Aus der Tiefe steigt das Lied empor – so poetisch könnten die Glückwünsche für Erhard Nowak zu seinem 80. Geburtstag an diesem Sonntag beginnen. Denn alles, was der Komponist und frühere Gymnasiallehrer an Musik in sich trägt, hat eine Wiege. Und die befindet sich mit seinem Klavier, seiner Geige und vielen anderen Instrumenten im Keller seines Hauses.
Was da unten alles entsteht, entgeht manchmal gar seiner Frau Rosemarie, mit der er seit 54 Jahren verheiratet ist und die Liebe zur Musik teilt. Kennengelernt haben sich die beiden während Nowaks Münchner Studentenzeit in einem Motettenchor, der renommierte Chorleiter wurde ihr Trauzeuge.
Weit über 300 Lieder geschrieben
Als bei einer der vielen Ehrungen, die Nowak im Laufe seines schaffensreichen Lebens erfahren durfte (unter anderem erhielt er das Bundesverdienstkreuz), der Laudator auf 300 Lieder verwies, die Erhard Nowak geschrieben habe, fragte seine Schwester verwundert seine Frau: „Hast du das gewusst?“ Die Angetraute muss gestehen: Von dieser Größenordnung ist sie genauso überrascht und beeindruckt.
Mittlerweile sind es noch viel, viel mehr Lieder geworden, die „da unten“ aus Nowaks Feder flossen und teilweise zu hören sein werden, wenn die Berufsfachschule für Musik am 12. Oktober im Kloster Wechterswinkel zu Ehren des Jubilars ein Konzert mit seinen Werken gibt.
Wie sein ganzes aktives Berufsleben, das er zwischen 1961 und 1998 am Rhön-Gymnasium, FOS, Wirtschafts- und Handelsschule verbrachte, erfüllt die Musik auch den Ruhestand. Er schreibt mal schnell einen Satz für gemischten Chor um, komponiert Kantaten, Messen und Motetten, rezensiert, ist für viele Verlage tätig, dirigiert Chöre (allerdings nicht mehr lange), beschäftigt sich mit Valentin Rathgeber, dem Barockkomponisten, den er für die Rhön wiederentdeckt hat, und ab und zu auch mal mit seinen vier Kindern und seinen fünf Enkeln.
Immer in einem Badeort
Außer der Musik gab es noch eine Konstante in Nowaks Leben: Er hat immer in einem Badeort gewohnt. Geboren wurde er am 7. Juni 1935 im böhmischen Marienbad, nach der Vertreibung kam er nach Bad Kissingen und besuchte dort das Gymnasium, und schließlich wurde er in Bad Neustadt sesshaft. Hier erinnert man sich noch gerne an den Kammerchor Capella Nova Civitas, den Nowak gründete und mit dem er auf große Konzertreisen ging und Schallplatten aufnahm. 25 Jahre lang war er Gruppenchorleiter der Sängergruppe Rhön-Grabfeld, 14 Jahre Konzertmeister des Orchesters „Sudetendeutsche Musiktage“, um nur kurz in sein Wirken zu blicken. Darüber hinaus engagierte sich Nowak als Hauptkulturwart im Rhönklub und schrieb Anekdoten, Erzählungen und Musikkritiken, unter anderem für diese Zeitung.