Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Neustadt
Icon Pfeil nach unten

BAD NEUSTADT: Gar schwere Kost – genüsslich angerichtet

BAD NEUSTADT

Gar schwere Kost – genüsslich angerichtet

    • |
    • |
    Amelie Soul (links) und Johanna Ledermann (rechts) umgarnen als doppelter Mephisto mit verführerischen Künsten ihr widerstrebendes Opfer, den Faust, dargestellt von Ekaterina Schneider.
    Amelie Soul (links) und Johanna Ledermann (rechts) umgarnen als doppelter Mephisto mit verführerischen Künsten ihr widerstrebendes Opfer, den Faust, dargestellt von Ekaterina Schneider. Foto: FOTO Nerche-Wolf

    Damit wären wir also schon mittendrin in der Widersprüchlichkeit des Lebens und versuchen mit der Gretchen eigenen Unschuld zu loben, was wir sahen. Junge Menschen waren's, die sonst in den Schulbänken des Rhön-Gymnasiums wohl auch schon mal vermodern – wie man zuzeiten hört –, die sich aber auf der Bühne ganz anders zeigten: lebendig, beseelt von ihrem Tun, mit totaler Begeisterung bei der Sache. Spielfreude pur strahlten sie aus, einen Teil davon brachten sie bestimmt schon mit, den anderen Teil hat garantiert ihr Meister entfacht, Matthias Eichele, der die Truppe so richtig in Bewegung brachte.

    So allerlei floss ein in d a s Werk der deutschen Literatur, für manche Mutter und manchen Vater waren es nach einer arbeitsreichen Woche fast zu viele zeitintensive Eindrücke. Die musikalischen Beiträge, so wunderschön, glockenrein und passend sie, dem Anachronismus zum Trotz – die Operetten-Fledermaus flatterte durch Auerbachs Keller – auch waren, sie zogen in die Länge und nagten am Sitzfleisch.

    Sieht man davon ab, verdient der Nebenschauplatz um Eicheles Piano höchste Anerkennung, denn was den Kehlen von Theresa Wirsing, Pia Steinhardt, Jule Wagner, Maria Panten, Anne Lembach und Julius Kortmann entströmte, hätte wahrlich Fausts zerrissene Seele heilen können. Verzeiht, Herr Regisseur, legtet Ihr etwa in den Schluss-Choral ein wenig Ironie und hobt des Werkes Schwere damit auf?

    Nun kommen wir doch zu des Pudels Kern und künden von den schauspielerischen Glanztaten eines Mephisto – nicht korrekt, denn dieser verführerische Geist kam gleich doppelt daher, mit den weiblichen Reizen einer Amelie Soul und den spitzzüngigen Analysen einer Johanna Ledermann. Großartig agierten diese beiden, solches Potenzial wäre durchaus ausbaufähig. Das teuflische Wesen zu verkörpern gelang der punkig aufgemachten Johanna Ledermann beinahe so genial wie ihrem großen Kollegen am Meininger Theater, Roman Weltzien.

    Mit bewundernswerter Leichtigkeit handhabten auch der alte und der junge Faust, Ekaterina Schneider im Goethe-Outfit und Verena Maisch als Gigolo, die Anforderungen ihrer Rolle, das sittsame Gretchen stand dem in nichts nach. Vor allem in der Kerker-Szene gelang es Hanna Fiedler überzeugend, die Seelenpein greifbar zu machen.

    Noch mancherlei Namen verdienten genannt zu werden, doch allein: Die Liste würd' zu lang. Vielleicht sei noch herausgegriffen der trockne Schleicher Wagner, dem Julia Düsing ein himmlisch einfältiges Strahlen verlieh, oder Marthe Schwerdtlein, der man in Verena Hohmanns Verkörperung wohl schon häufiger begegnet ist. Ideen gäb's noch mehr, dies Werk zu loben – sind wir da nicht bei Schillers Glocke gelandet? – doch kommen wir zum Schluss. Was habt Ihr alles gegeben: Ihr quältet Euch mit elend alter Sprache, lerntet ewig lange Texte und gabt sie wieder, als ob's nichts wär'. Ihr scheutet keine Mühen, Bühnenraum und Euch selbst zu verpacken, dass es eine Wonne war, Euch anzuschau'n. Habt Dank!

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden