Der erste Band der Grenzerfahrungen umfasst den Zeitraum 1945 bis 1971, wurde 1999 aufgelegt und mittlerweile in siebter Auflage gedruckt. Auch Band zwei entwickelte sich zu einem Bestseller. In diesem 2002 erschienenen Buch wurde der Zeitraum 1972 bis 1988 berücksichtigt. Inhaltlich wurden zahlreiche Ereignisse an der innerdeutschen Grenze zwischen dem DDR-Bezirk Suhl und den angrenzenden bayerischen und hessischen Landkreisen dokumentiert.
Bei einer abschließenden Besprechung hat das Autoren-Team nun die Themen für den in Kürze erscheinenden dritten Band der "Grenzerfahrungen" festgelegt und die Bildauswahl getroffen. "Das Material ist so reichhaltig und vielschichtig, dass nach dem dritten in den nächsten Jahren noch ein vierter Band erscheinen wird", kündigt das Trio schon jetzt an. In diesem sollen wichtige Ereignisse aus den Jahren 1945 bis 1990 berücksichtigt werden, die aus Platzgründen bisher noch nicht veröffentlicht wurden.
In dem über 500 Seiten umfassenden, reich bebilderten dritten Band wird unter anderem das Thema "Leben im Grenzgebiet Ost und West" behandelt. Wie trostlos einst die Lage auch in den Grenzgemeinden in der Bundesrepublik war, zeigt zum Beispiel ein Zitat des Herbstädter Bürgermeisters Klemens Ditterich bei einer Live-Sendung des Bayerischen Rundfunks im Jahr vor dem Mauerfall: " . . . wenn die Entwicklung so weiter geht, dann werden unsere Dörfer in zwanzig, dreißig Jahren leer sein!"
Das Buch erinnert an die Zonenrandhilfe ebenso wie an die Arbeit der Grenzinformationsstellen von Fladungen bis Bad Königshofen und Dürrenried bis Neustadt bei Coburg.
Die Stasi-Akte "Thüringenblick" wird als beredtes Beispiel der Ängste des DDR-Machtapparats veröffentlicht und kommentiert. Diese Stasi-Akte wurde bis unmittelbar vor der Grenzöffnung geführt. Schließlich zeigen die Autoren das Schleusen von DDR-Agenten in die Bundesrepublik durch den Eisernen Vorhang auf, ebenso die Spitzeltätigkeit einiger Bundesbürger aus grenznahen Orten für den Staatssicherheitsdienst.
Weitere Themen der "Grenzerfahrungen" sind die Krise der Wirtschaft im Osten, Besuchsreisen von DDR-Bürgern in den Westen, die Grenz- und Sicherheitsorgane der DDR, das Wirken des Staatssicherheitsdienstes im Bezirk Suhl sowie Fluchten über die "bestbewachte Grenze der Welt".
Die Leser können zudem etwas über das Verfahren bei Anträgen von DDR-Bürgern auf ständige Ausreise sowie die Folgen erfahren. Dass sich die Kommunalwahl in der DDR am 7. Mai 1989 als Bumerang für die SED erwies, wird von den Autoren deutlich herausgearbeitet. Ein wichtiger Teil der Friedlichen Revolution in Ostdeutschland waren auch die Fluchten von DDR-Bürgern in westliche Botschaften, die ebenso aufgearbeitet werden wie die immer löchriger werdenden Grenzen zu den westlichen Staaten im sozialistischen Ausland im Herbst 1989.
In einer Zeitleiste sind in den "Grenzerfahrungen 1989/90" sämtliche weiteren wichtigen Ereignisse in Zusammenhang mit der innerdeutschen Grenze und deren Öffnung akribisch in Wort und Bild festgehalten. Und natürlich wird jede der 65 Grenzöffnungen im Bezirk Suhl zu Hessen und Bayern, von Hönebach-Großensee an der thüringisch/hessischen Grenze über Melpers-Fladungen, Eicha-Trappstadt, Hellingen-Maroldsweisach, Sonneberg-Neustadt bei Coburg bis Probstzella (im ehemaligen Bezirk Gera)-Ludwigsstadt in Wort und Bild geschildert.
Den Autoren geht es darum, diesen wichtigen Abschnitt in der jüngeren deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, zumal sie selbst Zeitzeugen sind. Gerhard Schätzlein war viele Jahre Bürgermeister der Grenzgemeinde Willmars. Reinhold Albert wuchs nicht nur in Sternberg direkt an der Grenze auf, sondern war als Grenzpolizist in Maroldsweisach (Lkr. Haßberge) im Dienst und führte in den Grenzinformationsstellen Dürrenried und Bad Königshofen unzählige Besucher an der innerdeutschen Grenze umher. Hans-Jürgen Salier war in den 60er Jahren Lehrer an der Schule in Hellingen, das damals im Sperrgebiet im Heldburger Unterland lag, und einer der führenden Männer des Widerstands gegen das SED-Regime im Nachbarlandkreis Hildburghausen.