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WEISBACH: Ein Stück Heimat aus Stoff und Leder

WEISBACH

Ein Stück Heimat aus Stoff und Leder

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    Früh übt sich: Ob jung oder alt, die Lederhose gehört beim Weisbacher Oktoberfest dazu – auch für Valentin Roßhirt (links) und Kilian Kleinhenz.
    Früh übt sich: Ob jung oder alt, die Lederhose gehört beim Weisbacher Oktoberfest dazu – auch für Valentin Roßhirt (links) und Kilian Kleinhenz. Foto: Foto: Marc Huter

    Die Lederhose und das Dirndl, jahrelang eher verschmäht oder belächelt, sind wieder da und das mit Macht. Die Tracht hat eine solche Hochkonjunktur, das sogar der Trachtenhändler in Bischofsheim aufgrund des Ansturms in den letzten Wochen zeitweise seine Tür schließen musste.

    Beim Weisbacher Oktoberfest selbst fand man kaum jemanden, der keine Lederhose oder kein Dirndl trug. Egal ob beim Partyabend mit „Geile Zeit“ am Samstagabend oder beim Kesselfleischessen, man sah Lederhosen und Dirndl immer und überall. Ob Jung oder Alt, quer durch alle Altersschichten hindurch wird wieder Tracht getragen. Sie ist „in“ und angesagt. Aber warum ist das so? Ist das nur ein schnell wieder verschwindender Hype? Grund genug, einmal genauer nachzufragen.

    „Die Lederhose ist einfach etwas besonderes“, sagt zum Beispiel DJK-Chef Alois Türpitz. Außergewöhnliche Bekleidung für einen außergewöhnlichen Anlass also? Tatsächlich sprudeln die Dirndl, die man beim Oktoberfest zu sehen bekommt, vor Kreativität und Variantenreichtum. Die Modemacher können sich richtig austoben und zeigen, was sie können. Trachten lassen sich mittlerweile in allen erdenklichen Farben, Formen und Materialien erwerben, wie man beim Oktoberfest zu sehen bekommt.

    „Man ist einfach chic“, sagt Lorena Fendert aus Weisbach, während sie über beide Ohren grinst. Bei eingefleischten Weisbachern wie Lorena geht es auch nicht, dass man beim Oktoberfest mit einem 08/15-Dirndl kommt oder gar Jahrzehnte mit demselben Anzug. Ein hübsches neues Dirndl leistet man sich zum Anlass des Oktoberfestes und fühlt sich hübsch und gut darin. „Ein Dirndl hat das gewisse Etwas“, fügt ihre Freundin Johanna Kirchner an. Zusammen mit vielen anderen Weisbacher Mädchen in Dirndl werden beispielsweise die Ehrengäste am Freitagabend zum offiziellen Bieranstich auf die Bühne begleitet.

    Man spürte an den vier Festtagen in Weisbach, dass gerade die Jugend mächtig auf die Tracht abfährt. Angelina Roßhirt sieht in ihrem Dirndl ein „riesiges Stück Heimat“. Was im ersten Moment angesichts des oberbayerischen Hintergrunds der Bekleidung ziemlich grotesk klingt, ist bei genauerem Hinsehen ein hochinteressanter Ansatz.

    In einer immer mobiler werdenden Welt, die von Unsicherheit und ständiger Flexibilität geprägt ist, wird der Wunsch nach etwas „Beständigem“, der Wunsch nach „Identität“ immer stärker. In Zeiten globaler Vernetzung kommt dem Lokalen und Regionalen eine besondere Rolle zu. Man fühlt sich dazugehörig, am richtigen Ort und Platz im Kreise all der Freunde der Heimat, die man oft nur einmal im Jahr zum Weisbacher Oktoberfest sieht.

    Bequem und praktisch

    Daniel Schodorf aus Brendlorenzen sieht in seiner Lederhose noch mehr als ein schönes Kleidungsstück, für ihn ist die Lederhose unwahrscheinlich bequem und praktisch – und „einfach cool“, wie er sagt. Mit Lederhose hat er, wie der Brendlorenzener erzählt, im Sommer erst den Watzmann bestiegen und auch unter dem Jahr zieht er die Lederhose gerne bei der ein oder anderen Wander- oder Hüttentour an. In den Oktoberfesttagen fühlt er sich in Lederhose besonders wohl. Es ist ein sehr authentisches Kleidungsstück, das man gerne trägt. Da interessiert es irgendwie niemanden, dass es sich bei Dirndl und Lederhose gar nicht um fränkische Tracht handelt. Aber spielt das eigentlich eine Rolle? Wichtig ist doch, dass etwas Gemeinsames die Menschen miteinander verbindet. Ob Jung mit Alt, ob die Hessen, die übrigens stets sehr stark beim Weisbacher Oktoberfest vertreten sind, mit den Franken und Bayern. Und das wiederum begründet wiederum die am meisten gegebene Antwort auf die Frage, warum man mit Dirndl und Lederhose auf das Weisbacher Oktoberfest geht: „Na, weil es alle so machen!“

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