Serrfeld/Wannigsmühle
Hannelore Dorfner braucht nicht lange, um den Hund wieder zu beruhigen. Brav folgt es ihr zurück ins Haus. Allerdings hat er Mühe, Schritt zu halten: Dem rumänischen Hütehund fehlen die Hinterbeine.
„Es ist schon schlimm, was Menschen Tieren manchmal antun.“ Hannelore Dorfner, die mit ihrer Familie seit acht Jahren in Serrfeld lebt, erzählt von der Leidensgeschichte ihres Pflegehundes, die in Rumänien ihren Anfang nahm. Dort wurden dem Tier die hinteren Unterschenkel abgehackt – vermutlich um so ein weiteres Herumstreunen zu unterbinden.
Von Rumänien nach Deutschland
Spoty, wie der Hund später im Tierheim getauft werden sollte, hatte noch Glück im Unglück: Mitarbeiter einer deutschen Tierschutzorganisation fanden das verstümmelte Tier in der Nähe des größten rumänischen Tierheimes „SMEURA“ und brachten es mangels Vermittlungschance nach Deutschland, wo es im Juni diesen Jahres im Tierheim Wannigsmühle landete.
Dort hat ihn Hannelore Dorfner kurz darauf zum ersten Mal gesehen und spontan beschlossen, ihn aufzunehmen, nachdem sie auch ihren zunächst skeptischen Ehemann und ihren Sohn überzeugt hatte.
„Anfangs war Spoty ängstlich und schreckhaft,“ erinnert sich die gelernte Werbe- und Finanzkauffrau, die aus ihrer Tierliebe kein Geheimnis macht. „Mittlerweile hat er sich aber sehr gut bei uns eingelebt und sich sogar schon mit unseren Katzen angefreundet.“
Fortbewegung fällt schwer
Trotz fehlenden Hinterläufe kann sich der etwa dreijährige Hund im Haus und im Garten fortbewegen. Mit Gehen oder Laufen hat das allerdings nicht viel zu tun. Spotys Laufstil ähnelt eher einem unbeholfenen Vorwärtskriechen, das zudem sehr anstrengend wirkt. Tatsächlich braucht das Tier viel häufiger eine Verschnaufpause als ein gesunder Hund. „Spoty ist schnell müde, wenn er sich eine längere Strecke vorwärtsgeschleppt hat,“ weiß Hannelore Dorfner.
Am auffälligsten wird Spotys Handicap, wenn Hunde aus der Nachbarschaft mit ihm spielen wollen. Oft muss er seinen herumtollenden Spielgefährten dann hinterherschauen. Doch seit er seinen Spezial-Rolli hat, gelingt es ihm immer häufiger, mitzuhalten. So ganz hat sich der Hund zwar noch nicht an seinen fahrbaren Untersatz gewöhnt, doch schafft es Hannelore Dorfner mittlerweile, ihn ohne Zwang in die Laufhilfe zu setzen und festzuschnallen. „Geradeaus geht das mittlerweile schon ganz gut, nur das Kurvenfahren hat er noch nicht richtig raus.“
Der behinderte Hund verdankt seinen Rolli einer Spendenaktion, die das Tierheim Wannigsmühle kurz nach seiner Einweisung initiiert hatte. Dabei kam genug Geld zusammen, um für ihn einen Hunderolli anfertigen zu lassen. „Ein Tierorthopäde aus Mannheim hat sich auf die Herstellung solcher Hilfsmittel für behinderte Tiere spezialisiert,“ so die Tierfreundin aus Serrfeld.
Eine Freundschaft für immer
Hannelore Dorfner hat ihren Schützling mittlerweile so eng in ihr Herz geschlossen hat, dass sie auf ein Angebot des Tierheims wohl nicht mehr zurückgreifen wird. „Ich könnte den Hund zwar jederzeit zurückgeben, doch bin ich sicher, dass er für immer bei uns bleibt.“