
"Willst Du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah", heißt es bei Goethe. Diesen Gedankengang scheinen gerade in Zeiten von Corona immer mehr Menschen zu beherzigen. Denn: Warum sollte man stundenlang mit dem Auto in eine Krisenregion fahren, wenn direkt vor der Haustüre schöne Wandermöglichkeiten liegen. So beispielsweise in Strahlungen, wo es seit 2018 eine "Extratour" gibt. Hier kann sich nicht nur durch die schöne und abwechslungsreiche Natur bewegt, sondern nebenher auch ganz viel entdeckt werden. Aussichten auf umliegende Orte und Städte und wie am "Grand Canyon" ziehen den Wanderer in ihren Bann. Und auch für die Kleinen ist an der Strecke einiges geboten.
Die Wanderstrecke ist rund 13 Kilometer lang und kann als mittelschwer eingestuft werden. Festes Schuhwerk ist dabei Pflicht und ein wenig Durchhaltevermögen sollte mitgebracht werden. Gut ausgeschildert ist die Strecke, sodass sich der Wanderer auch ohne technische Hilfsmittel nicht verläuft. Die GPX-Daten können von der Homepage geladen werden.

Los geht es beim Parkplatz am Friedhof in Strahlungen an der Neustädter Straße. Sollten hier keine Plätze frei sein, kann auch am Weinberg geparkt werden. Wer will, kann gleich die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus besuchen, die mit ihrem markanten barocken Zwiebelturm den Ort prägt. Der Turm stammt aus dem 13. Jahrhundert. Für den Besuch bleibt auch am Ende der Wanderung noch Zeit.
Musterweinberg ist ein echter Hingucker

Nach kurzer Zeit haben wir den ersten Zwischenstopp erreicht. Der Musterweinberg am Mönchsberg ist ein echter Hingucker. Dort kommen wir auf unserer Tour noch einmal vorbei, sodass wir erst einmal weiterlaufen. Bevor wir auf der gut befestigten Treppe nach unten gehen, lassen wir den Blick nach links schweifen und haben einen schönen Ausblick auf Strahlungen.
Unten angekommen, können wir eine kleine Pause machen oder weiterlaufen. Zahlreiche Bänke mit Tischen laden auf der Extratour zum Rasten ein, hier ist an alles gedacht.
Jetzt geht die Wanderung über Felder, am Wegesrand kann man zahlreiche Blüten und Insekten entdecken. Nach rund zwei Kilometern halten wir kurz inne und können den Ausblick über Strahlungen und in die Rhön genießen.

Kriegergedächniskapelle ist ein architektonisches Highlight
Weiter geht die Wanderung, jetzt geht es ein Stück bergauf. Hier kommt die Kriegergedächtniskapelle in den Blick, die im Mai 1947 gebaut wurde. Interessant ist deren Geschichte. So wurde ihr Bau vom Strahlunger Bürger Martin Hein veranlasst, der im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wurde und alle Hilfe aussichtslos erschien. Er kehrte jedoch zurück und entschied sich später, nach dem Zweiten Weltkrieg, eine neue Kapelle zu bauen, die eindrucksvoll ist.

Nach rund vier Kilometern kommt die Schlegelwarte ins Blickfeld. Noch ein Kilometer und das Zwischenziel ist erreicht. Der Wartturm thront auf 370 Metern Höhe und besonders die kleinen Wanderer können sich hier fast wie Burgherren fühlen. Gebaut im 14./15. Jahrhundert, steht sie an der Flurgrenze zwischen Strahlungen und Münnerstadt. Früher warnte die Besatzung des Turms vor heranrückenden Feinden. Heute ist er für jedermann zugänglich und es lässt sich hier gut Rast machen.
Wunderschöne Aussichten
Danach führt der Weg über Felder weiter, nach etwas mehr als acht Kilometern geht es durch einen kühlen Wald, der für Schatten sorgt. Für seine bisherigen Strapazen wird der Wanderer dort mehr als entschädigt. Vom steil abfallenden Kleinen Höhberg hat man am Michelsbergblick einen wunderschönen Ausblick. Im Westen erstreckt sich Burglauer und im Südwesten kann man Münnerstadt sehen. Weiter hinten kommen die Windräder bei Windheim in den Blick und auch Reichenbach ist zu sehen.

Nur rund einen Kilometer weiter folgt der Lauertalblick, von dem aus man erneut einen Blick auf Burglauer werfen kann. Hier steht ein "Gipfelkreuz" und ein Insektenhotel mit Schautafel. Auch hier bietet sich eine Rast an.

Frisch gestärkt geht es weiter, schattige Waldstücke und offene Felder wechseln sich ab. Bei Kilometer zwölf heißt es, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. Rund 300 Meter ist der Anstieg, der uns wieder auf den Weinberg führt. Hier gilt es etwa 45 Höhenmeter zu überwinden. Dann sind wir wieder am Weinberg. Auf einer Infotafel gibt es Interessantes über den Weinanbau in Strahlungen zu lesen. Bereits 1293 wird dieser urkundlich erwähnt, um 1840 verlor der Weinbau sich jedoch völlig. In jüngster Zeit wurde der Weinanbau wieder reaktiviert. Heute wird der Weinberg auch als romantischer Ort zum Heiraten genutzt.
Fast wie am Grand Canyon
Jetzt ist es fast geschafft. Doch zuvor genießen wir rund 600 Meter weiter noch den Blick nach Norden, von wo aus man einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Ortschaften und Bad Neustadt hat. Wenn man nach weiteren rund 500 Metern nach Norden schaut, fühlt man sich fast wie am Grand Canyon. Die Schotterwerke Steinbach haben dafür gesorgt, dass die Felswände steil abfallen. Das ganze Gelände ist imposant, betreten werden kann es allerdings nicht.

Nach knapp 13 Kilometern ist die Extratour Strahlungen geschafft. Die Wanderer haben sich eine Ruhepause verdient. Im schattigen Biergarten des Landgasthofes "Schwarzer Adler" ist dies möglich. Von dort ist es nur noch ein kurzer Weg zurück zum Parkplatz. Und am Ende der Wanderung sind alle begeistert davon, was man direkt vor der Haustüre alles erleben kann.
