Es muss auch in Großeibstadt einst Weinbau gegeben haben. Zumindest deutet das Straßenregister darauf hin. Vom Kapellenweg in Richtung Westen zweigt das Sträßlein „In den Weinbergen“ ab. Das wiederum mündet direkt in die Neumühlstraße. Diese Kenntnis des Großeibstädter Ortsplans gewinnt an Bedeutung, wenn man weiß, dass aus eben jener Neumühlstraße eine waschechte Weinhoheit kommt. Christina Schuhmann hat dort mit ihren Eltern Hiltrud und Rainer ab dem dritten Lebensjahr gewohnt, auch noch als junge Erwachsene, als sie in der Kurbetriebs GmbH von Bad Königshofen zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit ausgebildet wurde.
„Mitunter vermisse ich das Tanzen und die Kameradschaft in Großeibstadt “ Christina Schuhmann über ihre alte Heimat
Mit Wein hatte sie damals noch nicht so viel am Hut. „Das kam erst, als ich nach Schweinfurt ging“, erinnert sie sich. 2010 war das, als sie nach ihrer Ausbildung eine Stelle in der Tourist-Information 360° von Stadt und Landkreis Schweinfurt erhielt. Sie ist dort das, was man neudeutsch „face to the customer“ nennt – das Gesicht der Einrichtung, „Leiterin des Front Office“, wie sie sagt. Und sie ist – seit dem 1. März 2012 – Schweinfurts erste Weinprinzessin. Beruf und Amt, das passt prima zusammen für die 22-Jährige. Denn in beiden Funktionen hat sie viel mit Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé zu tun, der die Weinhoheit als „Repräsentantin eines jungen, agilen und sympathischen Schweinfurt“ sieht und bei möglichst vielen offiziellen Termine dabei haben will. Bislang hatte sie allerdings erst einen Einsatz im Dienste ihrer Stadt – bei der Eröffnung des Schweinfurter Fischmarkts vergangenen Donnerstag mit Bürgermeister Klaus Rehberger.
„Ihre Stadt“ - ist Schweinfurt das denn? „Ja, sagt Christina Schuhmann, auch wenn sie die meiste Zeit ihres Lebens im Grabfeld verbracht hat. Als sie drei Jahre alt war, zogen ihre Eltern aus Schweinfurt nach Großeibstadt, weil die Oma dort wohnte. Christina ging in Bad Königshofen zur Schule, „baute“ ihre Mittlere Reife an der Dr.-Karl-Grünewald-Schule. In ihrer Freizeit engagierte sie sich in der Großeibstadter Garde („seit meiner Kindheit...“) und trat mit dieser regelmäßig bei den Faschingssitzungen der GROKAGE (Großeibstädter Karnevalsgesellschaft) auf. Das Tanzen und die Kameradschaft vermisst sie heute noch, wenn man so will sogar „körperlich“: „Jetzt muss ich mich eben anders fit halten, gehe dreimal die Woche ins Fitness-Studio.“
In Schweinfurt ist inzwischen ihr Lebensmittelpunkt, nach Großeibstadt kommt sie nur noch selten. Wenn, dann verbindet sie den „Heimatbesuch“ ganz gerne mit einem Aufenthalt in der Frankentherme – für die sie noch eine Jahreskarte besitzt – und schwitzt dort in der Sauna. Nach ihrer „Inthronisation“ als Schweinfurter Weinprinzessin, der ein sechsmonatiges Casting vorausgegangen war, stattete sie Großeibstadt erst einen Besuch ab: Zum 87. Geburtstag von Opa Karl Lurz gab es ein großes Hallo, die Familie und Bekannte stürzten sich auf die Zeitungsausschnitte, die Christina aus Schweinfurt mitgebracht hatte, wollten wissen, wie es ihr jetzt geht.
Es geht ihr gut. Sehr gut. In Schweinfurt wird sie viel auf das neue Amt angesprochen, ihre Kolleginnen im Rathaus stehen auch „voll hinter mir“, von einem Gochsheimer Autohaus gab's ein schmuckes Prinzessinnen-Fahrzeug, von einer namhaften Modedesignerin gleich mehrere Prinzessinnen-Kleider und so langsam füllt sich auch der Prinzessinnen-Terminkalender. Der vorerst größte Auftritt der Wein-Hoheit in heimischen Gefilden wird wohl ausgerechnet der Bier-Anstich beim Schweinfurter Volksfest am 8. Juni des Jahres sein, aber ein Stadtfest kommt ja auch noch im Sommer, dann mit einem Weindorf. Halb amtlich, halb privat ist sie indes kommendes Wochenende in Berlin unterwegs, wo sie bei einer Fashion Show des Designers und Schauspielers Julian F. M. Stöckel zu einem Gastauftritt kommt. Den „Cat Walk“ hatte sie von diesem Anfang März beim Casting-Finale demonstriert bekommen und sich bei der Nachahmung im voll besetzten Kinosaal des Weltbio-Filmtheaters gar nicht übel geschlagen.