Klein, aber sehr fein - so die Quintessenz des Flötenkonzerts im Hansteinschen Schlösschen zu Ostheim. Passend und damit sehr einladend das Ambiente im integrierten Orgelbaumuseum. Die Räume in dem ehemaligen Stadtschlösschen eigenen sich ideal für Musik aus Barock und Romantik.
Der Rahmen im zweiten Stockwerk war fast schon intim zu nennen. Und dennoch, mit rund 50 Zuhörern waren die Plätze allesamt belegt. Mit einer Sonate von Johann Sebastian Bach für Flöte und basso continuo begann das Konzert. Diese großartige und einzige authentisch überlieferte Flötensonate in h-Moll entstand wohl während seiner Anstellung als Kapellmeister in Köthen.
Sigruth Strobel an der zweimanualigen Stuttgarter Hausorgel von 1940. Ein wunderschön gestaltetes Instrument, bestens geeignet für Bach'schen Barock. Sie besticht nicht zuletzt durch die gothischen Bilder von Albrecht Dürer. Die vier Apostel in Farbe auf den kleinen Türen. Singet und spielet den Herrn in eurem Herzen als Leitmotiv. Ganz ungewöhnlich für eine Orgel, sehr zart, sehr dezent untermalt die Museumsleiterin die dominante Querflöte von Mark Dinglinger. Fröhlich und mitreißend in den beiden Presti zum Schluss.
Die "Fantasia für Flöte allein" gleicht einer Aufforderung zum Tanz. Die angenehmen und gefälligen Instrumenten-Serenaden des österreichischen Komponisten Leonard von Call waren zu seiner Zeit äußerst beliebt. Er lebte von 1768 bis 1815. Mit eindringlichem Glanz nahm Dinglinger die Zuhörer mit seinem Spiel mit. Er strahlte sichtlich über den heftigen Beifall.
Die "Elegie für Flöte und Orgel" schrieb Franz Lachner als 76-Jähriger kurz vor der Jahrhundertwende. Sigruth Strobel wechselte an eine romantische Orgel. Die Melodie erinnert stellenweise an Leierkastenmusik.
Charles-Marie Widor zählt zu den großen Orgelvirtuosen um 1900. Wunderschön sanft und fromm anmutend seine "Andante cantabile für Flöte und Orgel". Wiederholt herrliche, flotte Tremoli der dominanten Querflöte.
Und zum Abschluss das "Andante religioso" für Flöte und Orgel von Hans Hiller. Entstanden ebenfalls um 1900. Unter "religioso" verstand man damals einen Ausdruck fern jeder Kirchlichkeit. Lediglich eine feierliche Stimmung sollte zur Erbauung vermittelt werden. Lautmalerei. Wie ein Gemälde im Äther begleitete die Orgel weich und einfühlsam den virtuosen Flötisten. Marc Dinglinger ist als Solo-Flötistin schon seit zehn Jahren am Südthüringischen Staatstheater Meininger verpflichtet.
In einem Flötenbüchlein steht geschrieben: "Dem Klang der Flöte scheint eine Zaubermacht inne zu wohnen, die ihrem innersten Wesen entstammt.". Das wunderschöne Konzert ließ dies erahnen. Lange anhaltender Applaus. Ohne Zugabe durften sich die Musiker nicht verabschieden.