Ein Radweg als gemeinsames Infrastrukturprojekt, als Vorzeigeobjekt für die Zusammenarbeit zweier Nachbargemeinden, als Lückenschluss im Rhön-Grabfelder Radwegenetz. Ein Radweg aber auch, der "Reichweite" bedeutet, der Ort für Begegnungen werden soll und der nun auch einen Namen trägt: Am Sonntag wurde der Radweg zwischen Wechterswinkel und Unsleben nach der Fertigstellung offiziell seiner Bestimmung übergeben und "Johann-Böhm-Weg" getauft.
Im Beisein des Namensgebers, langjähriger Abgeordneter, Landtagspräsident a.D. und Unslebener Ehrenbürger, zahlreicher Gemeinde-, Behörden- und Firmenvertreter sowie vieler Bürger aus Bastheim und Unsleben erhielt der Radweg Gottes Segen und viele gute Wünsche für ein unfallfreies Befahren und Begehen. Groß und Klein hatten sich an diesem Tag bei Sonnenschein und Frühlingstemperaturen auf ihre Drahtesel geschwungen und waren in einer Sternfahrt aus Unsleben und den Bastheimer Ortsteilen zur alten Rundbogenbrücke über den Elsbach gekommen, wo sie Bastheims Bürgermeister Tobias Seufert willkommen hieß.
Lücke zwischen Streutal und Besengau geschlossen
Er erinnerte daran, dass man gerne die Herausforderung angenommen habe und angesichts des Trends zum Fahrrad die wichtige Aufgabe Radwegebau angepackt habe. "Damit konnte die Lücke zwischen Streutal und Besengau geschlossen werden", sagte Seufert. Er lobte die gute Zusammenarbeit zwischen den Bauhöfen der Gemeinden. Bevor Unslebens Bürgermeister Michael Gottwald näher auf die Baumaßnahme selbst einging, hob er hervor, dass das Thema 15 Jahre lang vom ehemaligen Gemeinderat Friedbert Fuchs immer wieder in Bürgerversammlungen angesprochen worden war. "Steter Tropfen höhlt den Stein", bemerkte Johann Böhm dazu später schmunzelnd.

Schließlich hatte das ständige Nachfragen Erfolg, denn es gelang, das Staatliche Bauamt für das Vorhaben zu gewinnen. Von dort kam der Tipp, den Ausbau in Sonderbaulast der beiden Gemeinden unter Federführung von Unsleben durchzuführen. So konnte das Projekt mit einer Festbetragsförderung am schnellsten realisiert werden. Ansonsten hätte man wahrscheinlich noch mindestens fünf bis zehn Jahre auf den Ausbau warten müssen.
Im Sommer 2021 rollten die Maschinen an
2017 wurde mit der Planung des Projekts begonnen, mit der die Firma "FMP Design Engineering" aus Schweinfurt unter Einbeziehung des Sälzer Ingenieurbüros Federlein und des Landschaftsplaners Michael Mock aus Mittelstreu beauftragt worden war. Die Arbeiten konnten aufgrund der Freigabe durch die Regierung von Unterfranken nach der Ausschreibung Ende 2020 an die Baufirma Ullrich vergeben werden. Anfang August 2021 rollten die Maschinen an, die das restliche Jahr über das Bild beherrschten.

Insgesamt kostete der 1,3 Kilometer lange Radweg 355.497 Euro. Dass der Gemeindesäckel von Unsleben am Ende mit nur 71.000 Euro strapaziert wurde und der von Bastheim mit nur 29.000 Euro (entsprechend der Ausbaulänge auf den beiden Gemarkungen), lag daran, dass neben den 230.000 Euro Zuschuss vom Freistaat der Landkreis einen Förderbetrag von 25.750 Euro leistete. Allerdings können noch weitere Kosten auf Bastheim zukommen, da die alte Rundbogenbrücke in der Baulast der Gemeinde bleibt, räumte Bürgermeister Gottwald ein.
Verbindungen zwischen Orten werden wichtiger
Nur zu gerne hat man den Weg Johann Böhm gewidmet, der sich sichtlich über diese Ehrung freute. Zumal sie ja auch zum 50-jährigen Bestehen des Landkreises heuer passt, den Böhm in seinen vielen Funktionen mitprägte, wie der stellvertretende Landrat Josef Demar in seinem Grußwort betonte. "Der Weg wird zur weiteren Blüte des Landkreises beitragen", zeigte sich Demar überzeugt.

Dass der Ausbau der Infrastruktur gerade im ländlichen Raum enorm wichtig ist, unterstrich Baudirektor Manfred Rott vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt. Er machte deutlich, dass die Verbindungen zwischen den Ortschaften immer bedeutungsvoller werden. Während Pastoralreferentin Regina Werner unter anderem darauf einging, dass der Radwegebau Mensch und Erde gut tue, stellte Vikar Michael Greder, seinen kleinen Sohn auf dem Arm haltend, auch eine Beziehung zwischen den kleinen Erdenbürgern und dem Radweg her. Für den Nachwuchs würde ein solcher gefahrenfreier Weg vor allem "Reichweite" darstellen.
Umrahmt wurden die Segnung sowie die Ansprachen von Juliane Hesselbach und Sonja Schirber, die Lieder ausgesucht hatten und zum Mitsingen animierten. Bevor das Wegeband dann feierlich durchschnitten wurde, sorgte Johann Böhm selbst in seiner herzlichen Art für den passenden Schlussakkord, als er daran erinnerte, wie mit Witz und Kreativität vor vielen Jahren dem Bund Geld für den hiesigen Wege- und Straßenbau entlockt wurde.