Schnell ging es bisher nie mit dem lang ersehnten schnellen Internet im ländlichen Raum. Es wurde viel geredet und probiert und es tat sich manche „Baustelle“ auf beim Bau der Datenautobahn in das Grabfeld. In Aubstadt – und demnächst auch in Waltershausen und Wülfershausen – geht man jetzt eigene Wege, abseits der Möglichkeiten, die große Netzbetreiber wie die Telekom bieten.
Die Coburger süc//dacor GmbH (Internet und Telefonanbieter) und die NGN Fiber-Network KG (Netzbetreiber) bieten ab 16. Januar den direkten Zubringer zur Datenautobahn.
Im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Aubstädter Sportheim wurde die schnelle Glasfaserzukunft vorgestellt. Zunächst 25 Mbit will die Süc//dacor in die vom Aubstädter Bauunternehmer Marco Weigand neu verlegten modernen Glasfaserkabel einspeisen. Für die Aubstädter ein Quantensprung, denn bisher müssen die meisten mit knapp 400 Kilobyte zurechtkommen.
Bürgermeister Wolfgang Abschütz ging noch einmal auf die an Stolpersteinen nicht arme Geschichte der Breitbanderschließung für das ländliche Grabfeld ein. Viereinhalb Jahre sind ins Land gezogen und in dieser Zeit wurden einige Versuche gestartet schnelles Internet zu bekommen. Eine Machbarkeitsstudie 2008 war die Voraussetzung Fördergelder zu erhalten. 70 Prozent der Kosten werden der Gemeinde erstattet, 30 Prozent muss sie selber tragen. „Für 90 000 Euro hatten wir ein Super-Angebot vorliegen“, betonte der Bürgermeister. Doch Geld ist nicht alles. Eine angedachte Funklösung kam nicht zum Tragen, weil nicht leistungsfähig genug, die nächste Firma konnte das Projekt finanziell nicht schultern und die Jahre zogen ins Land. Schließlich schlossen sich 24 Gemeinden im Landkreis zusammen um letztlich erfolgreich mit der Telekom zu verhandeln. Aubstadt blieb außen vor, wurde als „gut versorgt“ eingestuft, sieht sich aber selbst als weißen Fleck auf der Daten-Landkarte.
Aubstadt trat aus der Solidargemeinschaft aus, wollte nicht bis zum St. Nimmerleinstag warten, bis sich vielleicht irgendwann einmal eine wie auch immer geartete Lösung auftut. „Moderne Glasfaserleitungen sind die Zukunft“, betonte Abschütz deshalb noch einmal und er unterstrich erneut, dass man in Aubstadt nie gewillt war, sich mit einer Funklösung zufriedenzugeben. Aber wer soll die Leitung bauen, wenn die großen Anbieter offenbar kein wirtschaftliches Interesse an der Erschließung der Provinz haben? Einer der das kann und schließlich auch in Rekordzeit umsetzte ist der Aubstädter Bauunternehmer Marco Weigand. Er hat das Glasfaserkabel von Coburg, wo der Internetanbieter seinen Sitz hat, zunächst nach Gompertshausen und schließlich nach Aubstadt gebracht. 44 Kilometer Glasfaserkabel wurden von Coburg aus gebaut. Auf dem Weg der neuen Datenautobahn liegt auch Alsleben, wo bereits am 1. Oktober der rote Knopf für die Freigabe des schnellen Internets gedrückt werden konnte (wir berichteten).
Nächste Station ist also nun Aubstadt. Drei Knotenpunkte steuert die Datenautobahn dort an. Von den Verteilerstationen aus können, bildlich gesprochen, Nebenstraßen in alle Haushalte, die schon über einen Telefon/Internetanschluss verfügen, versorgt werden.
