Der "Ascherfreitag" des SPD-Kreisverbands fand diesmal im Bad Königshofen im Landgasthof Vierjahreszeiten statt, wo Kreisvorsitzender René van Eckert Kandidaten und Genossen aus dem ganzen Landkreis begrüßen konnte. Ein "Bollwerk der Demokratie seit 150 Jahren" nannte van Eckert die SPD. Die offene Gesellschaft werde von rechts angegriffen, dagegen müsse man aufstehen und Flagge zeigen, so der Kreisvorsitzende. Faschismus sei keine Meinung, sondern ein Verbrechen. "Wir bieten alternative Konzepte, haben klare Ziele und wollen den Landkreis sozial gestalten. Der Landkreis kann mehr – dafür braucht es eine starke SPD."
Nach einem kurzen Grußwort von SPD-Ortsverbandsvorsitzendem Willi Göbel ging Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar auf die vielen aktuellen Probleme ein, vom Brexit bis zum Rückgang bei den Zulieferern der Autoindustrie. Erstaunt sei sie deshalb gewesen, einen Brief vom Landrat zu erhalten, in dem es um die Rücknahme der Bonpflicht ging, was sie als "Populismus" einstuft.
Thorsten Raschert hofft auf eine Stichwahl der Landratskandidaten
Es gehe hier schließlich um Steuerehrlichkeit und -gerechtigkeit, jährlich gingen Milliarden von Steuergeldern verloren. Auch zum Corona-Virus nahm sie kurz Stellung und forderte dazu auf, das Händeschütteln zu vermeiden und die allgemeinen Hygieneregeln einzuhalten. Es gebe keinen Grund zur Panik, sagte die Ärztin.
Thorsten Raschert freute sich über den vollen Saal und stellte sich und seine Ziele vor. 2014 war er schon einmal als Landratskandidat für die SPD angetreten und hatte 30,7 Prozent erhalten, diesmal werde die Stimmenverteilung anders aussehen, weil es statt zwei vier Kandidaten gebe, so der Kreisrat. Er hofft auf eine Stichwahl und wünscht sich, einer der beiden hierbei antretenden Kandidaten zu sein. Mit seiner Familie habe er seine Kandidatur abgesprochen, sie müsse etwas öfter auf ihn verzichten, berichtete der 47-Jährige aus Burglauer.
Forderung nach gleichwertigen Lebensverhältnissen
Zu seinen Zielen gehören gleichwertige Lebensverhältnisse in den Ortschaften im Landkreis. Er ging auf den "Speckgürtel von Bad Neustadt" mit besserer ÖPNV-Anbindung, aber teuren Mieten ein. "Wir schaffen die Herausforderungen des demografischen Wandels, wenn wir an den richtigen Stellschrauben drehen." Die Ehrenamtskarte habe die SPD dreimal vergeblich beantragt, berichtete er, dann schließlich als Antrag der Verwaltung doch noch eingeführt. Heute brüste sich der Landrat damit, die 1000. Ehrenamtskarte ausgegeben zu haben.
Es gebe viele gute Projekte im Landkreis, aber oft seien die bürokratischen Hürden bezüglich der Fördermittel zu hoch, monierte Raschert. Als Gegner der Stabilisierungshilfe forderte er, die Kommunen finanziell so gut auszustatten, dass sie keine Schulden ansammeln müssen. Öffentliche Aufträge sollten nur an tariftreue Unternehmen vergeben werden, ist eine seiner Forderungen, er ist für starke Gewerkschaften und Tariflöhne. Er werde sich einsetzen für soziale Gerechtigkeit, Bürgernähe und alternative Energiekonzepte, sagt der Kreisrat, der auch im DGB engagiert ist.
Carsten Schneider ist stolz auf den Proteststurm
Carsten Schneider hat aus Thüringen "rübergemacht", wie er es formulierte. Die SPD habe an der Wiedervereinigung mitgewirkt, darauf könne man stolz sein. Der Erfurter erläuterte die Situation in Thüringen, wo man es mit der "Vetomacht AfD", einem latenten Nationalismus und einer Anfälligkeit für einfache Botschaften zu tun habe.
Stolz sei er auf den sofortigen öffentlichen Proteststurm gegen das Ergebnis der Wahl des FDP-Ministerpräsidenten mit Hilfe der AfD: "Damit haben die Abgeordneten nicht gerechnet". Zur Lage der CDU meinte er, dass die Koalition beendet sei, wenn Friedrich Merz Parteivorsitzender würde. Schneider sieht für die SPD gute Zukunftschancen, wenn sie ein wenig weiter nach links rücken, die Lebensverhältnisse der Menschen verbessern und das auch kommunizieren würde. Er zählte die Maßnahmen auf, die von der SPD beantragt und durchgesetzt werden konnten. Momentan arbeite man daran, den Soli teilweise schon im Juli 2020 abzuschaffen.
In der Diskussion gab es wenig Wortmeldungen. Gefragt wurde nach einem eventuellen Schuldenerlass für die Kommunen, moniert wurden die niedrigen Löhne für Handwerker und die einseitige Förderung der E-Mobilität. Wasserstoff und Brennstoffzellen als Antrieb würden vernachlässigt. Und wo sind eigentlich die einstigen "Blockflöten"aus der DDR geblieben, wollte ein Anwesender wissen. Die meisten hätten sich auf die Parteien, wie sie heute existieren, verteilt, erklärte Schneider, nur die SPD habe sich ganz neu gegründet: "Wir sind sauber."