Die Festrede hielt Karl Ferdinand von Thurn und Taxis, Vorsitzender der Geschäftsführung der Malteser-Trägergesellschaft, die das Haus 1998 übernommen hat, als sich Erich von Weckbecker aus Altersgründen zurückzog. "Medizin ist die Kunst, die sich mit der Krankheit, dem Kranken und dem Arzt beschäftigt", stellte Thurn und Taxis fest. In der von Weckbecker gegründeten Klinik träfen sich diese drei Bereiche. Daher könnten die 50 Jahre von Weckbeckers als Arzt und Unternehmer als Gesamtkunstwerk angesehen werden.
Weckbecker trug bis 1998, genau 40 Jahre lang, ganz allein die Verantwortung für das Haus. Er sei als Gestalter über viele Stationen tätig gewesen, sagte Thurn und Taxis. Weckbecker habe diesen Weg mit Mut zum Risiko begonnen, aber auch mit großem Vertrauen in die Zukunft. "Das Ergebnis kann sich sehen lassen und stolz machen", sagte Thurn und Taxis.
"Fasten ist ohne Zweifel die Königsdisziplin der Naturheilmethode", sage der Festredner und wies darauf hin, dass inzwischen auch die Bundesärztekammer dabei sei ähnliche Handlungskonzepte zu entwickeln. Dies mache nach 50 Jahren Mut. Die Türen würden geöffnet für die Integration der Konzepte.
Bis Weckbecker begann, seine Erfahrungen in der eigenen Klinik auch anderen zugute kommen zu lassen, lag ein langer Weg hinter ihm. Seine Jugend war durch viele Krankheiten geprägt. Der Wunsch, mehr über ihre Ursachen zu erfahren, war mit eine Motivation für das Studium der Medizin.
Auch in dieser Zeit hatte Weckbecker mit Krankheiten zu kämpfen. Trotzdem wurde er als kriegsverwendungsfähig eingezogen. Als Hilfsarzt kam er in Rumänien zum Einsatz. Trotz einer infektiösen Gelbsucht konnte er nach Kriegsende sein Staatsexamen machen. Weil er auch in den folgenden Jahren von Krankheiten nicht verschont blieb, kam er zu der Überzeugung, dass er den Beruf des Arztes nicht ausüben könne. Weckbecker wollte es als Apotheker versuchen.
Doch ihm war klar, dass er erst wieder auf die Beine kommen müsse. Er fuhr deshalb nach Bad Brückenau, um es mit einer Kur zu versuchen. Trotzdem ging es ihm einige Monate lang schlecht. Doch in einem kleinen Brückenauer Kneipp-Krankenhaus, das von Ordensschwestern geführt wurde, lernte er erstmals die Naturheilkunde kennen. Als sie ihm half, erkannte Weckbecker, dass er in der Medizin doch an der richtigen Stelle war, um den vielen Kranken, denen es ebenso ging wie ihm, helfen zu können.
Es folgten die Jahre des Aufbaues unter "totalem Einsatz", erinnert sich Weckbeckers Frau Anneliese. Es gab "keinen Tag frei, kein Wochenende, keinen Urlaub". Alles drehte sich "immer nur um die Patienten und die Klinik". Nach 50 Jahren als Arzt in Bad Brückenau ist die Weiterführung von Weckbeckers Lebenswerk durch die Malteser eine wunderbare Bestätigung und der Lohn für das arbeitsreiche Leben.
Rudolf Bonse, Vorsitzender des Hospitalausschusses der Malteser-Trägergesellschaft, bewunderte den Mut, mit dem das Ehepaar Weckbecker diesen Weg miteinander begann. Anneliese von Weckbecker habe zum guten Gelingen der Anstrengung einen überaus großen Anteil beigetragen, betonte er.
Zum Malteserverband gehören neben der Fachklinik für Naturheilverfahren in Bad Brückenau elf weitere Krankenhäuser. Die in der Kurstadt entwickelten Therapien sollen auch in den anderen Häusern einen besonderen Stellenwert erhalten. Die Malteser wollen mit diesem Pilotprojekt Brücken schlagen zwischen der konventionellen Medizin und der Naturheilkunde.
Clemens August von Westphalen, Kuratoriumsvorsitzender der Malteser, bestätigte noch einmal Weckbeckers Leistung. "Nach der Gründung ihrer Klink haben Sie zusammen mit Ihrer Gattin das Werk erfolgreich weiterentwickelt und unzähligen Patienten mit ihrer Naturheilkunst geholfen, Krankheiten vorgebeugt und neue Lebensfreude geschenkt."
Für die Stadt Bad Brückenau gratulierte Bürgermeister Thomas Ullmann. Er nannte den Weg, den Erich von Weckbecker eingeschlagen hat, revolutionär. Respekt und Anerkennung verdiene Weckbeckers Entscheidung, sein Lebenswerk den Maltesern zu übergeben. "Gerade das Loslassen ist für jeden Menschen die wohl schwerste Übung", sagte Ullmann. Er dankte den heute Verantwortlichen für die Fortführung "unserer Malteser-Klinik von Weckbecker". Er verband damit den Wunsch, diese "Kostbarkeit" zu hegen und zu pflegen, damit sie allen Genesung suchenden Patienten auch in Zukunft erhalten bleibe. Mit Recht sei die Bevölkerung stolz auf diese renommierte Fachklinik.
Erich von Weckbeckers 50 Jahre als Mediziner waren nur ein Grunf zum Feiern in der Malteser-Klinik. Es gab noch zwei weitere. Große Freude herrschte bei allen Beteiligten über die Fertigstellung einer Kapelle. Der neue Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hatte es sich nicht nehmen lassen, das Gotteshaus zu segnen und mit Festgästen, Patienten und Mitarbeitern einen Gottesdienst zu feiern.