Der Wunsch, einmal auf eigenen Füßen zu stehen, ist groß bei Jürgen Steinert. Der 25 Jahre alte Anlagenmechaniker für Sanitär - und Klimatechnik will dies aber nicht in seinem erlernten Beruf erreichen, sondern auf einem in der hiesigen Region eher ungewöhnlichen Feld. Er produziert und vertreibt Hackschnitzel. Vor zwei Jahren hat er die Steinert Forst- und Energietechnik gegründet.
Leben kann er davon derzeit noch nicht, schon wegen der hohen Investitionskosten. „Dafür müsste ich gut mindestens das Doppelte machen“, sagt der junge Mann, der im Jahr zwischen 6000 und 7000 Kubikmeter des natürlichen Brennstoffes produziert. Finanzielles Hauptstandbein ist eine 30-Stunden-Stelle bei der Firma Stengel. Gut 20 Stunden in der Woche investiert er in sein Gewerbe.
Auf die Idee mit den Hackschnitzeln ist er im Grunde durch einen Zufall gekommen. Eigentlich wollte sich Steinert, dessen Familie selbst ein Stück Wald besitzt, nur einen Bulldog kaufen. Dann kam er an einen gebrauchten Forstschlepper mit Häcksler. Und schon war die Geschäftsidee geboren. „Wenn es nicht klappt, dann verkaufe ich ihn eben wieder“, hat sich Steiner gesagt. Und nach einem Jahr die Maschinen dann tatsächlich wieder veräußert – aber nur, um arbeitstechnisch aufzurüsten. Schlepper, Häcksler und Lkw hat er sich zugelegt und sogar den notwendigen Führerschein gemacht. Der allein hat 5000 Euro gekostet.
Mit dem Geschäftsgang ist der Jungunternehmer sehr zufrieden. Das Rohmaterial für seine Hackschnitzel besteht zu rund 70 Prozent aus Stamm- und zu 30 Prozent aus Kronenholz. Zehn- bis 20 Zentimeter dicke Weichholzstämme, die im Grunde niemand haben will, weil sie weder für die Industrie von Nutzen sind, noch als Brennholz Abnehmer finden. Das Holz bezieht er in einem Umkreis von 20 bis 30 Kilometer Radius in erster Linie von Waldkörperschaften und aus Grafenholz-Beständen. Konkurrenz gibt es zwar auch, aber so, „dass man sich nicht ins Gehege kommt“, sagt Steinert.
An Abnehmern fehlt es auch nicht. Die Biogasanlage mit der Nahwärmeversorgung in Großbardorf und das Biomasseheizwerk in Maria Bildhausen zählen zu seinen Kunden, dazu Privatleute oder Hackschnitzelhändler.
Am liebsten ist es Steinert, das Holz noch an der Forststraße im Wald zu verarbeiten und anschließend gleich auszuliefern. Wenn das nicht möglich ist, lagert er die Hackschnitzel unter einem Flies auf dem Hof eines befreundeten Landwirts in Ottelmannshausen. Auf Dauer sucht er aber ein eigenes Grundstück. „Im Gewerbegebiet in Bad Königshofen ist es schwierig, was zu finden“, weiß er. Ideal wäre ein Grundstück mit einer Halle.
Steinert ist fest davon überzeugt, dass die Sache mit den Hackschnitzeln Zukunft hat, vielleicht auch gerade weil die Nutzung hier noch nicht so sehr verbreitet ist. Im waldreichen Südbayern würden fast alle Schulen und öffentlichen Gebäude mit dem Material beheizt. „Dort wird das Zehnfache produziert“, hat er recherchiert.
Bad Königshofen selbst liegt geradezu ideal zentral zu seinen Einsatzorten. Schon aus diesem Grund zieht es ihn nicht in die Ferne, von den Freunden und Bekannten einmal ganz abgesehen. Vielmehr sieht Steinert genau hier seine Zukunft. Und: „Wenn man was erreichen will, muss man jung anfangen“, ist er überzeugt. Die Kleinstadt habe alles, was man braucht. Von der Landschaft her gebe es eh nichts Besseres.
Neue Main-Post-Serie: Glücksschmiede auf dem Land
Sie sind jung, wollen was erreichen in ihrem Leben und lieben ihre Heimat. Wegziehen in die große Stadt mit ihren Karrierechancen, aber auch der Anonymität und den hohen Lebenshaltungskosten kommt für sie nicht in Frage. Andere kehren den Ballungsgebieten den Rücken, um sich auf dem Land niederzulassen, wo die Luft noch sauber und die zwischenmenschlichen Kontakte oft inniger sind als in der Stadt. Junge Leute suchen vieler negativer Prognosen zum Trotz ihre Chancen auf dem Land. Von diesen Menschen, die sich gegen die Landflucht stellen, berichtet eine kleine Serie aus Rhön-Grabfeld. In loser Folge will die Main-Post Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen aufzeigen, die deutlich machen, dass junge Leute willens und in der Lage sind, ihr Glück auf dem Lande zu schmieden.