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BAD BRÜCKENAU: Ferkinghoff schockt mit Insolvenz

BAD BRÜCKENAU

Ferkinghoff schockt mit Insolvenz

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    Ungewisse Zukunft: Die Existenz der Traditionsfirma Ferkinghoff in der Kissinger Straße 34 steht auf dem Spiel. Das Textilunternehmen hat Insolvenzantrag gestellt.
    Ungewisse Zukunft: Die Existenz der Traditionsfirma Ferkinghoff in der Kissinger Straße 34 steht auf dem Spiel. Das Textilunternehmen hat Insolvenzantrag gestellt. Foto: Foto: Steffen standke

    Trübe Aussichten für die Textilfirma Ferkinghoff. Trotz guter Auftragslage musste das Bad Brückenauer Traditionsunternehmen am Donnerstag Insolvenz anmelden. Grund: Die Hypo-Vereinsbank hat den Geldhahn zugedreht. Die Produktion im Betrieb geht trotz der Insolvenz vorerst weiter.

    Die Ereignisse überrollten Friederike Ferkinghoff in dieser Woche schneller, als sie es überhaupt begreifen konnte. Gerade noch hatte sie für das zukünftige Geschäft geplant und muss nun hoffen und bangen, dass es mit dem 79 Jahre alten Unternehmen überhaupt weiter geht.

    Hauptschuldig, so sagt sie, sei die Hypo-Vereinsbank: „Sie hat uns die Kredite gekündigt und die Konten, auf die unsere Kunden einzahlen, eingefroren. Dort ist man nicht verhandlungsbereit.“ Das hätten nach eigenem Bekunden weder sie noch die Berater des Unternehmens voraussehen können.

    Warum die Bank sich gerade jetzt quer stellt, kann die Geschäftsführerin sich nicht erklären. Allerdings sei die Bank jüngst auch bei anderen größeren Firmen durch „aggressive Vorgehensweise“ aufgefallen: „Man will sich wohl von mittelständischen Firmen, die auch in der Bewertung schlecht abschneiden, trennen.“

    Fakt ist: Die Bank drehte den Geldhahn zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt zu. Gerade jetzt sei der Geldbedarf für das Unternehmen in der eh schwierigen Textilbranche am größten. Material müsse beschafft und bezahlt werden. Die Kollektion für Herbst und Winter sei teilweise fertig produziert und stehe zur Auslieferung bereit, so Friederike Ferkinghoff.

    Auch die Mitarbeiter müssten entlohnt werden. Doch woher nehmen, wenn die Bank nichts mehr gibt? Die Hypo-Vereinsbank hat sämtliche Sicherheiten für die bewilligten Kredite, zum Beispiel die Immobilien und das private Vermögen der Gesellschafter. Ferkinghoff ist also hochgradig abhängig von der Bank.

    Damit überhaupt Geld für die 85 Mitarbeiter da ist, sei der Geschäftsführung gar nichts anderes übrig geblieben, als Antrag auf Insolvenz zu stellen, so Ferkinghoff: „Durch diesen kurzfristigen Geldfluss bekommen die Leute wenigstens drei Monate lang Insolvenzausfallgeld.“

    Ihren Angaben zufolge sei es dem Betrieb zuvor gar nicht so schlecht gegangen. Zwar hätten inzwischen 98 Prozent der Betriebe in der Textilbranche ihre Produktion aus Kostengründen nach Osteuropa oder Südostasien verlagert. In Deutschland gebe es nur Verwaltungszentralen.

    Doch Ferkinghoff sei keine Massenmarke, sondern Nischenhersteller und Dienstleister. Man habe sich eingerichtet, produziere großteils in Deutschland. Die Auftragsbücher für Herbst und Winter seien voll.

    An die 130 000 Teile - Anzüge und Sakkos - produziert Ferkinghoff im Jahr. Das Ganze in über 100 Größen.

    Außer dass die Produktion weitergeht und die Mitarbeiter diese Aufträge abarbeiten, kann Friederike Ferkinghoff nichts über die Zukunft sagen. Am Freitag schaute sich ein Vertreter des Insolvenzverwalters den Betrieb an: „Das Schicksal liegt in der Hand des Insolvenzverwalters“, sagt die Geschäftsführerin.

    Der Insolvenzantrag von Ferkinghoff hat sich bereits herumgesprochen. Bad Brückenaus Bürgermeisterin hatte schon vor ein paar Tagen „einen Hauch davon mitbekommen“. Dennoch ist sie jetzt „äußerst bestürzt und betroffen“. Ebenso gehe es ihren Bürgermeister-Kollegen im Altlandkreis, mit denen sie jüngst zusammensaß.

    Ferkinghoff sei ein für Brückenau wichtiger Arbeitgeber, auch, weil es Beschäftigung für Frauen gebe: „Ich kann nur hoffen, dass der Betrieb erhalten bleibt“, so Meyerdierks.

    Johann Georg Ferkinghoff gründete die Firma 1932 in Würzburg. Nach der Ausbombung 1945 lief die Produktion in der Zweitniederlassung in Rothenfels am Main weiter. Die Ferkinghoffs kamen 1953 nach Brückenau und beuten dort ihren Betrieb mit 85 Mitarbeitern auf. Zu Spitzenzeiten hatte die Bekleidungsfirma 230 Angestellte.

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