Isabel Trott brachte es im Rahmen der Baumpflanzung gekonnt auf den Punkt: "Man schenkt dem Wald mit den neuen Bäumen neues Leben. Wenn Kinder geboren werden, geht auch das Leben im Wald weiter." Besser hätte man die Baumpflanzaktion im Distrikt Mellrichstädter Forst zwischen Sands und Willmars nicht umschrieben können.
Nach einer Idee von Bürgermeister Michael Kraus wird pro neugeborenes Kind in Mellrichstadt und den Stadtteilen ein Baum, genauer gesagt eine Esskastanie, gepflanzt. Heuer wurden mit Bezug auf das Jahr 2022 50 Bäume von Kindern, Eltern und Großeltern unter der fachmännischen Anleitung des Revierförsters Michael Merkel eifrig gepflanzt. Es herrschte im Wald ein emsiges Treiben. Sogar eine Mutter mit ihrem Kind auf dem Rücken packte kräftig mit an.
Den Nachwuchs feiern und würdigen
Im März 2020 überlegte sich der neu gegründete Kinder- und Jugendausschuss, wie man den Nachwuchs am besten feiern und würdigen könnte, so Stadträtin Sabine Buß. Schließlich griff man die Idee des Bürgermeisters auf, für jedes neugeborene Kind einen Baum zu pflanzen. 2021 geschah dies aufgrund der Pandemie noch durch die Stadträte, die im Auftrag der Eltern die Bäume für die Kinder pflanzten, die ein Jahr zuvor auf die Welt kamen. 2022 waren dann schon die Eltern mit von der Partie. Und heuer war die Resonanz riesig. Groß und klein tummelten sich im Wald, wobei Michael Kraus allen Eltern zum Nachwuchs gratulierte. "Es ist eine super Sache, dass manche Eltern sogar ihre neugeborenen Kinder mitbrachten", lobte Michael Kraus, der sich vor allem bei Michael Mühlfeld für die Vorbereitung dankte.
Und die vielen Helfer und Helferinnen konnten noch so manches von Michael Merkel lernen, etwa wie man einen Baum pflanzt. Es wurde eine schöne Fläche vorbereitet, wobei orangefarbene Punkte den Standort für die Bäumchen angaben. Letztere wurden in die blanke Erde, in den Mineralboden, gesetzt. Am besten arbeitet man mit dem guten alten Spaten. Spaten rein und die Erde ausbuddeln. Dann das Bäumchen reingesetzt und die Erde platt gedrückt. Einzelne Pflanzen wurden dann mit einem Gitternetz vor Wildverbiss geschützt. Dieses Gitternetz lässt dann auch noch genügend Licht für das Bäumchen durch.
In diesem Zusammenhang möchte der Bürgermeister darum bitten, dass man von dem Gedanken wegkommen sollte, dieser Baum wurde genau für mein Kind gepflanzt. In zehn bis 20 Jahren könnte der Wald hier ganz anders ausschauen, so Merkel, der nach Auskunft der Dritten Bürgermeisterin Nicole Seemann auch beim Ferienprogramm mit von der Partie ist. Zum Abschluss der Aktion gab es noch eine Brotzeit an der Jagdhütte, was den Gemeinschaftscharakter der Veranstaltung betonte.
Eine besondere Investition in die Zukunft
Auch der Frickenhäuser Rüdiger Schmitt lobte diese Pflanzaktion. Sein Enkelkind Konstantin wurde im September 2022 geboren und zwei Monate später erblickte mit Emilia sein nächstes Enkelkind das Licht der Welt. Die Aktion sei eine Investition in die Zukunft. Für einige der hier versammelten Personen sei der Begriff Waldarbeit bisher wohl ein Fremdwort gewesen. Nach Rüdiger Schmitt sollte man diese Aktion für spätere Jahrgänge fortführen.
Man entschied sich, für die Pflanzung eine Esskastanie zu verwenden, weil diese sehr anpassungsfähig ist und gut mit der Wärme und den trockenen Böden zurechtkommt, weshalb sie als Baum der Zukunft gilt. "Wir müssen momentan Bäume finden, die noch in den nächsten 100 Jahren an diesem Standort geeignet sind", unterstrich Michael Merkel. Und die Esskastanie – Baum des Jahres 2018 – komme mit dem Boden hier im Mellrichstädter Stadtwald gut zurecht. Die meisten Kommunalwälder hier werden von der Forstbetriebsgemeinschaft Obere Rhön mit Sitz in Nordheim betreut. Darunter fällt auch der Mellrichstädter Stadtwald, für den Revierförster Michael Merkel zuständig ist.
Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung
Die Esskastanie oder auch Edelkastanie stammt aus der Familie der Buchengewächse. Es ist ein sommergrüner Baum, der stärkereiche Nussfrüchte bildet, die als Maronen bekannt sind und auf keinem Weihnachtsmarkt fehlen dürfen. Vom Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Esskastanie in den Bergregionen Südeuropas das Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung, da sie anspruchsloser als etwa Weizen ist. Die Esskastanie wird im Durchschnitt 20 bis 25 Meter hoch und 500 bis 600 Jahre alt. Ein Kastanienbaum auf Sizilien ist aber mindestens 2000 Jahre alt.
