Wenn in den vergangenen Jahrzehnten die Archäologische Arbeitsgemeinschaft Rhön-Grabfeld auf der Suche nach längst vergessenen Überresten im Boden war, dann war Lorenz Bauer stets dabei. Sein Interesse an der Geschichte wuchs zu einer Leidenschaft, die den Hobby-Archäologen bis heute nicht mehr loslässt. Über die bedeutendsten Grabungen der vergangenen Jahre hat Lorenz Bauer nun ein umfangreiches Buch geschrieben.
„Ich habe das immer als eine Selbstverständlichkeit erachtet“, sagt er bescheiden. Lorenz Bauer bleibt lieber still im Hintergrund. Der Hobby-Archäologe aus Salz muss sein Licht aber mitnichten unter den Scheffel stellen. Was durch ihn und die Archäologische Arbeitsgemeinschaft in den letzten beiden Jahrzehnten zutage gefördert wurde, das hat die Geschichte der Region neu eingeordnet und bisweilen sogar auf den Kopf gestellt. Die sieben wichtigsten Grabungen an denen er beteiligt war, hat er nun in einem Buch mit Bildern, Zeichnungen und Listen aufgearbeitet.
„Eine Grabung ist erst dann abgeschlossen, wenn die Ergebnisse in einem Buch veröffentlicht worden sind“, sagte Professor Dr. Peter Ettel bei der Buchpräsentation im Bildhäuser Hof. Die Tagung zu zentralen Orten und Räumen im Mittelalter nahmen Lorenz Bauer sowie Giesela Sendner und Michael Neubauer vom Verlag Sendner und Neubauer zum Anlass, das Buch der Öffentlichkeit und dem Fachpublikum zu präsentieren. In dem Buch, das am 29. Oktober in den Handel kommt, schildert Lorenz Bauer die Ausgrabungen am Kirchplatz, in der Marktbärbel-Passage, in der Roßmarktstraße wie in der Steingasse, in Brendlorenzen im Neubaugebiet sowie der Merowingergräber in Salz. Die Ausgrabungen am Veitsberg in den 80er Jahren waren der Ausgangspunkt für die neuerlichen Grabungen dort. Auch die Mittelaltertagung am vergangenen Wochenende, hätte wohl ohne die damals erlangten Erkenntnisse nicht in Bad Neustadt stattgefunden.
Lorenz Bauer, Jahrgang 1929, war Produktkonstrukteur bei Siemens in Bad Neustadt. Als Rentner hat er von 1991 bis 1997 an der Uni Würzburg ein Gaststudium der Altorientalistik und der Vor- und Frühgeschichte absolviert. Durch sein Engagement wurde ihm bald die Leitung von Grabungen der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft aufgetragen. Bauer ist unter anderem auch ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege.
Unter seiner Regie wurde die Töpfersiedlung in Brendlorenzen entdeckt. Entlang der Roßmarktstraße fand die Arbeitsgemeinschaft unter seiner Leitung Scherben aus der römischen Kaiserzeit. Der schönste und bedeutendste Fund, der ihn beim Erzählen beinahe zu Tränen rührt, ist jedoch das gläserne Trinkhorn aus einem Merowingergrab bei Salz. Kein Wunder, dass dieses Trinkhorn auf dem Einband seines Buches zu finden ist.
Ein bisschen Ärger schwingt in seiner Stimme allerdings mit, wenn er auf den Bau der Marktbärbel im Jahre 1997 zurückblickt. Zeit für Ausgrabungen wurde beim Neubau nicht eingeräumt. So blieb Lorenz Bauer nur der tägliche Blick durch den Bauzaun und das bittende Gespräch mit den Bauarbeitern. „Die haben mir aber doch den ein oder anderen Fund gezeigt und mich auf die Baustelle gelassen“, freut sich Bauer. Schnell hat er die Fundstücke aufgesammelt und mitgenommen. An eine richtige systematische Grabung war jedoch trotz mannigfaltiger Spuren nicht zu denken.
„Sie haben mit Leidenschaft und Ausdauer einen großen Beitrag für die Geschichte der Stadt geleistet“, sagte dritte Bürgermeisterin Rita Rösch bei der Buchvorstellung. Und Professor Ettel, der die Forschungen rund um den Veitsberg leitet, lobte: „Sie haben die Grundlagen für unser Forschungsprojekt gelegt.“
156 Seiten stark ist das Buch „Archäologie in und um Bad Neustadt – Ausgrabungen und Notbergungen“ von Lorenz Bauer. Es ist gleichzeitig Band V der Reihe „Beiträge zur Geschichte von Bad Neustadt“. Es erscheint am 29. Oktober im Verlag Sendner und Neubauer zum Preis 24,80 Euro.