Politiker auf allen Ebenen haben eines gemeinsam: Sie stecken in ständiger Terminnot. Es kommt darum vor, dass Besuchszusagen kurzfristig zurückgezogen werden müssen, weil sich wichtigere Dinge vorschieben. So ging es der Staatssekretärin Dorothee Bär, die sich zum Besuch von MdB Florian Hahn (CSU) am letzten Montag und Dienstag in Mellrichstadt ebenfalls angesagt hatte und dann doch wegen der aktuellen Diskussion um die Maut von ihrem Minister Dobrindt nach Berlin beordert wurde.
Florian Hahn aber kam pünktlich nach Mellrichstadt zu einem zweitägigen Besuch, der mit einem intensiven Programm für den Bundestagsabgeordneten angefüllt war. Ulrich Bucher, Bezirksvorsitzender und stellvertretender Landesvorsitzender des Außen- und Sicherheitspolitischen Arbeitskreises (ASP), holte den Gast in seinem Hotel ab und brachte ihn zu der ersten Station im Rahmen seines Aufenthalts. Das war das Beschussamt Mellrichstadt, dessen Neubau, wenn auch noch im Rohzustand, doch schon besichtigenswert ist. Hahn war beeindruckt von der Größe und der zu erwartenden Funktionalität des Neubaus.
Vor allem interessierten Hahn als Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestags die Aufgaben und Tätigkeiten dieses weltweit renommierten Amts. Und dazu wurde er vom Leiter des Beschussamts, Horst Willner, durch die Anlage geführt, begleitet von Bucher, Landrat Thomas Habermann, dem CSU-Ortsvorsitzenden Markus Groenen und dem neuen ASP-Kreisvorsitzenden Albrecht Erhard.
Hahn erfuhr vor Ort, wie die Spezialisten des Amts zum Beispiel Personen-Schutzvorrichtungen wie schusssichere Westen oder Schilde auf ihre Tauglichkeit prüfen. Oder sie zeigten dem Gast, wie jede einzelne Schusswaffe getestet und mit dem Prüfsiegel des Amts versehen wird.
Noch am selben Nachmittag geleiteten ihn seine Parteifreunde zum Dokumentationszentrum im Hainberg-Areal. Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit hieß den Gast aus München willkommen, zusammen mit Christian Herbig, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kameradschafts- und Freundeskreises der Garnison Mellrichstadt. Karl Naumann führte den Verteidigungspolitiker durch das Museum. Dessen Existenz sei zu begrüßen, sagte Hahn, als er erfuhr, dass der Hauptzweck des Dokumentationszentrums die Erinnerung an den Kalten Krieg sei. Nach Hahns eigenen Erfahrungen hat er „erschütternde Unkenntnisse“ über die Geschichte nach dem 2. Weltkrieg bei ganzen Schulklassen beobachten müssen. Für die Leistung des Freundeskreises bei der Einrichtung des Zentrums, aber auch für die Unterstützung der Stadt zeigte er großen Respekt.
„Es geht um politische Bildung“, sagte Streit auch mit Blick auf das Doku-Zentrum. Er erklärte dem Abgeordneten, wie es sich in das kulturelle Angebot der Stadt einordnet, wie es aus der ehemaligen Kaserne herauswuchs, welche Erwartungen an deren Konversion geknüpft waren und was sich davon erfüllte und was nicht.
Am Montagabend hielt Hahn einen bemerkenswerten Vortrag im Konferenzsaal von „Raum 7“. Der Vortrag, Höhepunkt von Hahns Aufenthalt in Mellrichstadt, bestach durch profunde Kenntnis der Weltlage und der Position Europas und Deutschlands im globalen Kontext.
Fünf Herausforderungen sah Hahn für Europa und Deutschland, die die Zukunft bestimmen: Europa zurzeit am Scheideweg; zu befürchtende Folgen, wenn Europa scheitert; Bedrohungen aus Afrika; die Herausforderung des Nachbarn Russland; und die Risiken des Wohlstands. Dem Vortrag schloss sich eine intensive Diskussion auf hohem Niveau an. Am nächsten Vormittag besuchte Hahn die Sportwaffenfabrik Weihrauch in Mellrichstadt, auch hier von Bucher und Erhard begleitet. Der ältere der beiden Chefs der Firma, Hans Hermann Weihrauch, erläuterte dem Gast noch vor der Betriebsführung, wie sein Unternehmen entstand, wie es nach dem 2. Weltkrieg von Thüringen nach Unterfranken wechselte, sich dort etablierte und expandierte (jüngst durch einen großzügigen Erweiterungsbau, der die alten Baracken aus der Vorkriegszeit ablöste), aber auch, mit welchen Schwierigkeiten die Sportwaffenbranche kämpfen müsse. Schwierigkeiten, die von der deutschen Bürokratie gemacht würden, und die beim Exportverbot von deutschen Waffen nicht zwischen kriegstauglichen und Sportwaffen diffe-renziert.
Für Mellrichstadt war der Besuch des Abgeordneten ungewöhnlich, da er ja nicht der Vertreter dieses Wahlkreises in Berlin ist. Ungewöhnlich auch, dass er dem Wunsch seiner Parteifreunde zu einem Fachvortrag nachkam und zwei Tage seiner Zeit zum Kennenlernen eines ganz anderen Teils von Bayern verwandte.