E - r ist ein fleißiger und strebsamer Landwirt irgendwo im Grabfeld. Auf sei- nen Rübenfeldern hat er es die- ses Jahr allerdings besonders massiv mit Wildschweinen zu tun. Die Tiere haben in ihrem Übermut einen beachtlichen Teil der Fläche zerstört. Dabei wühlen sie den Acker regelrecht durch und graben die Rüben aus dem Boden.
Jetzt machte die Bauersfamilie eine recht merkwürdige Entde- ckung, die darauf schließen lässt, dass auch "zweibeinige Wildschweine" auf dem Rüben- feld ihr Unwesen treiben. Alle Spuren deuten darauf hin, dass hier nicht von Wildschweinen mutwillig zerstört wurde, son- dern von anderen gezielt geern- tet wurde. Die Rübenblätter wurden nämlich sauber abge- trennt, wahrscheinlich abge- schnitten, und auf dem Acker liegengelassen. Die Futterrüben wurden allerdings mitgenom- men. Solch gründliche Arbeit leisten die vierbeinigen Wild- schweine nicht. In ihrem Über- mut lassen sie meist einen gro- ßen Teil der Rüben ungefressen auf dem Feld liegen. Bezeich- nend ist auch, dass die beschrie- bene Art des Wildschadens nur am Rand des Ackers auftritt - eben genau dort, wo keine Zuckerrüben, sondern die für vielerlei Tierarten schmackhafte Futterrübe angebaut wird. So entstehen immer wieder Lücken auf dem Rübenfeld, die mit Sicherheit von Menschenhand bei Nacht und Nebel geschaffen wurden.
Im Grunde hat der besagte Landwirt ja auch nichts da- gegen, wenn sich jemand für die Stallhasen oder anderes Ge- tier ein paar Rüben holt. Aber man könnte doch wenigstens vorher fragen - oder nicht? Dann müssten sich die Diebe auch nicht im Schutz der Nacht oder im Morgengrauen auf zum Rübenklau machen.
Ob die zweibeinigen Wild- schweine ein Gewissen haben? Falls ja, dann will die Bauers- familie genau an diesem Gewis- sen jetzt etwas kratzen. Der Landwirt hat nun nämlich ein Schild auf dem Rübenfeld pla- ziert. Die Inschrift lautet: "Sie säen nicht und sie ernten doch. Für jede mitgenommene Rübe bitten wir um einen Euro Spende für die Kirchenrenovie- rung in unserem Ort."
Ob das Schild tatsächlich Wir- kung zeigt und Spenden für die- sen guten Zweck eingehen, bleibt abzuwarten. Jedenfalls merken die Rübendiebe hoffent- lich, dass ihre Taten doch regis- triert wurden und es auch andere legale Wege gibt, um sich Futter für die Haustiere zu beschaffen.