Das Ergebnis heißt Les Brown und bei seinem Gastspiel in der Weinstube in Bad Königshofen zeigte er, dass ihm die Black Mountains mindestens so nahe sind wie der Black Forest (Schwarzwald).
Der mittlerweile 60jährige, in allen Country-Ehren ergraute Western-Haudegen, gehört zu den festen Größen in der Country-Szene. Seit sage und schreibe 45 Jahren ist er "on the Road" und bei Country-Festivals oder sonstigen Gelegenheiten bei denen fast alles erlaubt ist außer den Stetson (Cowboyhut) abzunehmen, füllt er locker Hallen mit mehreren Tausend Zuhörern. Da spielt er dann mit Band und den vollen Möglichkeiten einer großen PA-Anlage. In der Weinstube blieben die technischen Möglichkeiten natürlich beschränkt, doch auch "just the man an his Guitar", wusste sein Publikum bis ran an die Sperrstunde bestens zu unterhalten.
Kein Wunder, denn in 45 Jahren kommt ganz schön Repertoire zusammen. Mehr als ein halbes Dutzend CD's mit eigenem Material hat Les Brown inzwischen auf den Markt gebracht. Mit dem Song "Riverboat Queen", den er natürlich auch nicht schuldig blieb, führte er 1999 für eine Woche die englischen Charts an. Na, wann haben wir zum letzten Mal einen Musiker in Bad Königshofen gehabt, der einen Nummer Eins Hit in England hatte?
Ein Buch könnte Les Brown wohl über seine Kontakte und Gemeinschaftsprojekte mit anderen Größen der Country-Szene, schreiben. Er kennt sie alle, von den Bellamy Brothers, über Garth Brooks bis hin zu Linda Feller. Mit der Band von Garth Brooks, der in Amerika Platten verkauft wie andere Brötchen, hat er seine neueste CD eingespielt, die ganz einfach und ergreifend "Les Brown heißt. Aber auch andere interessante Projekte pflastern seinen Weg. Zusammen mit der bekannten deutschen Rockband "Scorpions" und unter Produktion von deren Schlagzeuger Hermann Rarebell hat er vor einigen Jahren den Song "Der letzte Adler" aufgenommen, der nicht nur Cowboys begeistert. Ein Song mit Gänsehaut-Garantie, der immer wieder im Radio zu hören ist.
Les Brown, der kein Hehl daraus macht, vor allem von Hank Williams beeinflusst zu sein, lebt das Country-Feeling. "Ich habe die Hillbilly-Musik sozusagen mit der Muttermilch kennen gelernt" erzählt er in einer der Pausen. Die reine, unverfälschte und nicht zu stark instrumentierte Country-Music der fünfziger und sechziger Jahre habe ihn geprägt. Mit den schottischen Wurzeln verbindet Les Brown, der aus der Arbeiterstadt Glasgow stammt, aber seit 26 Jahren im Schwarzwald lebt, nur noch die Liebe zum schottischen Whisky und zum dunklen Bier, das "die Amis einfach nicht hinkriegen".
Für Weinstuben-Wirt Wolfgang Berwind ist es ein Glücksfall einen Mann wie Les Brown, der sonst deutlich größere Hallen bespielt, bekommen zu haben. "Wir haben uns damit irgendwie selbst einen Wunsch erfüllt und außerdem ist es doch auch ein schöner Beitrag zum Arlington-Jahr", meint er zwischen dem Austragen von zwei Tellern Spare-Rips, die es passend zum Country-Abend gibt.
Recht so, denn eine ganze Menge der Leute, die erst unlängst mit in Arlington waren, sind offensichtlich auf den Country-Geschmack gekommen und lassen sich den Mann im Stars & Stripes-Hemd nicht entgehen. Les Brown, der Mann mit der markanten Country-Stimme, dem unermüdlichen Guitar-Fingerpicking und dem Zungenschlag, den eben nur Cowboys hinbekommen (auch wenn sie aus Schottland stammen) bleibt nichts schuldig. Meist nur mit seiner Gitarre, mal aber auch im Halbplayback zu den Instrumentalspuren seiner CD's, zaubert er dieses gewisse Country-Feeling in die Weinstube. Die hat einmal mehr den Beweis angetreten, dass Kleinkunst und Kultur dort einen festen Platz haben.