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AUBSTADT (WRU): Eine fast vergessene Dichterin

AUBSTADT (WRU)

Eine fast vergessene Dichterin

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    Musik und Literatur der jüdischen Lyrikerin Mascha Kaléko verband die Gruppe "Dreiklang" bei einem Konzert im evangelischen Gemeindehaus. Mascha Kaléko lebte und arbeitete im Berlin der 20-er und 30-er Jahre. Dabei gehörte sie zum Kreis der Literaten um Kurt Tucholsky oder Erich Kästner. 1925 bekam die damals 18-jährige Künstlerin eine Ausstellung im Büro der "Arbeiterfürsorge der jüdischen Organisationen Deutschlands".

    Doch in ihrer Freizeit widmete sie sich ihrer größten Leidenschaft, der Dichtung. 1929 wurden erste Gedichte in der "Vossischen Zeitung" veröffentlicht. Vier Jahre später brachte der Rowohlt-Verlag "Das lyrische Stenogrammheft" heraus. 1934 erschien das "Kleine Lesebuch für Große". Schon damals zeichneten sich alle Texte von Mascha Kalèko durch Einfachheit, Klarheit und Alltagsbezogenheit aus.

    Gerade noch rechtzeitig 1938 emigrierte die Familie in die USA. Dort brachte die Lyrikerin Veröffentlichungen in der Exilzeitung "Aufbau". Außerdem beschäftigte sie sich mit dem Verfassen von Werbetexten. 1944 bekamen Kaléko und ihre Familie die amerikanische Staatsbürgerschaft.

    1945 brachte die Künstlerin in einem amerikanischen Verlag "Verse für Zeitgenossen" heraus. Drei Jahre später entstanden wieder neue Verbindungen zum deutschen Rowohlt-Verlag. Durch verschiedene Neuauflagen tauchte Kaléko in Deutschland wieder aus der Vergessenheit auf. 1955 unternahm sie ihre erste Europareise. Fünf Jahre später zog die Familie nach Jerusalem um.

    Danach erschienen "Verse in Dur und Moll". Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen mit Schmunzeln zu lesen sind "Der Papagei, die Mamagei und andere komische Tiere". Auch "Wie's auf dem Mond zugeht" ist für kleine und große Leser geeignet. 1974 unternahm die Künstlerin ihre letzte Europareise, verbunden mit einem Klinikaufenthalt in Zürich und Lesungen in Berlin. Am 21. Januar 1975 starb Mascha Kaléko.

    Wie Aubstadts Pfarrer Helmut Bär sagte, wurde zum ersten Mal ein solch anspruchsvoller Abend in der Gemeinde organisiert, um das Leben im Ort kulturell zu bereichern. Außerdem passe der Auftritt der Gruppe "Dreiklang" gut in die gerade zu Ende gehende Woche der Brüderlichkeit. Der voll besetzte Saal im Gemeindehaus und der Beifall des Publikums sprachen für "Dreiklang", aber auch für den Geist und Stil von Mascha Kaléko, dem eigentlichen Mittelpunkt des Abends.

    "Dreiklang" kommen aus Bad Neustadt. Renate Klose, Bärbel Fause und Dagmar Richter verstanden es hervorragend, Literatur und Musik von Mascha Kaléko anspruchsvollen Ohren nahe zu bringen. Die einfühlsame und ruhige Art der Gruppe war geprägt vom Sinn für Ironie, Witz und Hintergrund. Dabei fühlte sich das Publikum nicht etwa zurück versetzt ins Berlin der 30-er Jahre. Vielmehr vermittelten die Lieder und Texte einen aktuellen Bezug zu Gegenwart und Alltag. Ein Beweis hierfür waren Gedichte wie "Krankgeschrieben" oder auch "Der nächste Morgen".

    Auch Betrachtungen, die in die Tiefe gingen, waren zu hören. Nicht nur diese Worte von Mascha Kaléko beweisen das: Ob Jud, ob Christ, es gibt nur einen Gott. Doch sucht der Mensch ihn unter vielen Namen. Stehn wir vor IHM, so fragt ER nicht danach, auf welchem Pilgerweg wir zu ihm kommen.

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