Arien aus bekannten Opern, Auszüge aus Schauspielen und Puppentheater kompakt serviert in zwei Stunden – wo gibt´s denn so was ? Im "Kloster Wechterswinkel" am vergangenen Sonntag.
Dorthin hatte der Förderverein der Meininger Theaterfreunde gemeinsam mit der Kulturagentur Rhön-Grabfeld und dem Staatstheater Meinigen zu einer Reise in die Spielzeit der Saison 2024/25 eingeladen. Und viele interessierte Besucher waren gekommen. Darunter auch die beiden Kreiskulturmanagerinnen Astrid Hedrich-Scherpf und Carolin Fritz-Reich. In Ihrem Grußwort freute sich die stellvertretende Landrätin Eva Böhm über die guten Beziehungen und bezeichnete das Meininger Theater als "herausragenden kulturellen Akteur".
Joanna Idzdebski, die Vorsitzende der Theaterfreunde, freute sich schon auf das neue Programm und das beliebte event "Spielzeitreise", das zum dritten Mal die Menschen in großer Zahl nach Wechterswinkel geführt hatte. Kein Wunder – denn, wo sonst kann man schon so nah an die maßgeblichen Menschen, an Musiker, Sänger und Schauspieler dieser kulturellen Einrichtung herankommen? Einmal mehr gut gelaunt, humorvoll und redegewandt präsentierte Intendant Jens Neundorff von Enzberg das Theater und kündigte dabei in seiner Eigenschaft als Operndirektor eine "pralle Spielzeit mit sechs großen Premieren" an. Aus vieren von ihnen konnten die Besucher Kostproben genießen.
Besucher erhalten eine Kostprobe
Tamta Tarielashvili aus Georgien faszinierte dabei mit ihrer grandiosen Stimme und der Arie der Prinzessin Eboli "O don fatal" aus Guiseppe Verdis Oper "Don Carlos", ebenso wie mit der Arie der Thurza aus Ethel Smyths Werk "The Wreckers – der Leuchtturm des Todes". Wie Intendant Jens Neundorff von Enzberg dazu erläuterte, war Evelyn Smith eine der ersten Frauenrechtlerinnen, die mit ihrer Oper gesellschaftliche Missstände anprangerte. Das Werk selbst spielt an einem Ort an der englischen Küste, dessen völlig verarmte Bevölkerung – von einem protestantischen Priester angeführt – zu Strandräubern ("wreckers") werden.

Die junge Sopranistin Lena Kutzner zeigte ihr grandioses Können bei der wohl "längsten Liebesarie", dem "Liebestod der Isolde" aus Richard Wagners berühmten Musikdramas "Tristan und Isolde", das 1865 am Münchner Nationaltheater uraufgeführt wurde. Höchstpersönlich griff anschließend der Intendant in die Tasten des Steinway-Flügels, da Studienleiter Mark Johnston bei der von Shin Taniguchi so beeindruckend gesungenen Arie "Deh, vieni alla finestra" aus der Mozartoper "Don Giovanni" diesmal nicht den Part der Klavier-, sondern der Violinenbegleitung übernahm.
Doch auch in dieser Rolle schlug sich der Operndirektor mit Bravour. Von William Shakespeare über Bertolt Brecht und Erich Kästner bis hin zu Friedhelm Kändler reichte die breite Palette an Dichtern, aus deren Werken Schauspieldirektor Frank Behnke Auszüge mitgebracht hatte. Gunnar Blume, der junge Matthis Heinrich und Erik Studte – am Tag nach seiner Hochzeit – zeigten sich in ihren Rollen als hervorragende Schauspieler, die in den ausgewählten Szenen und Monologen dem Publikum Lust auf mehr und damit auf den Besuch der Aufführungen machten.

Shakespeares "Sommernachtstraum", "Die Nashörner", die politische Parabel mit ihren Parallelen zur Gegenwart mit der Tendenz einer Entmenschlichung von Eugene Ionesco, Bertolt Brechts Komödie "Herr Puntila und sein Knecht Matti" oder "Der große Gatsby" gehören zu den Höhepunkten der neuen Spielzeit. Vom "Jungen Staatstheater" war Puppentheaterdirektorin Kora Tscherning mit vielen attraktiven Angeboten der kommenden Saison angereist. Ein Schmankerl der besonderen Art konnte man mit einem Auszug aus dem Puppenspiel nach Agatha Christie "Ein Mord wird angekündigt" genießen, der von Falk P. Ulke und Sebastian Putz witzig präsentiert wurde.