Wer eine eigene schnelle Zufahrt wünscht, um im Bild zu bleiben, der sollte Glasfaserkabel bis ins Haus legen lassen. „Bei Neubauten, Umbauten oder anderen Möglichkeiten wie zum Beispiel Arbeiten an der Hauserschließung unbedingt Leerrohre reinlegen“, raten die Anbieter und Bauunternehmer Marco Weigand, denn richtig rasant wird es auf dieser Datenautobahn nur zugehen, wenn die Glasfaserkabel bis ins Haus gehen. Das alles ist natürlich eine Kostenfrage. Glück hat, wer nahe an einem der drei Knotenpunkte (Schulstraße, Hauptstraße, Spielplatz im Neubaugebiet) wohnt, aber machbar ist alles. Marco Weigand steht hier als Ansprechpartner zur Verfügung.
Für alle anderen gilt irgendwie das „Prinzip Wundertüte“, denn es lässt sich nicht seriös voraussagen, was im einzelnen Haushalt tatsächlich rauskommt. „Eine genaue Vorhersage der genauen Bandbreite am einzelnen Anschluss ist nicht möglich“, erklärten Frank Feihe und Uwe Meyer von der süc//dacor. Auf jeden Fall – und das ist die gute Nachricht – wird es deutlich schneller gehen als bisher. Wie schnell, dass hängt von der Entfernung zum nächsten Knotenpunkt und von Zustand und Querschnitt der Leitungen ab, die vom Verteilerpunkt bis zum Haus bereits in der Erde liegen. Was schneller ist, muss nicht teurer sein, die vorgestellten Tarife lassen sich in etwa mit den Flat-Rate-Angeboten anderer Anbieter vergleichen, eine Extra-Netz-Gebühr wird nicht erhoben, die ist im Preis mit drin. Wer die zehn Euro Netzgebühr, die sich derzeit noch im leistungsabhängigen Endpreis befinden, auch noch sparen möchte, sollte über den Glasfaseranschluss für sein Anwesen nachdenken. Dann entfallen diese Netzgebühren, weil ja keine Leitungen der Telekom mehr genutzt werden. Freilich muss jeder, der wechseln möchte, warten, bis seine Vertragslaufzeit beim alten Anbieter ausläuft, den aus bestehenden Verträgen komme man nicht heraus.
Bestehende Rufnummern mitzunehmen sei kein Problem, hieß es, allerdings dürfe der Kunde bei seinem alten Anbieter nicht selbst kündigen. Restlaufzeit des Vertrags beim derzeitigen Anbieter erfragen, um die Ummeldung zu diesem Termin kümmert sich der neue Anbieter. Was man auf jeden Fall kaufen muss ist eine neue, personalisierte süc//dacor-Fritzbox. An diese All in one-Box für Internet und Telefonie können alle bereits vorhandenen Telefone, Faxgeräte und natürlich der Computer angeschlossen werden.
Die Bauarbeiten sind abgeschlossen, die Leitungen liegen, alle Voraussetzungen sind geschaffen von der Internet-Kriechspur auf die Überholspur zu wechseln. Die NGN Fiber Network KG denkt schon über die Erschließung weiterer Gemeinden im Grabfeld nach. Die Tage der lahmen Leitungen, so scheint es, sind endgültig gezählt.
Infos zum Angebot
Eine Flatrate zum Monatsfestpreis (nach Leistung gestaffelt) bietet auch die süc//dacor ihren Kunden an. Darin enthalten sind alle Inlandsgespräche und das Surfen im Internet. Bis zu 100 Gigabyte pro Monat – und das ist eine ganze Menge – stehen jedem Anschlussnehmer pro Monat beim schnellen Internet zu. Von da an wird er bis zum Beginn des nächsten Monats auf 2 MB reduziert. Die süc//dacor ist zu erreichen unter Tel. (0 95 61) 74 9 22 22 oder im Netz unter info@einfach-geschwindigkeit.de; örtlicher Ansprechpartner für alle Fragen rund um die schnelle Datenleitung ist Rudolf Merz Tel. (0 97 61) 20 95.