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KREUZBERG: Fünf tote Söhne auf dem „Feld der Ehre“

KREUZBERG

Fünf tote Söhne auf dem „Feld der Ehre“

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    Stiefelpflege: Der Geiseschuster (Wendelin Geis) aus Frankenheim sandte dieses Foto 1915 aus dem Feld nach Hause in die Rhön.
    Stiefelpflege: Der Geiseschuster (Wendelin Geis) aus Frankenheim sandte dieses Foto 1915 aus dem Feld nach Hause in die Rhön. Foto: Foto: Archiv Reinhold Albert

    Bedeutende Siege wurden der Bevölkerung durch viertelstündiges Zusammenläuten verkündet. In den Schulen fanden anschließend Schulfeiern statt, dann war unterrichtsfrei. Im April 1915 meldeten die Tageszeitungen: „Ein Siegestag, wie wir ihn noch nicht erlebt haben, ein doppelter Siegestag war uns gestern beschieden. Schnell und reich beflaggt waren die Straßen der Stadt Neustadt, als nachmittags die Meldung von der Einnahme von Warschau alle Welt überraschte.“

    Die Jugendwehr durchzog unter Trommelklang und Singen patriotischer Lieder die Stadt und brachte am Marktplatz dem Eroberer von Warschau, dem Prinzen Leopold und den verbündeten siegreichen Truppen im Osten und Westen ein begeistertes Hoch aus. „Die überall herrschende Siegesfreud über die Einnahme von Warschau hatte noch nicht abgeflaut, als am Spätabend ein zweiter Sieg verkündet wurde. Die völlige Besetzung von Iwangorod durch österreichisch-ungarische Truppen ....“, hieß es weiter.

    Sehnsucht nach Frieden

    Trotz aller Siegesmeldungen sehnten die Menschen ein Ende des Krieges herbei. So fand vom 7. bis 9. Januar 1915 in Mittelstreu eine dreitägige Andacht mit Predigt um eine glückliche Beendigung des Krieges statt. Angeregt hatten dies die deutschen Bischöfe.

    Und natürlich gingen auch die Einberufungen zum Militär ohne Unterlass weiter. In Burglauer wurden zum Beispiel am 4. Januar acht Mann des Jahrgangs 1895 eingezogen. Zwei weitere des Jahrgangs waren schon vorher als Kriegsfreiwillige eingetreten. Bereits zehn junge Burschen des Landwirts Helferich aus Dalherda in der Rhön waren im April 1915 im Heeresdienst und im April 1915 wurde auch noch der elfte Sohn einberufen, wie die Rhön- und Saalepost meldete.

    Neun Mönche eingezogen

    Selbst vor den Klostermauern machten die Musterungsbehörden nicht Halt. So wurde am 6. Juni 1915 aus dem Franziskanerkloster Kreuzberg berichtet: „Zur Fahne eingezogen und teilweise auch bereits an den Kämpfen teilgenommen haben bislang neun Mönche aus dem Franziskanerkloster, und einige weitere Angehörige haben sich neuerdings zu den Kriegsmusterungen des Landsturms zu stellen.“

    Ständig mußten in der Heimat Todesnachrichten überbracht werden. Wie das Kinder der damaligen Zeit erlebten, schilderte der Sternberger Dr. Karl Rügheimer: „Die ersten Männer aus der Nachbarschaft waren gefallen. Frauen liefen mit verweinten Augen umher, und die Kinder sprachen davon, wie es wohl sei, dass einer einfach nicht wiederkommen würde. Und lähmend fiel uns plötzlich ein, dass ja auch der Vater vielleicht nicht wiederkommen könnte. „Wie ist das?“, wollten wir von der Mutter wissen, und sie versicherte tapfer, dass es mit Vater natürlich anders sei. Er werde wiederkommen.

    Als wieder einmal der Pfarrer die Dorfstraße entlang schritt und langsam in ein Gehöft einbog, stellten wir das Spielen ein und sprachen darüber, wen es getroffen habe. Den Pfarrer bedauerten wir, denn es war doch nicht so einfach, den Leuten so eine Nachricht zu bringen.

    Schusters Aloys, einer von den größeren Schulbuben, wusste Bescheid; sein ältester Bruder war schon gefallen. „Des secht dar net so direkt“, erklärte er, „des secht dar a weng allmählich.“

    Im Juli 1915 war in den Heimatzeitungen in der Rhön und im Grabfeld zu lesen: „Unterelsbach. Ein ungewöhnlich schweres Opfer für das Vaterland haben die Bauersleute Erber dahier bringen müssen. Nachdem bereits vier ihrer Söhne den Heldentod gefunden hatten, ist jetzt auch der fünfte Sohn auf dem Feld der Ehre gefallen. Der sechste und letzte Sohn steht ebenfalls vor dem Feinde.“

    Angst vor feindlichen Fliegern

    Schon damals fürchtete die Bevölkerung, von feindlichen Fliegern angegriffen zu werden. Und so ist in den Amtsblättern der Rhön und des Grabfelds am 2. Juni.1915 unter dem Betreff „Verhalten bei Fliegerangriffen“ auch vermerkt: „Falls ein feindliches Flugzeug bemerkt werden sollte, wäre sofort anher (dem Bezirksamt) telefonisch Anzeige zu erstatten. Als feindlich sind diejenigen Flugzeuge zu betrachten, die an den Tragflächen das Eiserne Kreuz nicht tragen. Die Wahrscheinlichkeit, daß in unserer Gegend feindliche Flieger kommen könnten, ist übrigens äußerst gering. Ängstlichkeit ist daher keinesfalls am Platz.“

    Man war in ständiger Sorge um die Lieben in der Fremde und suchte ihnen ihr schweres Los erträglicher zu gestalten.

    So wurden von der Gemeindeverwaltung und dem Kriegerverein Burglauer jedem der bereits 80 einberufenen Soldaten aus der Gemeinde an Weihnachten 1915 Pakete mit Rauchfleisch, Zigarren und mehr gesandt.

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