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BAD NEUSTADT: Es muss ein Umdenken stattfinden

BAD NEUSTADT

Es muss ein Umdenken stattfinden

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    Höchste Auszeichnung: Renate Weigel-Groß bekam für ihre Verdienste um den Sozialpsychiatrischen Dienst das Kronenkreuz in Gold der Diakonie. Foto: nerche-wolf
    Höchste Auszeichnung: Renate Weigel-Groß bekam für ihre Verdienste um den Sozialpsychiatrischen Dienst das Kronenkreuz in Gold der Diakonie. Foto: nerche-wolf

    (new) Erfrischend locker und mit viel Herz beging der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDI) für die Landkreise Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen im Alten Amtshaus seinen 25. Geburtstag und hat mit dieser etwas anderen Feier ganz sicher neue Freunde gewonnen und alte Sympathien vertieft.

    Auch wenn die Verantwortlichen den Ablauf gestalteten, spürte man in jedem Wort, dass es nicht um sie selbst, sondern vorrangig immer um ihre Klienten geht. So legte Renate Weigel-Groß in ihrem Schlusswort den Gästen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens auch ihren sehnlichsten Wunsch nahe: „Ich möchte, dass die Vorbehalte gegenüber den psychisch Kranken aufhören.“

    „Wir sind die anderen und die anderen sind wir“

    Brigitte Lämmle in ihrem Festvortrag

    Nach alarmierenden Gräueltaten laute die Begründung in der Öffentlichkeit häufig, der Täter sei psychisch krank gewesen. Aber wer die Besucher des Sozialpsychiatrischen Dienstes kennenlerne, stelle ganz schnell fest, dass es lauter liebe, nette und harmlose Menschen seien. „Ein Umdenken muss stattfinden“, lautete der eindringliche Appell von Renate Weigel-Groß.

    Und der anschließende Festvortrag der renommierten Diplom-Psychologin Brigitte Lämmle (München) leistete einen eindrucksvollen Beitrag zur Überwindung der Gräben. Wenn man sich vor Augen halte, dass in Deutschland jeder Zweite im Laufe seines Lebens einmal psychisch erkranke, könne man nur zu dem Schluss kommen: „Wir sind die anderen und die anderen sind wir.“

    Die Entwicklung des Sozialpsychiatrischen Dienstes von den Anfängen vor 25 Jahren bis hinein in die Gegenwart vollzog Renate Weigel-Groß, die die Einrichtung in Bad Neustadt seit 2006 leitet und Sozialpädagogin der ersten Stunde ist, im Gespräch mit Pfarrer Jochen Keßler-Rosa, dem Vorsitzenden des Diakonischen Werks Schweinfurt.

    Weigel-Groß erinnerte an Gisela Rippin, die die heimatnahe Arbeit mit psychisch Kranken schon 1977/78 im Rahmen des Diakonischen Werks Bad Neustadt aufgenommen hatte. Während eines Praktikums begeisterte sich die Studentin Renate Weigel-Groß für diese Tätigkeit, die sie selbst mit der Gründung des SPDI im Jahr 1986 aufnahm. Bei der Begleitung und Betreuung psychisch Kranker gehe es in erster Linie darum für sie da zu sein, ihnen zuzuhören und gemeinsam mit ihnen nach Lösungen für die Probleme zu suchen. „Man muss die Menschen lieben, die kommen, und ein Herz für sie haben“, beschrieb Renate Weigel-Groß die Voraussetzung für eine erfüllte Arbeit.

    Mit zwei Beratungsstellen in Bad Neustadt und Bad Kissingen begann der SPDI mit zwei Kräften, im Laufe der Zeit erweiterte sich das Angebot um zwei Tagesstätten, zwei Wohngemeinschaften, betreutes Einzelwohnen und Soziotherapie. Heute gehören zum Team 14 engagierte Mitarbeiter, die den Geburtstagsgästen vorgestellt wurden.

    Finanzierung durch den Bezirk

    Elke Krug, Leiterin der Sozialen Dienste beim Diakonischen Werk Schweinfurt, informierte darüber, dass der größte Teil der Mittel für den Sozialpsychiatrischen Dienst – rund 300 000 Euro im Jahr – vom Bezirk Unterfranken kommt. Trotz Unterstützung auch von anderen Seiten ist der SPDI aber immer auf Spenden angewiesen.

    Karin Renner, stellvertretende Bezirkstagspräsidentin und Behindertenbeauftragte des Bezirks, lobte das Einfühlungsvermögen und den hohen persönlichen Einsatz der SPDI-Mitarbeiter. Einrichtungen wie der Sozialpsychiatrische Dienst seien Standbeine einer humanen Gesellschaft.

    Ein ganz besonderer Moment war gekommen, als Jochen Keßler-Rosa das Kronenkreuz in Gold der Diakonie, die höchste Auszeichnung, an Renate Weigel-Groß für ihre Verdienste um den Sozialpsychiatrischen Dienst verlieh.

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