Petra Müller hat sich für den Beginn ihrer Tätigkeit und den Einführungsgottesdienst ein Motto aus Afrika ausgewählt: „Lege ein Ohr auf den Erdboden, dann ist das andere für den Himmel offen.“ Vielleicht ist es diese Offenheit, die sie derzeit so zufrieden macht: „Ich bin glücklich hier oben zu sein. In diesem Haus herrscht ein guter Geist. Die wunderbare Landschaft der Rhön genieße ich sehr“, bekannte sie in einer Ansprache an die Gäste im Bildungszentrum. Sie hoffe, dies in einem Jahr immer noch sagen zu können, so ihr Wunsch. Diakon Frank Greubel fasst sein neues Arbeitsumfeld als „Geschenk des Himmels“ auf. Wie Petra Müller, die lange Jahre als Wohnbauunternehmerin gearbeitet hatte, zählt auch er sich zu den „Spätberufenen“.
Banker wird Diakon
Ursprünglich war Frank Greubel Banker. Vor 14 Jahren hatte er an einem Seminar auf dem Volkersberg, teilgenommen und dabei erstmals ausgesprochen, dass ihm sein Beruf keine Erfüllung mehr gebe. „Das war der Anstoß, etwas zu ändern und umso wunderbarer ist es, nach all den Jahren nun hier zu arbeiten.“ Als geistlicher Begleiter für das Haus möchte er dafür sorgen, dass die Besucher auf dem Volkersberg nicht nur körperlich dem Himmel näher sind, sondern auch seelisch.
Vom Berg als heiligem Boden sprachen viele an diesem Abend. Der Dekanatsratsvorsitzende Franz Walter überbrachte einen Willkommensgruß, genauso wie Dekan Erich Sauer, Diözesanreferent Helmut Neuhaus oder Dorothea Weitz von der Mitarbeitervertretung des Bischöflichen Ordinariats. „Für uns als Brückenauer ist es wohltuend, zu wissen, dass dieser Berg in der Nähe ist“, so die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks. Den Verweis auf Handfestes ließ sie sich nicht nehmen. „Wirtschaftlich gesehen ist der Volkersberg für uns sehr wichtig, auch hinsichtlich der guten Bettenbelegung.“
Der Leiter des Hauses und der Jugendbildungsstätte, Klaus Hofmann, erzählte von Wundern auf dem Berg, – augenzwinkernd. Automatische Türen würden zwischen den Besuchern unterscheiden. Manchmal öffneten sie sich mit einem Schwung, manchmal zögerten sie etwas. „Bislang sind wir nicht dahinter gekommen nach welchen Kriterien die Tür entscheidet“, so Hofmann. Totgeglaubte Pflanzen seien unter der Obhut zarter Schwesternhände wieder erblüht, der Brunnen habe sich entschieden, aus Rücksicht auf die Gäste nicht mehr soviel Wasser zu spritzen und am 6. Dezember seien urplötzlich kleine Schokoladen-Nikoläuse auf den Fensterbänken erschienen. Ernsthaftes erläuterte Domkapitular Hans Herderich, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge.
Der Personalwechsel sei zeitgleich mit beruflichen Veränderungen der Leiterin der Einrichtung, Martina Reinwald, einhergegangen. Deren Aufgabengebiet wird nun erweitert. Reinwald koordiniert nun gleichzeitig die Landevolkshochschule Klaus von Flüe in Münsterschwarzach, von wo aus sie zukünftig auch arbeiten wird. Die neue Bildungsreferentin Petra Müller folgt Schwester Lucia Kehr nach.
Kirche muss Farbe bekennen
Froh ist Herderich, mit Frank Greubel eine Lösung für die Stelle des geistlichen Begleiters im Haus gefunden zu haben. „Ursprünglich haben wir lange nach einem Priester gesucht, aber bei den neuen Strukturen der Diözese führte das zu keinem Erfolg“, so Herderich. Der gute Geist des Hauses solle in jedem Fall erhalten bleiben. „Kirche muss wieder Farbe bekennen. Eine kirchliche Bildungseinrichtung muss sich von anderen Angeboten abheben.“