben, wenn keine Fotos vorhanden sind“.
In Parks umwandeln
Steinmetz Jürgen Hippold sieht allerdings einen Hoffnungsschimmer darin, dass man Friedhöfe wie Parks anlegen könnte. Dort könnten dann Ruhebänke stehen und man könnte dies ziemlich leicht und vor allem kostengünstig gestalten. Man hätte damit den Steinmetzen etwas Gutes getan und den Hinterbliebenen der Verstorbenen auch.