Wenige Tage vor der konstituierenden Sitzung, bei der sich das neue Gremium zusammensetzen wird, hatte Bürgermeister Fridolin Link am Mittwochabend die Mitglieder des noch amtierenden Gemeinderats Hausen zu einer letzten Sitzung im Ortsteil Roth zusammengetrommelt. Dabei stand ein brisantes Thema auf der Tagesordnung. Das undisziplinierte und teils gar strafbare Verhalten von zwei Landwirten in Roth sorgte in der Vergangenheit mehrfach für Beschwerden und soll nicht länger toleriert werden.
Link zeigte zunächst im Mehrzweckgebäude anhand von Fotografien und später bei einer Feldbegehung direkt vor Ort die Missstände auf. Er betonte mehrfach, dass er nicht grundsätzlich gegen die Landwirtschaft sei, sondern, ganz im Gegenteil, als Bürgermeister versuche, die Landwirte soweit wie möglich zu unterstützen. „Ich bin froh, dass wir die Landwirte haben, aber den Ausreißern muss Einhalt geboten werden“, mahnte Link.
Immer wieder seien ihm Beschwerden von Touristen und Einheimischen vorgetragen worden, nun wollte er den Gemeinderat informieren, um sich weitere Schritte – gegebenenfalls auch rechtlicher Natur – vorzubehalten. Bereits geführte Gespräche mit den Betroffenen fielen nicht auf fruchtbaren Boden, so dass man nun „rigoros durchgreifen“ werde. Dies sei auch die Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung, sagte Link resolut.
Konkret zielen die Beschwerden auf die Verschmutzung und Verunreinigung von Straßen und Flur ab sowie die Nichteinhaltung von Ackergrenzen. So wurden von den Landwirten mitunter die Grünstreifen an den Feldern, teils sogar begrünte Rampen, bis an den Weg mit umgegraben. Dieser Grund gehört nicht nur der Kommune, die Bewirtschaftung mindert auch die Sicherheit, so der Gemeindechef. Denn für Feld- und Wirtschaftswege gelten Vorschriften, wie breit der Weg inklusive Sicherheitsgrünstreifen zu sein hat. An den entsprechenden Ackerstellen werden diese Werte deutlich, teils um mehrere Meter, unterschritten. An manchen Stellen wurde bis in den Schotter hinein, oder gar bis zum Teer, bewirtschaftet. Ein Feldweg ist als solcher fast gar nicht mehr zu erkennen, da mehr oder weniger darüber gepflügt wurde, ärgerte sich Link. Auch Grenzsteine seien dieser Form der Beackerung bereits zum Opfer gefallen. Entwässerungsgräben entlang der Wege wurden verstopft, da zu nah an die Ackergrenze gepflügt wurde und so Ackerschollen in die Gräben rutschten. Dadurch könne es bei Starkregen Hochwasser geben, so das Gemeindeoberhaupt.
Zudem habe die Verschmutzung von Straßen im Ortsbereich und den Wirtschaftswegen teilweise überhandgenommen. Mist, Dreck und sogar Öl hatte der Bürgermeister dokumentiert, der anmerkte, dass man die Landwirte für Reinigungskosten, beispielsweise durch eine Kehrmaschine, finanziell belangen könne. Besonders schwerwiegend war ein ohnehin nicht zulässig eingerichtetes Silo auf einer Wiese, von dem Gärsaft auf den Weg gelaufen ist und diesen aufgeweicht hat, so Link. Ein solches Verhalten sei strafbar, da auch eine Verunreinigung des Grundwassers in Kauf genommen wurde. „Wir hätten die Polizei rufen sollen“, räumte Link ein Versäumnis der rechtlichen Konsequenzen ein.
Ebenfalls ein Stein des Anstoßes ist eine als Heu- und Strohlager genehmigte Scheune, die mittlerweile eher als Maschinen- und Gerätelager dient. Die Strohballen lagern auf der Wiese davor, teils auf Gemeindegrund. Der ebenfalls der Gemeinde gehörende ehemalige Grünabfallplatz wurde ungefragt zum Holzlager umfunktioniert.
„Diese Zustände sind nicht länger tolerierbar“, machte Link deutlich und kündigte an, sich die Sachlage mit Vertretern des Landratsamts und der Rechtsaufsichtsbehörde ansehen. Zudem will er eine Grenzfeststellung durchführen. Den Verursachern soll schriftlich mitgeteilt werden, welche Mängel vorliegen, was verboten ist und dass Verstöße in Zukunft Konsequenzen haben werden.
Keine Beanstandungen gab es am Ende der Sitzung bei einem Bauvorhaben am Hillenberg, wo dem Abriss und Wiederaufbau von Nebengebäuden das gemeindliche Einvernehmen erteilt wurde.