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BAD KÖNIGSHOFEN: Einer, der Orgeltasten traktiert

BAD KÖNIGSHOFEN

Einer, der Orgeltasten traktiert

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    Wieland Meinhold und interessierte Zuhörer bei der Orgelführung in der evangelischen Kirche. Dort fand der erste Teil des ungewöhnlichen Konzerts statt.FOTO: Regina Vossenkaul
    Wieland Meinhold und interessierte Zuhörer bei der Orgelführung in der evangelischen Kirche. Dort fand der erste Teil des ungewöhnlichen Konzerts statt.FOTO: Regina Vossenkaul

    Die Orgel, die „Königin der Instrumente“, hat es Wieland Meinhold angetan. Der Universitätsorganist aus Weimar hatte in Zusammenarbeit mit den Gemeinden der beiden großen christlichen Konfessionen zu einem sogenannten „Orgelspaziergang“ eingeladen.

    Die Zuhörer waren eingeladen, zunächst in der evangelischen Kirche den Musikklängen zu lauschen, dann in das katholische Gotteshaus zu wechseln, um sich dort die Fortsetzung des Konzerts anzuhören.

    Im Vorfeld bot Meinhold eine Führung an und zeigte den Aufbau und das Innenleben der Hey-Orgel, die in der evangelischen Kirche steht. So erfuhren die Teilnehmer, dass die „Lunge“ der Orgel quasi das Herzstück ist, und warum einer Orgel nie die Luft ausgeht. Er erklärte die Register, die man je nach Musikstück ziehen kann, und warum Orgelpfeifen, die überwiegend aus Zinn bestehen, eher spitz und bisweilen sogar scheppernd klingen, während bleihaltige sich im Ton runder und angenehmer anhören.

    Instrument mag saubere Luft

    Der Experte erläuterte, dass Kälte an sich dem Instrument nichts ausmacht, sondern nur den Fingern des Organisten, und dass eher häufige Temperaturunterschiede und die Qualität der Luft einer Orgel schaden können. Es gibt auch Orgeln mit Schimmelbefall, die müssen dann aufwendig gesäubert werden. Der Universitätsorganist aus Weimar schaffte es, die Zuhörer an seiner eigenen Begeisterung teilhaben zu lassen und demonstrierte die Bandbreite des Instruments beim nachfolgenden Konzert.

    „Telemann und eleganter Barock aus Frankreich“ lautete der Titel des ersten Teils, zu dem Pfarrer Lutz Mertten die Zuhörer begrüßte. Meinhold, der sein Programm selbst vorstellte, meinte, dass er an dieser Orgel die Leichtigkeit und den Charme der Kompositionen aus dem 17. und 18. Jahrhundert gut „hervorzaubern“ könne.

    Nah am Publikum

    Georg Philipp Telemann, der vor 250 Jahren starb, war mit seinen Kompositionen immer nah am Publikum, das in seiner Zeit die französischen Komponisten sehr schätzte. Die grazilen Fantasien, Tanzsätze und Suiten Telemanns reihten sich dort bestens ein und gaben zusätzliche Impulse – kein Wunder, dass Telemann gut verdiente. Die vorgestellten Musikstücke wie die „Fantasie d-Moll Nr. 2“, Choralvorspiele, ein Teil aus der „Ouvertüre Nr. 5 in Es-Dur für Orgel“ und eine „Fantasie in g-Moll Nr. 8“ wechselten sich im Programm ab mit Kompositionen der Franzosen Dandrieu, Couperin, Clérambault, Dupont und Nievers. Mit dem „Sortie Es-Dur“ von Lefébure-Wély, einem Komponisten aus dem 19. Jahrhundert, das nach Gottesdiensten oft als „Ausgangsstück“ genutzt wird, schuf der Organist aus Weimar einen Übergang zum zweiten Teil des Konzerts in der Stadtpfarrkirche.

    Auf der „großen Schwester“, 1872 gebaut vom aus Königshofen stammenden Orgelbaumeister Balthasar Schlimbach, hat Meinhold erst einmal gespielt und das Instrument mit Mozart „traktiert“, wie er selbst anmerkte.

    Händel

    Der zweite Teil war Georg Friedrich Händel und Festmusik aus England gewidmet. Händel, geboren in Halle an der Saale und für Meinhold „der größten Komponist der Briten“ – erfüllte den Wunsch der Engländer nach festlicher, beschwingter Barockmusik, gepaart mit einer gewissen Würde und Gediegenheit. Seine positive Art, zu komponieren, kam bei seinen Zeitgenossen bestens an, und als die Feuerwerksmusik in London uraufgeführt wurde, kam es zum ersten Verkehrsstau in der britischen Hauptstadt, berichtete Meinhold.

    „Ich bin ein schneller Spieler“, hatte der Organist vor dem Konzert erklärt, und das bewahrheitete sich im Laufe des späten Nachmittags. Sogar das berühmte „Largo“ aus Händels „Xerxes“ klang bei ihm noch relativ flott.

    Alle Register gezogen

    Außerdem spielte er von Händel eine „Ouvertüre und Passacaglia in g-Moll“, Teile aus dem „Messias“, eine Sonatine und Air in B-Dur und am Ende - mit allen gezogenen Registern – „Tochter Zion freue dich“. Dazwischen erklangen britische Kompositionen von Bull, Farnaby, Philips, Greene, Stanley und Purcell. Am Ende bedankte sich Meinhold mit einem Marienlied aus dem lutherischen Thüringen beim katholischen Pfarrer Karl Feser für die Möglichkeit, dieses Konzert in zwei Kirchen aufführen zu können.

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